MAIL AN EINEN BEFREUNDETEN DEUTSCHLEHRER
Text zum Thema Literatur
von hermann8332
Zu Bachmann
und meinen literarischen
Vorurteilen , meiner Literatur-
misogynie und meinem
literarischen Werdegang
als Penalschüler
Mit so was wie Ingeborgs „ Reklame „
tu ich mir hart ..
Ich glaube Kästner würde es ebenso gehen
Seine Lyrikkritik ist treffend
Etwa so sinngemäß: vergeistigtes oder hochgestochenes
Geschwafel , Wortspielereien und Wortartistik …
An Inge und diesem Gedicht haben sich sicher schon
ganze Schulklassen samt ihren Deutschlehrern liter-
arisch aufgearbeitet und keine einzige an
Robert Frost : Die verpasste Straße ( The road not taken )
oder Halt am Wald im Abendschnee ( Stopping by woods
on a snowy evening ) , woran sich amerikanische Schul-
klassen ergötzen durften
Nur unter Kraftanstrengung sehe ich in Inges Poem
den unsicheren und verunsicherten Mensch , wobei
ich gar nicht versuchte mir den Titel Reklame erklärbar
zu machen
Kann sein, daß ich ein misogyner Leser bin
und Weiberliteratur und Weiberlyrik verachte
Wenn man es statistisch erfassen würde,
ergäbe sich ein überproportionaler
Rotz – Schlotz – Seufz – Schneuz Anteil
bei den Lyrikerinnen als gemütsbewegten
poetischen Frauen … für mich dichtende Sauen
Unsfeld der langjährige Suhrkamp Verleger
äußerte sich über Frisch in seinen Tagebuch-
chroniken „ es enthüllt sich der miese Charakter
dieses Menschen Max Frisch „
Verständlich, daß Inge sehr unter ihm gelitten hat
Ich habe zwei negative Vorurteile :
Deutsche Nachkriegsliteratur
und Frauenliteratur
Schon als Jugendlicher hatte ich
in der städtischen Leihbibliothek
darum einen großen Bogen gemacht
Vielleicht ist dies subkulturell
durch die Nachkriegsära und
die Siegermächteinfluenz bedingt
wodurch die Bibliotheken zur
Umerziehung zwangsweise
und gottseidank mit einer Flut
von ausländischer und meist
angelsächsischer Literatur auf-
gefrischt wurden
die bei weitem für einen
Heranwachsenden interessanter
war als das deutsche Geschreibsel
Besonders im Jungend - Genre
ist der Unterschied deutlich
zwischen zB Karl May
und Stevenson
Defoe Melville London Twain Kipling …
so wie Scheiße zur Sahnetorte
In der von mir bevorzugten Literaturform
der Novelle und der Short Story gab es
kaum etwas deutsches Vergleichbares,
das es mit den Amis , Engländern ,
Franzosen und allem den Russen ausgehalten
hätte ( wo die short story geboren wurde, die dann
auch in Frankreich Fuß fasste zB Maupassant )
Noch heute bin ich ein Fan von Tschechov und
noch mehr seines würdigen Nachfolgers Bunin
Unter diesen Bedingungen mußte es sich gerade-
zu zwangsläufig ergeben, daß mir der nur auf die
deutsche Literatur beschränkte Literaturunterricht
im Penal am Arsch vorbei ging
Das einzige Thema bei dem ich
interessiert aufpaßte war Kafka
Gegen den Rat meines Deutschlehrers,
der mir riet , wenn ich schon K wähle ,
dann den Käfer oder den Hungerkünstler
oder meinetwegen noch den Prozess,
bestand ich auf dem Schloss, was ihm
sichtlich widerwärtig war
Meine Deutschnoten waren durchgängig
und langjährig top , doch dies ergab nur
ein Befriedigend als Flop
Was mich noch zusätzlich weiter weg
führte von der deutschen Literatur
und mehr hin zur undeutschen
Weltliteratur
In der Schule gab es erheblichen Zoff
als ich impertinent darauf bestand, daß
sich der Unterricht nicht nur mit deutschen
Autoren beschäftigt und ich in den Deutsch-
unterricht Streik trat , was ein tagelanges
Nachsitzen durch Arresterteilung auslöste
Danach war das Verhältnis zu meinem
Deutschlehrer toxisch verseucht