Idylle (auf einen Viervierteltakt zu rappen)

Ballade

von  klausKuckuck


Es war einmal ein Mensch, der war zufrieden,

Der hatte einen Zaun und einen Hund,

Ihm war der hominide Gang beschieden,

Und zur Beschwerde sah er keinen Grund.


Er hatte außerdem ein Gegenüber,

Das ihm den Zweifel von der Seele nahm,

Er litt an gar nichts – nur am Lampenfieber,

Wenn ihm die Zukunft in die Quere kam.


Zum Beispiel fing sein Nachbar an zu fliegen,

Der Mensch sahs durch den Fensterladenspalt,

Und tags darauf ist er aufs Dach gestiegen,

Und in Gedanken flog er Richtung Wald,


Es hat der Mensch die Arme ausgebreitet,

Und nur der Absprung hätte noch gefehlt,

Der Brustkorb war ihm heldenhaft geweitet,

Der Mensch hat froh bis hundertelf gezählt


Und stieg bei hundertzwölf vom Dach herunter,

Er ging zu Bett und träumte von dem Flug,

Der ihn als Schwalbe aus Papier dann unter

Den Sternen hin zum Kinderspielplatz trug.


Dort ist er lautlos übern Sand geglitten,

Verfing sich jäh in einem Purzelbaum,

Und eine Besenhexe kam geritten –

Dann war er aber aus, der schöne Traum.


Der Mensch ist wieder hoch aufs Dach geklettert,

Und nunmehr hob er wirklich ab und flog,

Ist rein in einen Schweinestall gebrettert,

Als ihn der Wind auf Nachbars Grundstück zog.


Die Zukunft, sprach der Mensch, liegt nicht im Fliegen,

Des Bürgers Zukunft liegt im Flugverbot.

Dann ist er einmal noch aufs Dach gestiegen,

Man sah ihn fliegend um den Kirchturm biegen,

Er wollte einen Überflieger kriegen …

(und falls er abgestürzt ist – ist er tot).



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Kommentare zu diesem Text


 plotzn (24.05.25, 09:44)
Was für eine Geschichte, lieber Peter! Da sehe ich den Morgensternschen und Ringelnatzschen Schalk durch die Strophen blitzen.

Aber wo bleibt die Vertonung als Rap? ;)

Liebe Grüße
Stefan

 klausKuckuck meinte dazu am 24.05.25 um 10:21:
Hey Stefan,
ich danke der Nachfrage, aber es hat sich ausvertont, man hat mir die Stimmbandakrobatik weggelasert. Dieses Schicksal teile ich mit Puccini. ;)

Herzlichst, 
Peter

 plotzn antwortete darauf am 24.05.25 um 15:13:
Echt jetzt? Das tut mir wirklich leid für Dich (und für die vielen Leser/Hörer Deiner Werke)!

 klausKuckuck schrieb daraufhin am 24.05.25 um 17:56:
Das Singen funktioniert nicht mehr, Texte sprechen (manchmal krächzen) geht noch. Den Heinz Erhardt hat es viel schlimmer erwischt, wenn ich richtig informiert bin, der saß schließlich nur noch im Sessel und brachte keinen Ton mehr heraus.
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