DIE UNSICHTBARE
LEINE
Du bist voraus
oft weit vor mir
und manchmal
hinterdrein
egal wo du gerade läufst
du wirst schließlich
an meiner Seite sein
Keine Distanz
uns trennen kann
nirgendwo
nirgendwann
Du springst heran
drängst dich an mich
Und ich lobe dich dafür:
„ Braves Tier ! “
Du bleibst nicht lang
verläßt mich bald
und strebst zur Wiese
und zum Wald
so daß ich dich nicht
mehr sehe
auch wenn ich zügig
dir nachgehe
Schau ich nach vorn
kommst du von hinten
Will ich dich suchen
wirst du mich finden
Blick ich zurück
stehst du vor mir
und bellst mich an :
„ Ich bin hier …“
Was ist es
das uns beide bindet ?
daß einer zu dem anderen
findet
als wär eine Leine
zwischen uns
unsichtbar
lang und elastisch
welche uns stets
zusammenhielt
und die sich wunderbar
anfühlt
auf magische Weise
durch Telepathie
so daß wir uns
verlieren nie
und immer wieder finden
selbst wenn wir sollten
erblinden
Doch irgendwann
da wird es sein
du bist bei mir
ich bin bei dir
trotzdem ist jeder
ganz allein
und nie mehr kommen
wir zusammen
weil die Leine zerrissen ist
und du nicht mehr
lebendig bist
oder ich nicht mehr
am Leben
Keine Verbindung
wird’s mehr geben
Du warst voraus
ich hinterdrein
Es könnte umgekehrt
auch sein
Nun sind wir leinenlos ...
… tote Wesen bloß
Nicht mehr des anderen
Gefährte
mit dem er lebte auf der Erde
Du warst diesmal
zu weit voraus
und ich zu weit
hinterdrein
Es könnte umgekehrt auch sein
Das hat
die Leine überspannt
Sie reichte nicht
ins jenseitige Land