Der Tod schlug unerwartet zu

Kurzprosa

von  uwesch

Aus dem Küchenfenster der Wohnung sah Lena in den Hinterhof einer Fabrik in dem Arbeiter mit Rohren umherschmissen. Sie wollten sich am Krach erfreuen. Ein kleiner Schornstein vertraute seinen Rauch dem Wind an, der ihn mal auf die eine oder andere Seite in die Küchen und Schlafstuben der kleinen Ansiedlung wehte.

In der Nacht schreckte sie oft auf, hörte seltsame nie gehörte Töne – Laute aus einer unbekannten Natur – Tiere vermutete sie, vielleicht aus dem angrenzenden Wald oder von dem naheliegenden Teich im Ort. Töne, die sich mit der Dunkelheit zu einem grenzenlosen Raum verbanden, in dem sich jede Orientierung verlor.

Sie verbrachte die Nacht am offenen Sarg ihres Mannes, hielt die Totenwache, erneuerte die abgebrannten Kerzen, die in vier großen Silberleuchtern um den Sarg standen und das ganze Zimmer in wechselnde Schatten tauchten. Sie saß schweigend auf einem Hocker und betrachtete diese an den Wänden,  wie sie sich trennten und wieder vereinigten, einen flackernden Tanz aufführten – in ihrer Bewegung das Leben feierten.

Im Morgengrauen verblassten die Schatten und Erinnerungen, wichen dem Ritual des Tages. Der schwere Sarg wurde verschlossen und zur Totenmesse abgeholt.



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Kommentare zu diesem Text


 S4SCH4 (26.02.25, 09:54)
Eine schmale Gratwanderung, dieser sogenannte Erfindergeist. Mit einem Traumbild einer Geburtsstadt und grundsätzlicher Antipathie ist schon so mancher auf eine Reise zu neuen Ufern gegangen. Ob er wohl je glücklich wurde? Darüber schweigt der Text.

 uwesch meinte dazu am 26.02.25 um 10:27:
Genau - eine schmale Gratwanderung. Geschmäcker sind sehr verschieden.
Für mich ist die Malerei immer ein schönes Hobby gewesen, was ich jetzt durch das Schreiben abgehakt habe. Wohin mit den vielen Bildern?! Dafür sind die Wände meiner Wohnung u.a. schön mit Eigenwerken gestaltet. Ab und an nehme ich Umhängungen vor.
Dank Dir und
LG Uwe

 S4SCH4 antwortete darauf am 26.02.25 um 11:36:
Hallo Uwe, ich bin verdutzt. Wo ist der Text hin? Der mit dem Maler? Habe ich geträumt?

 uwesch schrieb daraufhin am 26.02.25 um 15:08:
Der steht nach wie vor ohne Unterbrechung drin unter dem Titel <Der begnadete Maler>
LG Uwe

Antwort geändert am 26.02.2025 um 15:51 Uhr

Antwort geändert am 26.02.2025 um 15:53 Uhr

Antwort geändert am 26.02.2025 um 15:55 Uhr

 harzgebirgler (26.02.25, 14:17)
Eine sehr intime Totenwache, die den Namen noch verdient! - "Heute hat der Begriff der Totenwache insofern eine Bedeutungsänderung erfahren, als jede Form des gemeinsamen Abschiednehmens als Totenwache bezeichnet wird, gleichgültig, ob sie im Beisein eines Priesters in der Kirche oder im privaten Kreis, im Abschiedsraum eines Krankenhauses oder Altersheimes stattfindet."(https://de.wikipedia.org/wiki/Totenwache) --
LG vom Harzer

 uwesch äußerte darauf am 26.02.25 um 15:10:
Das wusste ich nicht, da ich noch nie an einer Beerdigung teilgenommen habe. Meine Verwandten und FreundInnen leben alle noch.
LG Uwe
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