Poster von den Wänden fummeln

Bericht zum Thema Tradition

von  Koreapeitsche

Das geschieht nicht, weil du das Poster nicht magst und von der Wand verschwinden lassen willst. Es geschieht, weil du das Poster aufbewahren und dir selbst an die Wand hängen möchtest. Denn du liebst die Band und warst auch selbst auf dem Konzert. In krassen Fällen werden die Poster bereits von den Wänden gerissen, sobald sie hängen und das Konzert erst in Wochen oder Monaten stattfindet, alles nur aus Sammelleidenschaft.
So geschah es auch mit dem Tote Hosen Poster der „Unter Falscher Flagge“ Tour, das das Konzert im Plunschli bei Flens-Town ankündigte. Du weißt nur, dass du das Poster sorgfältig von der Wand gezupft hast, weißt aber nicht mehr, ob das vorab in Kiel oder direkt am Veranstaltungsort geschah, im Extremfall unmittelbar noch dem Konzert, als du dich wieder nüchtern gepogt hattest. Die Frage ist bloß, wie das Poster den Weg nach Hause überstanden hat, ohne einzureißen oder einzuknicken. In der „Pumpe“ hingen immer top Poster, auch für Konzerte in anderen Städten im Norden. Da konntest du schon mal was erbeuten, auch wenn das Konzert längst ausverkauft oder unerschwinglich war. Auf diese Weise erntete ich unzählige Poster ab von Bands wie Substanz, Blood on The Saddle, The Vibes, U.K. Subs, The Sting-Rays, Cliff Barnes and the Fear of Winning, The Creepshow, Die Toten Hosen und viele mehr.
      Einige Poster mussten notdürftig geflickt werden. Bei manchen fehlten die Ecken oder ganze Abschnitte. Einige waren zerknüllt, eingesüfft, von der Witterung in Mitleidenschaft gezogen, voll Kleister oder bestanden aus mehreren Schichten mit weiteren Posterresten auf der Rückseite angeklebt.
Es gab die Freaks, die sich nach einem Konzert auf einem frisch abgerissenen Poster Unterschriften von Bandmitgliedern holten oder von Leuten, die sich als Bandmitglieder Ausgaben.
      Du wusstest, wenn du das Poster faltest, um es besser transportieren zu können, dann wären die Falzstellen für immer zu erkennen. Also war es besser, das Plakat einzurollen und eingerollt zu transportieren. Manchmal ließ sich ein Gummiband oder Tesafilm auftreiben, um zu verhindern, dass sich das Poster nicht wieder aufrollte und transportfahig war.


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