Erfindergeist

Kurzprosa

von  uwesch

Kai lebte in einem kleinen Städtchen in der Nähe der Alpen. Seine Leidenschaft war das Malen. Anarchisch in seinem Denken und zielbewusst im Handeln war er so etwas wie ein Erfinder seiner Eindrücke, der diese in Bilder fasst. Im Prinzip an nichts glaubend gebärdete er sich durchaus wie ein Weltmann, dem auf Erden nichts fremd war - gesellig, witzig und klug. Doch er sah seine Mitmenschen beim besten Willen nicht als Geschöpfe Gottes an, sondern eine Bande von Hornochsen, die niemals etwas kapieren wollten. Deshalb wurde er oft von Kunstliebhabern als arrogant oder genial eingestuft.

In seinem Atelier hing ein Traumbild von seiner Geburtsstadt, in dem sich Nähe und Ferne verloren und damit die Konturen nur noch vernebelt aussahen, denn viele kleine Rauchwolken aus den Schornsteinen der Nachbarhäuser behinderten oft die Sicht. Diese Stimmung hielt er mit Farbe, Pinsel und Palette fest. Es war sein erstes Bild, das große Anerkennung in der Kunstwelt fand. Nicht allzu sehr ließ er sich dabei von der Realität leiten. Die Abstraktionen dienten ihm immer wieder für sein weiteres Malen.

Die Betrachter und Betrachterinnen lebten dann teils in einer anderen Wirklichkeit. Auf diese Art und Weise wurde er ein bekannter Maler, der abstrakte Bilder produzierte, die sich auch gut verkaufen ließen.

 



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Kommentare zu diesem Text


 Aron Manfeld (27.02.25, 13:51)
So ähnlich wie Du, lieber Uwe?

 uwesch meinte dazu am 27.02.25 um 17:21:
Ich vermische fast immer Fantasie mit persönlichen Tätigkeiten und Erfahrungen. Insofern ist jeder Text mit meinen Gewichtungen anders gestaltet. Da gibt es kein pauschales Schema. Grundsätzlich verkaufe ich meine Bilder nicht. LG Uwe

Antwort geändert am 27.02.2025 um 17:25 Uhr
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