Spraydosenaktion in Düsterdeutschland-West

Kurzgeschichte zum Thema Abgrund

von  Koreapeitsche

(Nach einer wahren Begebenheit in Düster-Westdeutschland)

Im Folgenden ist eine Perversion dargestellt. Der türkische Imbiss war sehr beliebt. Es gab halbe Hähnchen, Pommes, Currywurst, und es war einer der ersten Imbisse, die Döner anboten. Der Imbiss wurde von einem cleveren Geschäftsmann geleitet, der aus der Türkei stammte und Errol hieß. Er stellte zusätzlich Geldspielautomaten im Imbiss auf, an denen einige Kunden Geld verspielten, während sie auf ihre Bestellung warteten. Der Kleinunternehmer baute die hinteren Räume zu einer zweigeteilten Spielhalle aus. In der vorderen Hälfte standen ein Billardtisch und mehrere Videospielgeräte, hinten, nur durch eine spanische Wand getrennt, waren diverse Geldspielautomaten an den Wänden angebracht. Wer an den Geldspielautomaten spielte, durfte nach Lust und Laune Alkohol verzehren, den es vorne im Imbiss zu kaufen gab. An der gegenüberliegenden Wand am Scheitelpunkt der spanischen Wand war ein kleiner Pult mit Stuhl und Kasse eingerichtet, wo man Geld wechseln konnte, von dem aus beide Spielhallenhälften bedient wurden.
      Als der Imbiss längst etabliert war, fungierte der Spielhallenbereich als Hehlertreff für Kleinkriminelle. Hier konnten vor allem geklaute Elektrogeräte günstig abgestoßen werden, die eine Weile unter dem Geldwechselpult standen und nach kurzer Zeit mit guter Gewinnspanne einen neuen Besitzer fanden. Einmal wurde ein Computer von einem Schuleinbruch in der nahen Gesamtschule hier angeboten und verkauft. Bald arbeitete ein Heroindealer als Spielhallenaufsicht, der mehrere junge Frauen draufgebracht hatte. Er kann es nicht gewagt haben, auch hier zu dealen. Einige Nachbarn beschwerten sich über den Geruch des Frittieröls, da es wiederholt penetrant nach ranzigem Fett roch. Es kam täglich eine Putzfrau, die gründlich reinigte. Der Laden lief gut.
      Der Besitzer fing an, junge Türken zu Dönerfachverkäufern auszubilden. Er hatte das extra bei der Handelskammer angemeldet. Teils starteten die Hehlergeschäfte schon vorn im Imbiss, indem eine Vorkontrolle vorgenommen wurde. Sofern keine Zeugen anwesend waren und die Ware für gut befunden wurde, schickten sie den „Kunde“ nach hinten in die Spielhalle, wo stark gefeilscht wurde. Im Extremfall wurde das Geld der Hehlereigeschäfte direkt am Spielautomaten verspielt.   
      Da hier auch Videospielautomaten standen, waren immer häufiger Jugendliche aus dem Stadtteil anwesend. Einer der Dönerverkäufer hatte eine Macke. Er erzählte von seiner Leidenschaft für Schafe. Niemand wusste, ob er das ernst meinte, oder nur provozieren wollte. Jedenfalls beschrieb er seine Zoophilie im Detail. Er beschrieb den Anus des Schafes und welche Gefühle er für ein Schaf empfindet. Das empfanden die lokalen Jugendlichen als pervers, und sie wussten nicht, wie sie darauf reagieren sollten. Viele fragten sich, ob er das nur erzählte, um die Dorfjugend zu foppen, denn er lachte immer wieder über die aggressiven Reaktionen auf seine Äußerungen. Das wurde zu einem richtigen Problem in dem Stadtteil, dem niemand gewachsen war, denn es verlief nur auf einer verbalen Ebene, während nicht einzuschätzen war, ob der Verkäufer das, was er behauptete, ernst meinte.
      Jetzt wurde ein weiterer Jugendlicher, der eine Ausbildung bei der Polizei angefangen hatte und im lokalen Fußballverein spielte, in die Materie eingeweiht. Der Polizeianwärter hielt sich jetzt selbst ein paar Mal in dem Imbiss auf, in dem er sonst nur ganz selten war, bis er hautnah erlebte, wie der Verkäufer seine Leidenschaft für „enge Schafe“ kundtat. Als der Jungpolizist jetzt in dem Imbiss stand, befand sich ein Skinhead neben ihm, der dem Gespräch beiwohnte, sich jedoch heraushielt. Der Polizeianwärter stellte den Verkäufer sofort zur Rede, wie es viele andere Jugendliche vor ihm auch schon getan hatten.
      „Hey, sag mal, stimmt das mit den Schafen?“
Da wiederholte der Verkäufer seine Äußerungen über die verbotene Leidenschaft für Schafe. Seine Arbeitskollegen waren in diesen Momenten nervös, da sie dessen Meinung nicht teilten, bekundeten auf Türkisch ihren Unmut, versuchten also das zoophile Geschwätz ebenso zu unterbinden. Doch der Verkäufer redete weiter von seiner Leidenschaft. Der Polizeianwärter sagte dem Verkäufer, dass er es nicht gut finde, was er als Mitarbeiter des Imbiss von sich gebe. Danach verließ er mit dem Skinhead den Laden. Er sagte dem Skinhead
      „Das ist ja total pervers, was der von sich gibt.“
      „Ja, das geht schon eine ganze Weile so.“
Der Jungbulle hetzte den Skinhead nicht auf. Der Skinhead wusste jedoch, was gemeint war.
      In der Region wohnten weitere Skinheads. Als diese von dem Skandal Wind bekamen, machte sie ernst. Einer besorgte sich eine Spraydose mit Autolack, und zu zweit gingen sie nachts zu dem Imbiss. Der eine stand Schmiere. Der andere stellten sich ans große Schaufenster des Imbisses, ging in die Hocke und sprühte dort mit großen Lettern „Türken raus!“ an die Wand. Die Spraydosenaktion dauerte vielleicht nur 30 Sekunden. Danach joggten sie zur nächsten Seitenstraße und machten sich aus den Staub. In den nächsten Tagen wurde es unruhig in dem Stadtteil. Während die rechtsradikale Parole am späten Vormittag des Folgetages bereits entfernt waren, war die Unruhe in der türkischen Community, bei Kunden und Anwohnern sehr groß. Die zwei Skinheads hielten dicht und wurden auch später nie erwischt.
      Als der eine der Skinhead jedoch Monate später in den Imbiss ging, kam auf einmal der Besitzer wutentbrannt auf ihn zugelaufen und schlug mit einem Besenstil auf ihn ein, bis der Skinhead fluchtartig den Imbiss verließ. Der Imbissbesitzer hatte seine Aggressionen an dem jungen Skinhead abgelassen, und er erwischte sogar den Richtigen. Zu aller Verwunderung hielt der vorgeblich zoophile Dönerverkäufer in Zukunft den Mund, und der Skinhead traute sich nicht mehr in den Imbiss. Der junge Polizeianwärter von damals hat inzwischen Karriere gemacht. Doch er hatte damals im Imbiss gegenüber dem Dönerverkäufer falsch reagiert. Er hätte die latenten zoophilen Äußerungen stoppen müssen, bevor die Skinheads auf das Problem aufmerksam wurden und es auf ihre kriminelle radikale Art lösten. Es war eine Schande. Bei dem Vorfall gab es nur Verlierer. Deutschland total pervers! 
Es ist schwer vorstellbar, ob der Polizeianwärter versucht hat, die Skinheads aufzustacheln. Gänzlich ausschließen lässt sich das nicht. Die Spezies konnte schon mal geschickt Hass ablassen mit Sprüchen wie „Den könnte ich abschlachten!“ oder „das hasse ich.“



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