Die Nacht vor Cannae

Parodie zum Thema Historisches

von  Jack

Dieser Text ist Teil der Serie  Fuguratively speaking

"Patrizier! Hier, wo der Primitivo gekeltert wird, werden wir morgen unsere Schlacht schlagen, zu Ruhm und Ehre von Rom! Dieser Schurke hat es geschafft, zwei unserer Armeen zu besiegen, und glaubt, er hätte eine große Zukunft vor sich! Doch wie Ray Bradbury zu sagen pflegte: wir verhindern die Zukunft! Wer ist überhaupt dieser Hannibal? Ich habe den Roman über Hannibal Lecter gelesen, ich habe die Serie mit Mads Mikkelsen gesehen, nicht schlecht. Aber ich sage euch, edle Römer: nicht schlecht wird uns nicht beeindrucken. Unsere Vorfahren stammen aus Troja, deren bloß aus Tyros. Troja ist nördlicher, das heißt nordischer, das heißt wir sind rassisch edler und sie sind im Grunde Afrikaner, oder, rassistisch korrekt, Neger! Mögen die Götter uns nein nicht zum Sieg führen, das schaffen wir schon selbst, aber mögen die Götter uns vom Olympus Mons zujubeln, wenn wir diese sozialdarwinistisch gesagt Untermenschen annihilieren. Ruhm und Ehre sei Rom".

"Danke, Paullus. Also. Hm, nun, nuja, also. Leute! Hey, hey, hey Ruhe, Ruhe... Leute! Soldaten! Männer! Gestern habt ihr noch gewichst, doch morgen werdet ihr ficken! Wir reißen diesen Pussies ihre pinken Pussies auf, yo, Nigga, wir machen sie Messer, was los, yo, Bitch! Wir sind die Niggaz von de fucking Rom, Alter, wir ficken eure Mutter..."

"Danke, danke, es reicht, Varro. Deine Männer haben dich verstanden. Ruht euch aus, sauft nicht zu viel, Smartphones ausschalten, und keine Videospiele. Wir werden zwar locker gewinnen, aber euren Schlaf braucht ihr trotzdem".  Die Sonne ging unter, die Rolex von Lucius Aemilius Paullus zeigte analog und digital auf demselben Tableau den Tageswechsel vom 1. auf den 2. August an. Er schrieb noch einen kurzen Brief an seine Frau: "Liebe Vanessa, in fünf Tagen werden wir uns wiedersehen. Ich hoffe, mir wird ein Triumph gewährt, und wir feiern ordentlich mit einem vortrefflichen Primitivo di Manduria aus dem Jahrgang minus 222. Bye bye und grüß die Kinder, dein Ehemann und Konsul."



Anmerkung von Jack:

2.2019

Hinweis: Der Verfasser wünscht generell keine Kommentare von Moppel.

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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (21.02.25, 10:32)
So kann's gehen!
Die Anachronismen wirken in diesem Falle (bei mir) gut.

Darf ich diesen Text (mit Autor- und Quellenangabe) in unserem Antikenforum vorstellen?

https://www.albertmartin.de/altgriechisch/

 Jack meinte dazu am 21.02.25 um 10:35:
Selbstverständlich. Ich wünschte, den Text nicht selbst geschrieben, sondern als Leser entdeckt zu haben.

 Graeculus antwortete darauf am 21.02.25 um 11:30:
Ich danke Dir sehr.

Es ist ein Text zum Lesen, ja.
Und jetzt steht er auch hier: https://www.albertmartin.de/altgriechisch/forum/?view=11110

 Graeculus schrieb daraufhin am 21.02.25 um 16:45:
Ein Fachmann im Antikenforum meint:

Pussys, Neger, Untermenschen, licet - aber dass Lucius Aemilius Paullus, an dessen Handgelenk man eine Patek Philippe erwartete, eine Rolex trägt, die zweifellos nur zu Varro passt, ist indiskutabel.

Ich weiß noch nicht recht, wie ich mir diesen Deinen Paullus vorzustellen habe, aber der Einwand ist bedenkenswert.

Antwort geändert am 21.02.2025 um 16:45 Uhr

 Graeculus äußerte darauf am 21.02.25 um 16:46:
Wahrlich ein Text, an dem ich meine Freude habe.

 EkkehartMittelberg (21.02.25, 20:38)
Hallo Jack,
die bewussten genrespezifischen Rassismen sind nicht zu überbieten, die witzigen Anachronismen ebenfalls nicht.
LG
Ekki

 Graeculus ergänzte dazu am 21.02.25 um 23:29:
Geradezu genial, wie Jack hier die Anachronismen als Stilmittel einsetzt!
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