Sturm & Drang

Gedicht zum Thema Kunst/ Künstler/ Kitsch

von  plotzn

Der Maler greift entzückt zum Pinsel

und hält das Meer auf Leinwand fest.

Der Dichter schippert vor der Insel,

er hält sich an der Reling fest.

 

Der Maler wechselt oft die Farbe

und zeichnet weiter unbeschwert.

Der Dichter wechselt auch die Farbe,

von weiß auf grün und umgekehrt.

 

Der Maler muss noch nicht mal pusten,

es trocknet Wind sein frisches Bild.

Den Dichter packt der Würfelhusten,

er macht damit die Fische wild.

 

Viel lieber hätte er geschrieben,

doch ist er grad nicht schreibbereit.

So ist ein Sturm der Stärke sieben

des einen Freud, des andren Leid.

 



Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 GastIltis (02.04.25, 15:52)
Hallo Stefan, ich bin leider in die Politik abgerutscht. Sei nachsichtig mit mir.

Ein Maler porträtiert Max Schmeling*
und schreibt: das wär ein Mann für's Reich.
Der Dichter denkt an jener Reling:
Wie hieß der Führer noch mal gleich?

Der Maler nimmt sich seine Farben
und mischt und mischt: schwarz, weiß und rot.
Des Dichters Hammer, Sichel, Garben
entsorgt man. Der kriegt trocken Brot. 

Der Maler muss sich noch verbünden,
dann schlägt er vieles in den Wind.
Der Dichter könnte viel verkünden.
Doch er verbleibt stumm, taub und blind.

Warum das passiert ist, schreibe ich per PN
Soll dein prima Gedicht nicht schmälern. Im Gegenteil. 

Herzlich Gil.

*Angelehnt an Tucholskys Text: "Ein älterer, aber leicht besoffener Herr"

 plotzn meinte dazu am 03.04.25 um 10:00:
Servus Gil,

dir würde ich doch fast alles verzeihen. Übelste Beschimpfungen und Diffamierungen, sogar Beleidigungen meiner Mutter, ... nur bei den Sticheleien gegen die Schwazgelben wird es kritisch.

Dein Gedicht ist klasse. Wenn man schwarz, weiß und rot mischt, erhält man braun.

Danke für den Hinweis auf Tucholskys Text, den ich noch nicht kannte. Dank des Internets konnte ich ihn mir gerade als Audiodatei anhören. Entgegen anderslautender Behauptungen ist Youtube doch eine gute Informationsquelle...

Liebe Grüße
Stefan

 Didi.Costaire (02.04.25, 16:18)
Hallo Stefan,

das kann ich mir alles gut ausmalen!

Der Maler malt dann mal den Dichter
auf hoher See als Aquarell.
Der Dichter hält nicht dicht. Schon bricht er
erneut und das in Grünpastell.

Liebe Grüße,
Dirk

 plotzn antwortete darauf am 03.04.25 um 10:05:
Servus Dirk,

das stelle ich mir gerade bildlich vor. :D  Wer möchte ein solches Landschaftsidyll nicht in seinem Wohnzimmer hängen haben...?

Der Dichter rächt sich dann am Maler
und reimt ein übles Schmähgedicht,
verlangt von ihm dreihundert Taler,
damit er's nicht veröffentlicht.

Liebe Grüße
Stefan

 Teo (02.04.25, 18:18)
Hi Stefan,
ach...hör bloß auf.Maler und Anstreicher, geh mir weg.
Letztens meinte einer, Hände in der Tasche und blöd geguckt, "Malen nach Zahlen". Da hab ich ihm erst einmal einen Vorschuß gegeben. Ne ne...

Ärgerliche Grüße
Teo

 plotzn schrieb daraufhin am 03.04.25 um 10:12:
Servus Teo,

dann lieber Dichter, gell? Blätter nach Lettern.
Aber Vorsicht! Manche geben auch hier den Dingen einen falschen Anstrich (nein, nicht schwarzgelb).

Liebe Grüße
Stefan

 AchterZwerg (03.04.25, 06:36)
Ja,
solch ein Würfelhusten kann dein Glück schnell wenden.
Das Pech kommt über dich wie das Glück über den schreibbereiten Seefesten. 8-)

Kommentar geändert am 03.04.2025 um 06:37 Uhr

 plotzn äußerte darauf am 03.04.25 um 10:23:
Das stimmpt, mein Zwerch, und deshalb bleibe
ich stets an Land, wenn ich was schreibe.
Denn andernfalls, das weiß der plotzn,
wär das Ergebnis wohl zum Haareraufen.

 Möllerkies (03.04.25, 17:11)
Moin Stefan,

mir gefällt in den ersten beiden Strophen die Variation des Festhaltens und des Farbwechsels, die du ja sogar durch identische Reime betonst. Hättest du die nicht in den Strophen 3 und 4 fortsetzen können / sollen?

Mit Farben um sich wirft der Maler,
den nächsten Topf erbricht er schon.
Der Verseschmied wird immer schmaler,
erbricht sich bis zur Eruption.

Der Dichter kann es nur versieben,
er ist heut schlicht nicht schreibbereit.
So ist ein Sturm der Stärke sieben
des einen Freud, des andern Leid.

:) Martin

Kommentar geändert am 03.04.2025 um 17:13 Uhr

 plotzn ergänzte dazu am 04.04.25 um 11:08:
Servus Martin,

das wäre sicher eine Möglichkeit gewesen, wobei ich nicht weiß, ob ich es so schön hinbekommen hätte wie Du. Andererseits geht es in den ersten beiden Versen um Parallelen und in den letzten beiden um Unterschiede.

Danke für Deine Alternative und liebe Grüße!
Stefan

 EkkehartMittelberg (03.04.25, 21:29)
Hallo Stefan,
Im Sturm und Drang waren Dichter und Maler Originalgenies,
heute wechseln sie die Farbe, wenn ein sanftes Lüftchen blies.

Liebe Grüße
Ekki

 plotzn meinte dazu am 04.04.25 um 11:10:
Servus Ekki,

das ist so wie mit Lebensphasen,
erst Sturm und Drang, dann drücken Blasen...

Liebe Grüße
Stefan

 Pfeiffer (04.04.25, 00:05)
Lieber Stefan,
dein Gedicht gefällt mir sehr. Danke!
Sehr schön auch die geistreichen und z.T. wunderbar gereimten Kommentare/Beitrage. 
Danke euch allen!
Grüße von Fritz

 plotzn meinte dazu am 04.04.25 um 11:14:
Lieber Fritz,

es wundert mich nicht, dass das Gedicht bei Dir als Dichter und Maler auf Gegenliebe stößt, Du kennst ja beide Seiten (aber hoffentlich nicht die seekranke).

Herzliche Grüße
Stefan
Zur Zeit online: