In der Geschichte wird noch einiges passieren, was bereits im Kopf ist, wahrlich, ich schwöre es, dies ist das erste Mal im Leben, dass ich mir einen Plot vorüberlege. Ich habe mir sogar ein Blatt Papier und einen Kugelschreiber hingelegt, um etwaige Ideen gleich aufzuschreiben, die Charaktere neu zu formulieren, bis dato kennt man nur die Namen, fing an, Luftbilder von der Döblinger Hauptstraße anzusehen (ich bin dort nie und habe keine Ahnung, wie ich auf sie kam!), bin sogar versucht, bei schönerem Wetter hinzufahren, was ich auch sicher machen werde und habe meine Figuren mittlerweile gerne, ja, den Mörder mag ich nicht. Übrigens, es ist nicht gesagt, dass es nur einer ist, wir werden sehen, aber was Fakt ist, die Fanny, die lebt nicht mehr. Liegt tot in der Küche, wurde garrottiert, ihr wurde eine Drahtschlinge um den Hals gelegt und mit einem Kochlöffel zugedreht, was kein schöner Anblick werden wird und das Komische, die Fanny war die Kellnerin vom Kaffeehaus, in dem wir schon einmal waren, das bedeutet, der Mord geschah gegenüber, was aber jetzt wirklich nicht ins Konzept passt. Fast erscheint es so, als ob das ein "Ruhigstellen" einer Zeugin war. Das bekommt jetzt langsam mafiöse Züge.
All das wird erst in den nächsten Tagen herauskommen, leider ist Klausurenphase, wobei ich meinen Kopf für das "wahrlich wichtige im Leben" brauche, nämlich für das Wirtschaftsrecht, da sind Geschichten zweitrangig.
Ich verstehe aber jetzt besser, wie Autoren arbeiten und wie sehr man beginnt, seine Geschichten zu lieben. Wie ein Film läuft es ab.
Und, ich verstehe meine eigene Veränderung plötzlich besser, von wirr, bis verliebt, hin zu ganz ruhig und stets konzentriert. Losgelöst von Emotionen wieder im Kopf. Trotz Empörung auf das Wesentliche konzentriert. Eigentlich wollte ich immer den privaten Menschen von dem beruflichen trennen, aber das funktioniert in meiner Berufssparte nicht. Wenn ich sehe, dass jemand das erwachsene "Ich sag's meiner Mutti!" ruft, nämlich, "ich klage" oder "ich zeige an", werde ich zur Juristin. Schnipp. Überhaupt bei Gewalt gegen Frauen, sei es nur psychische, reagiere ich äußerst unwirsch. Angriffe des Gegners, meist hochemotional, prallen an mir ab. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was Angeklagte dem Staatsanwalt alles sagen, da sind so manche hier wohlgesittet.
Was der armen Fanny passiert ist, das muss erst einmal verdaut werden. Auf jeden Fall eine riesen Sauerei ist das! Die war erst 26 Jahre alt.
Da mache ich mir auch meine Gedanken. Ich mache mir überhaupt meine Gedanken über Verbrechen und Strafe, über das Strafprozessrecht, das Zivilprozessrecht, das Öffentliche Recht, über das, was dies alles mit einem macht. Für Emotionen ist kein Platz. Bauchgejammere auch nicht. Fannys Fall muss aufgeklärt werden und der, an den vielen alten Damen. Spannend ist auch, wie auf Kopfmenschen reagiert wird, nämlich zumeist mit Bauchattacken. Es ist auch interessant, wenn man genau weiß, in welchem Zustand das Gegenüber ist, weil man selbst einmal darinsteckte. Natürlich würde man gerne raten, meinen, das Beste ist, in sich zu gehen, etwas Schönes lesen, chillen, abschalten, aber das müssen Betroffene selbst erkennen. In Mörder kann man sich nur schwer reinversetzen, da man selbst eine Grenze zwischen Gut und dem ganz Bösem gezogen hat, aber oft reicht nur ein Schritt und man ist drinnen. Man sollte sich immer ermahnen, die Reißleine rechtzeitig ziehen.
Nun, dies aus meinem Kopf: Frauenmörder gehören so schnell wie möglich aus dem Verkehr gezogen. Die Zeit drängt!
Die Fanny liegt noch etwas unwürdig in der Küche, bis sie vom Josef gefunden wird, aber sie kriegt es nicht mehr mit.