ICH ERMANAMERS KIEGSHALBWAISE UND STUKAPILOT

Gedicht zum Thema Faschismus

von  hermann8332

ICH

ERMANAMERS


KIEGSHALBWAISE

UND STUKAPILOT


Man zeugte mich

im Fronturlaub

in einer schwülen Sommernacht


und als es eisiger Winter war

in Stalingrad im fünften Kriegsjahr

dort mein Erzeuger starb


Stalingrad

Massengrab


und sich der Endsieg davon stahl

und verschwand im weiten Russland


hinter die Wolga

und den Ural


Die Kriegerwitwe und ich


- Ermanamers getauft -

und Hermann gerufen


wir beiden lebten unter einem Dach

mit meiner Tante und den Großeltern

in einer geräumigen Wohnung


und wenn ein Bomberverband kam

dann krähte ich ALAM ALAM


und freute mich unbändig

so daß mich meine Mutter

fast erwürgte eigenhändig


Wir hatten eine Putzfrau

sie hieß Brendel


das weiß ich noch ganz genau


Und als sie wie so oft

die Dielenbretter des Küchenbodens

schrubbte


ich mich eines Tages als Sexist

und als Militarist entpuppte


denn ich nahm den Schemel

und stellte ihn

unter den Küchentisch


und kletterte hinauf


und wartete bis die Putzfrau

in die Nähe des Tisches kam

und vor mir auf den Knien putzte


während sie mir

den Rücken zu wand

und ich eine Gelegenheit fand

ihr ins Kreuz zu springen

auf ihren breiten Rücken

als würde ich sie a tergo

nämlich von hinten ficken

wobei sie furchtbar erschrak

und den Eimer umwarf

und nun in einer Pfütze

auf dem Boden lag


wie eine Qualle


die alte Schnalle


Auch ich war geschockt:

was hatte ich mir da eingebrockt


und ich fiel von ihrem Buckel

in die Wasserlache

robbte schnell heraus

lief aus der Küche

und verließ das Haus


und traute mich nicht mehr heim

und wußte, man würde mir böse sein


Frau Brendel schrie wie am Spieß

und kündigte sogleich

und meine Großmutter mußte sie

beschwichtigen


und versprach mich zu züchtigen

und erhöhte ihren Lohn

so daß sie fast das Doppelte bekam

und ihre Kündigung zurück nahm



Als ich abends

durchnäßt und unterkühlt

wieder auftauchte,

man mich zusammenstauchte


Doch verzichtete man auf die Prügel


Aber es gab ein peinliches Verhör

und ich schämte mich so sehr …


Und sagte


ich dachte mir wüchsen Flügel

und die Frau Brendel habe

von oben mit ihrem Buckelhöcker

wie ein T 34 aus gesehen

und ich hätte Stuka spielen wollen

und sei deshalb auf sie herab gestürzt


im Feindanflug


Denn ich brauchte eine Ausrede

für diesen groben Unfug


der rein sexistisch motiviert war


und es war mir klar

hier im Dritten Reich

wäre es heroisch und sähe

einem mutigen Pimpfe gleich

Stukapilot zu spielen


und es fleißig zu üben


aus Rache und Vergeltung

für meines Vaters Tod

im fernen Stalingrad


in diesem Massengrab


wo er lag


wie das Gesetz es befahl


im fünften Kriegsjahr

als der Endsieg bereits

dawai war


Seitdem bin ich ein Sexist

und Militarist und ein Antikommunist

dem nicht mehr zu helfen ist


und ich habe eine Putzfrauenobsession

jedem Feminismus zum Hohn


Man hat mich Ermanamers getauft

nämlich Hermann


so wie der Cherusker Arminius

auf Germanisch hieß


und die Putzfrau Brendel

hatte das Aussehen und Gehabe

einer römischen Haussklavin

der gegenüber meine Großmutter

wie eine Patrizierin wirkte und sich

auch so gab,


was an ihrem Ariertum lag


Frau Brendel hatte

trotz ihrer römischen Nase

einen slawischen Vornamen

nämlich Olga,

weshalb sie bei uns als

Untermensch galt

gekrochen aus den Sümpfen

des Dnjeprs

oder aus dem Böhmischen Wald


Mein Psychiater meint

wenn man alles

zu einer Psychoanamnese

und zu einem Psychogramm vereint

so ließe sich erklären ,


warum ich nicht nur Sexist

und Militarist

sondern auch Antifeminist

Rassist und Sadist und Faschist

geworden sei


und der Nomen

Ermananers „

mir wurde zum Omen …


Ps


Wäre ich in der Nachkriegszeit geboren

und meine Fantasie hätte sich an Karl May

entzündet

so wäre ich der Putzfrau


wie Winnetou oder ein Panther

ins Kreuz gesprungen

und hätte sie gebissen


Doch das kann man nicht wissen


Aber warum ?


Weil sie wie eine Rothaut aus sah

mit ihrem Bluthochdruck -Teint

und dem bezopften Haar !


Und ich wäre zum Waffennarren

und Militarist geworden, mit

einem Faible für Tomahawks

Skalpmesser und Bogen


und ungelogen

alles hätte mich genauso geprägt

und bestimmt


weil man seinem Fatum

nicht entrinnt


Nescis quid vesper serus vehat


Du weißt nicht ,

was der späte Abend bringt


Wartens wir mal ab

wer von uns im Heim sitzt

und spinnt ...


Cetero censui :


Der Pazifist , Feminist

und Antirassist !


Aber nicht der Arier

von der Herrenrasse

aus dem Cheruskergeschlecht

Ermanamers genannt


der Befreier Germanias

von den Spagettifressern

aus dem Welschland












Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Zur Zeit online: