Die Welt ist zu laut

Gedicht zum Thema Alltag

von  AnneSeltmann





 

die welt hat zu viele stimmen

zu viele finger, die rufen

zu viele rufe, die nichts mehr

bedeuten – außer: ich.

ich.

ich.

 

zwischen zwei pushnachrichten

verliert sich ein vogelruf

im betonhimmel.

jemand tippt

jemand hupt

jemand schreit

jemand meint es gut.

 

ich höre

nichts.

 

ich höre

alles auf einmal.

 

in meinem kopf

scrollen gedanken

über bilder,

die ich nie berührt habe.

alles will gehört werden

und ich –

will nur einmal

nicht antworten.

 

stille ist

kein zustand

sondern widerstand.

 

sie wächst

hinterm lärm,

leise wie moos,

sanft wie schatten

auf einer handfläche

die nichts hält

außer atmung.

 

ich wünsche mir

eine stille

die nicht erklärt

eine pause

ohne versprechen

ein wort

das bleibt

ohne zu schreien.

 

 




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Kommentare zu diesem Text


 Regina (03.05.25, 09:39)
Da hilft nur, sich vom Lärm der Welt erst einmal etwas zurückzuziehen.

 Didi.Costaire (03.05.25, 10:03)
Gut beschrieben, Anne.

Schöne Grüße, 
Dirk
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