Plagiatoren

Kommentar zum Thema Aktuelles

von  Citronella

Nun wird also wieder mal heftig diskutiert: Ist es ein Plagiat oder nicht? Wird es der Autorin schaden?

Stefan Weber, Plagiatsjäger aus Salzburg, scheint wieder eine Plagiatorin zur Strecke gebracht zu haben. Kamala Harris soll in ihrem Buch „Smart on Crime“ aus dem Jahre 2009 ganze Absätze z. B. von Wikipedia abgeschrieben und sogar ein Zitat von Martin Luther King als ihr eigenes Werk ausgegeben haben. Quellenangaben fehlen auch zu anderen Passagen.

Sofort wird Stefan Weber, der schon viele bekannte Plagiatoren wie z.B. Annalena Baerbock aufdeckte, in einigen Medien als „umstritten“ bezeichnet. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

Aber hat es Frau Baerbock geschadet? Sie hat lediglich ihr Buch aus dem Handel genommen. Und alles war wieder gut.

Wird diese Geschichte Kamala Harris schaden? Um wirklich wie eine Bombe einzuschlagen, wie Weber sagt, ist es wahrscheinlich für den Wahlkampf schon zu spät. Aber interessant bleibt es dennoch.

Ich stelle mir allerdings die Frage: Was bewegt Menschen, die so einfach nachvollziehbar das geistige Eigentum Anderer abkupfern? Stehen sie vollkommen über den  Dingen, halten sie sich für wesentlich schlauer als alle Anderen? Ich frage mich das auch, weil eines meiner besten Gedichte schon vor Jahren in ganz leicht veränderter Form in mehreren Foren auftauchte, ohne dass ich es bemerkte oder mich jemand Anderer darauf aufmerksam machte. Die Plagiatorin hat auf spätere Hinweise nicht reagiert und ist untergetaucht. Damit muss man leben, wenn man im Internet veröffentlicht, sagten Kollegen.

Allerdings habe ich dadurch auch nicht wirklich einen Schaden erlitten. Was man bei Frau Harris noch nicht absehen kann.



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Kommentare zu diesem Text


 LotharAtzert (15.10.24, 16:33)
Ist das der Sack Reis, der gleich umfällt? ... freuen sich die Spatzen.

 Citronella meinte dazu am 15.10.24 um 16:40:
Nein, Lothar, nicht der Sack Reis - aber vielleicht der Schmetterlingseffekt. Und dann freuen sich die Elefanten.

Antwort geändert am 15.10.2024 um 16:43 Uhr

 hehnerdreck antwortete darauf am 15.10.24 um 19:05:
Harris könnte nur die Kontrolle über genügend Atomraketen erlangen, um die gesamte Menschheit auszulöschen, nichts weiter, als nur das, also so unwichtig wie ein Sack Reis, der in China umfällt.

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 16.10.24 um 15:04:
Ei du Klugscheißer.
Das Universum duldet auf längere Sicht kein Ungleichgewicht. Möge es darum so kommen, wie es kommt.

Und wenn man von mir nix lernen will, (und umgekehrt gleich wieder moralisch belehrt) ist das nicht mein Problem.

 niemand (15.10.24, 17:21)

Sofort wird Stefan Weber, der schon viele bekannte Plagiatoren wie z.B. Annalena Baerbock aufdeckte, in einigen Medien als „umstritten“ bezeichnet. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf.
@ Citronella

Für mich ist in Deinem Kommentar der obige Abschnitt, welche ich hier mal
hineinkopiere das Wesentliche. Warum? Ja, weil dieses "umstritten sein als Person" sehr abhängig ist von der Wichtigkeit der Person, welche man als Plagiator/in entdeckt und "bespricht". Ist eine Person voll ins Wohlwollen des Mainstreams eingefügt, wird man sofort mit "der Entdecker ist umstritten" schießen, z.B. im Bezug auf  Baerbock, weil eben nicht ist, was nicht sein darf.
Handelt es sich hingegen um eine nicht so genehme Person für die Medien
und hier denke ich an ein AfD-Mitglied, würde der Entdecker des Plagiats
mit Lorbeekränzen von eben den Medien überschüttet. Ein Held sozusagen, welcher die Böse, ach so Scheussliche Person  an ihrem wunden Punkt gepackt und in die Öffentlichkeit gezerrt hat. Ein Schelm, wer anderes
dabei zu behaupten gedenkt. LG niemand

 Citronella äußerte darauf am 15.10.24 um 17:54:
Das ist richtig, Irene. Der Begriff „umstritten“ ist in den letzten Jahren zum ausgelutschten k.o-Kriterium für alles Unliebsame geworden, das die Medien am liebsten nur mit der Kneifzange anfassen würden. Sie können Dinge nicht widerlegen, weil sie einfach zu offensichtlich sind, aber die Abwertung „umstritten“ bietet zunächst schon mal eine negative Einordnung, eine Anhaftung, die der/die so Bezeichnete nie wieder los wird. Das fing in großem Stil bei den frühen Corona-Aufklärern wie Bhagdi an und wird sich auch weiterhin fortsetzen. Stempel drauf – erledigt.

Danke für deine Gedanken zu diesem Thema.

LG Citronella

 Klemm (15.10.24, 17:22)
Ich stelle mir allerdings die Frage: Was bewegt Menschen, die so einfach nachvollziehbar das geistige Eigentum Anderer abkupfern?

Ich gehe ganz stark davon aus, dass es sich bei den zeitgenössischen Plagiatoren so verhält wie bei Herrn von Guttenberg, der seine Doktorarbeit von einem Dienstleister für akademische Arbeiten verfassen ließ. Sprich: Outsourcing. Die dort auf Provisionsbasis angestellten Verfasser verdienen wenig, arbeiten unter großem Zeitdruck, sind an keinen Ethos gebunden und haben keine intrinsische Motivation das Thema zu bearbeiten (sonst würden sie einen solchen Job gar nicht annehmen). Der Diebstahl ist also der Effizienz geschuldet. Wer schneller fertig ist, verdient mehr.

Die Problematik ist also systemisch. Wer in der heutigen neoliberalen Gesellschaftsordnung erfolgreich sein will, muss schnell, opportunistisch und ethisch unempfindlich sein und am laufenden Bande sichtbare Ergebnisse produzieren. Dies ganz unabhängig von Wirkungsfeld oder politischer Ausrichtung.

 Citronella ergänzte dazu am 15.10.24 um 18:12:
Da in den letzten Jahren Politiker fast aller Parteien betroffen waren und mehr als einer seinen Doktortitel abgeben musste (nur Frau Weidel wurde sehr schnell rehabiliert), kann man wohl von einer systemischen Problematik sprechen.

Letztlich haben wir es aber bei Plagiaten mit einem Straftatbestand zu tun. Auch wenn die „ethische Unempfindlichkeit“ in Wirtschaft und Politik sicher enorm zugenommen hat, darf man die rechtliche Seite in so einem Fall nicht vergessen.

Wie man in den USA auf dieses Thema reagieren wird, bleibt spannend.

 Klemm meinte dazu am 15.10.24 um 19:40:
arf man die rechtliche Seite in so einem Fall nicht vergessen.
Natürlich nicht. Meines Erachtens geht es dabei einzig und allein um die redliche Seite, bzw. die Feststellung, dass Redlichkeit als verbindlicher gesellschaftlicher Wert im Schwinden begriffen ist, wogegen Erfolg (was nun eigentlich gar kein Wert, sondern ein von unterschiedlichen Faktoren abhängiges Ergebnis ist) hoch im Kurs steht. 


Das hat damit zu tun, was in einer Gesellschaft belohnt wird, monetär oder das Ansehen betreffend. Wenn Redlichkeit gesellschaftlich nicht belohnt wird, werden ausschließlich solche Persönlichkeitstypen an ihr festhalten, die durch Redlichkeit als ethische Tugend eine intrinsische Belohnung erleben, ungeachtet, ob ihnen diese Nachteile bezüglich Geld und Ansehen bringt.

Tatsache ist, dass man in Wirtschaft und Politik keinen Doktortitel braucht, man kann auch ohne Titel eine der Bevölkerung zuträgliche politische Arbeit (auch ohne Studium) sowie Karriere machen und in der Wirtschaft sowieso. 

Viele dieser Personen wollen einfach nur den Titel, da er ihrer corporate identity mehr Gewicht verleiht, dabei verfügen sie über keinerlei akademisches Engagement, im Falle eines Plagiats noch nicht mal über Respekt davor. Übrigens ist auch das, was praktische Ärzte gemeinhin als Dissertation einreichen, ein Witz, das ist in akademischen Kreisen hinlänglich bekannt, sie schreiben sie nur, um den Titel auf ihr Schildchen zu schreiben. Das bedeutet aber wiederum nicht, dass sie schlechte praktische Ärzte sind.

Ich finde es wichtig, dies auseinanderzuhalten. 

Die abnehmende Redlichkeit und die Gründe dafür sind im Zusammenwirken von Wirtschaft und gesellschaftlichem Ansehen zu suchen. Bedauerlicherweise halte ich es für ausgeschlossen, dass sich diesbezüglich etwas ändern wird.

Übrigens wurden auch viele andere Politiker und sonstige rehabiliert. Auf der Whitelist Webers befindet sich z.B. die österreichische Grüne Sigrid Maurer.

Pikant ist, dass die meisten Fälle, die Weber untersucht Personen betrifft, die nicht in der Öffentlichkeit stehen, nach eigenen Angaben sind seine Auftraggeber Personen, die unliebsamen Konkurrenten ans Bein pinkeln wollen. Zwar geht es in diesem Punkt um eine andere Art der zweifelhaften Moral, der Grund ist aber vermutlich derselbe: Ansehen in einer sozialen Hierarchie, die durch den Einfluss ökonomischer Prinzipien wie Konkurrenz sich vollkommen ausgehöhlt um sich selber dreht.

 Quoth meinte dazu am 16.10.24 um 11:57:
Meinem Hausarzt vertraue ich blind. Er hat nämlich keinen Doktortitel.

 Klemm meinte dazu am 17.10.24 um 14:15:
Ja, Quot. Unsere langjährige Familienhausärztin hatte auch keinen Doktortitel und wir haben nach ihrer Pensionierung keine vergleichbar bedachte und verlässliche gefunden.

 TassoTuwas (16.10.24, 10:48)
Ich sag mal ganz schlicht:  
Wer etwas Schlaues, dass so bereits schon woanders zu finden ist, von sich gibt, von dem weiß ich zumindest, dass er des Lesens mächtig ist.
Der/die ist mir lieber als ein Egomane, aus dessen Mund erschreckender Schwachsinn quillt.
Jedenfalls in der Politik, wo ich ein Kreuzchen machen kann.

LG TT

 Citronella meinte dazu am 16.10.24 um 11:38:
Hmm, Tasso, darüber könnte man jetzt trefflich streiten.
Ich glaube, weder der/die eine noch der/die andere wäre in der Politik erstrebenswert. Richtig schlimm wird es allerdings dort, wo zwar eine gute Lesefähigkeit vorhanden ist, aber trotzdem erschreckender Schwachsinn gefaselt wird. :woot:
Nur gut, dass wir unser Kreuzchen im amerikanischen Wahlkampf nicht machen müssen. Auch wenn es in deutschen Medien manchmal fast so scheint.

LG Citronella
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