Alles für den Dackel, alles für den Club

Satire zum Thema Aktuelles

von  Moppel

70.000 Menschen sind der Einladung zum „Tag der Bundeswehr“ gefolgt. Auf dem Gelände der Schäferkaserne in Bückeburg sieht man Sensationelles: Hubschrauber Tiger, eine Riesenboeing mit Propellern und sogar Soldaten. Eine in Deutschland eher seltene Spezies.

Zwischen diesen schnittigen Burschen und Mädchen und allerlei Metallkriegsgerät flanieren die Besucher, als wär’s die Bundesgartenschau.

Über den begeisterten Häuptern derer, die betonen, dass sie auch im Krieg ihr Leben geben würden, kreisen Flugstaffeln, dröhnen Transporthubschrauber. What a feeling! Bundeswehr hautnah. Sogar in das Rohr eines Leopard-Panzers darf man fassen. Wow! Ob Streicheln dessen hübscher Rundungen jedoch ausreicht, um ihn gesellschafsfähig zu machen, bleibt ungeklärt. Denn normalerweise kommt aus diesem attraktiven Rohr etwas, das Landschaften vernichtet und Menschen zerfetzt. Da könnte ich mir doch  nettere Rohre vorstellen. Aber mich fragt ja keiner von den Journalisten. Denn ich bin ja nicht vor Ort. In Bückeburg.

Die aber, die vor Ort sind, schwelgen in der Illusion vom „Guten Verteidiger“ und werden von den Medien befragt, ob sie für die Wehrpflicht sind. Das ist ungefähr so, als ob man Dackelbesitzer auf einer Dackelausstellung fragen würde, ob sie Dackel süß finden. Das Umfrageergebnis mit Mehrheits-Ja erstaunt also niemanden wirklich.

Nun soll es ja tatsächlich mehr Dackel in Deutschland geben als Soldaten. Was viele gut finden. Andere nicht. Und darum macht die Bundeswehr den Tag in Bückeburg. Im männlich wirkenden Tarnanzug scherzt der Generalinspektör ( der ohne Tarnanzug wirken würde wie ein Finanzbeamter kurz vor der Rente) mit der Journalistin: Bewerben Sie sich in unserem Karrierecenter. Wir machen eine Soldatin aus Ihnen!

DAS bezweifelt hier niemand. So richtig anbeißen aber tut die Journalistin jetzt nicht. Ganz anders als Sören-Lukas. Er hat sich bereits entschieden, irgendwas  anerkennend. Ok, wäre ich sein Vater, würde ich ihm 10.000 E versprechen, wenn er es nicht tut. Aber ich bin ja gar nicht in Bückeburg. Und ich habe keinen Sohn.

Eine beeindruckende Show. Manipulativ, eindringlich. Ein Werbetag für die Bundeswehr, der über 20.000 Soldaten fehlen. Alles für den Dackel, alles für den Club.

Doch sagen wir mal so:

Wenn auf einem bunten Nachmittag der Klempnerinnung fünfzig junge Männer mit Waschbrettbauch im hautengen Blaumann für den Beruf des Klempners werben, dann kann man schon Gefühle bekommen. Für den Klempnerberuf. Wenn man dann beim dritten Grillwürstchen auch noch ein hohes Gehalt anbietet, dann entscheidet mehr der Bauch als das Hirn. Und erst viel später bei der Grundausbildung bemerkt man, dass man als Klempner vornehmlich in Scheiße gräbt.

Gut, als Klempner kann man seine Lehre schmeißen und als Dachdecker eine neue anfangen. Da hilft das Arbeitsamt, denn unsere Regierung ist ja großzügig und froh um jeden, der überhaupt eine Lehre in Deutschland beginnt. Beim Bund geht das, glaube ich nicht so einfach. Aber ich bin ja nicht in Bückeburg.

 

70.000 waren da, aber der Rest von Deutschland eben nicht. Und die wollen auch nicht zum Bund. Wegen so dummer Sprüche wie Pazifismus, Nicht -Töten -Wollen und so was. Verzärtelte Wohlstandsblagen, die mit 35 noch bei Muddi wohnen. Na, denen würden wir schon Beine machen, denken die breitbeinig stehenden Offiziere, kalt lächelnd. Ja, Leute, deswegen kommen die ja auch nicht. Nicht mal nach Bückeburg.

Da haben ja Dackel mehr Mumm! murmelt ein Epaulettenbestickter und krault den Kurzbeinigen einer drallen Lady im Minirock. Vielleicht sollten wir lieber Dackel einmustern als junge Chiller? flirtet er die Dralle an. Die lächelt kühl und sagt: Ich meine, na ja. So ein Dackel ist mutig, ausdauernd  clever, seiner Familie treu ergeben und robbt gern im Schlamm. Aber Vorsicht! Er sucht sich seine Feinde selbst aus und er gehorcht so gut wie nie!

Der Epaulettenbestickte nickt irritiert und grüßt formal zum Abschied.

 

 

 

 

 



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Kommentare zu diesem Text


 niemand (02.07.25, 10:04)
Hast Du wieder Mal satirisch gut erfasst, liebe Monika. Die Kriegsvorbereitungen und Gehirnwäschen laufen wie am Schnürchen.
Und das Volk sieht es nicht anders als eine Bundesgartenschau, die man mal eben so, zum Vergnügen, besucht. Die wachen erst auf, wenn es knallt.
LG Irene

 Moppel meinte dazu am 02.07.25 um 11:35:
es ist einfach zu viel. Was war falsch daran, an den Zeiten, als Kohl und Gorbatschow zusammen angeln gingen, unsere Kinder an russische Schulen fuhren ( das Europagymnasium meiner Tochter fuhr mit dem Russisch-Kurs nach Sibirien. Die Jugendlichen waren begeistert von der Gastfreundschaft, den Menschen, der Landschaft.)
Heute sollen sie glauben, auf genau jene Menschen Panzerrohre zu richten? Das KANN nicht richtig sein.
Der Ukraine-Krieg hat ganz andre Hintergründe politisch, aber all die, die das mal erläutert haben, sind verstummt. Danke, liebe Irene von M.

 Moja antwortete darauf am 02.07.25 um 15:37:
Ja, deine Satire gefällt mir auch, ein brandaktueller Text! Krieg wird herbeigeredet, vorbereitet, inszeniert, statt mal in eine andere Richtung zu denken, nämlich was man tun könnte, um wirklich Frieden zu schaffen - ohne Waffen! Das lief doch schon mal in eine andere Richtung in den 90ern.
Bekümmert grüßt Moja

 niemand schrieb daraufhin am 02.07.25 um 17:29:
@ Moppel


Knall auf Fall    :woot:

Sind das nicht die ollen Herren,
die der Waffen-Daumen juckt,
die so gern am Abzug wären,
wenn der „Feind“ mal seltsam guckt?

Und wer dieser ist, das wissen
sie seit Adam ganz genau -
dem bereiten sie, beflissen,
nun den großen Supergau.

Hier ein Bömbchen, dort Granaten,
da ein Panzer, mit dem Denk:
Auch wenn wir schon Gleiches hatten,
wird es Zeit für neues „Peng!“

Ist das Geld auch nicht vorhanden,
wird die Kröte leicht geschluckt,
die da heißt: In deutschen Landen
wird ein neuer Schein gedruckt.

Ja, da muss sich jeder regen,
der nicht feige ist und dumm -
so ein großes Scheinvermögen
schultert selbst den größten Wumm.

 Moppel äußerte darauf am 02.07.25 um 18:48:
Ja, es sind die Wolpertinger,
deren Abzug alltags klemmt.
Die nicht taugten so als Ringer,
denn sie trugen Oberhemd.

Wolpertinger, grüne Zicken,
denen auch was jucken mag,
denn so wirklich nur noch stricken,
ist bei Grün nicht mehr gefragt

Und sie alle sich verzählten ,
dass die Shara nur noch weinte.
Weil's die andren so sehr quälte,
dass sie nix, nur das noch einte.

Bürger schaut mit Köpfewackeln
und er kauft sich noch nen Dackel...

du siehst, liebe >irene, due hast mich inspiriert...

Antwort geändert am 02.07.2025 um 18:50 Uhr

 AlmÖhi (02.07.25, 18:16)
Der KTC 1881 e.V. hat sein Leben immerhin für "den Hund" gegeben. Ich fürchte, Sören-Lukas und Detlef-Malte werden nicht mal dazu kommen, sich in Stellung zu bringen wie sie es auf der LTBTQ+-freundlichen Bückeburg gelernt haben werden.

 Moppel ergänzte dazu am 02.07.25 um 18:41:
genau so ist es, liebe Moja, inseniert. Mein Mann sagte gestern: Da kommt man sich ja vor wie bei Hitler. Es ist einfach gruselig. Zurückgeworfen um Jahrzehnte in Diplomatie und Menschlichkeit.
Und wenn  wir das sagen, behauptet die Kriegsliga, wir wären naiv. ja, dann bin ich gerne naiv...aber vielleicht sind die anderen ja auch bisschen vernagelt? :'(Vielen Dank , Moja, ich freu mich, dass die mein text gefällt.
lG von M.

 Moppel meinte dazu am 02.07.25 um 18:52:
Stellungen snd ein Problem,
manche sind nich grad bequem... :D

Ohi, danke und lG von M.

 Teo (02.07.25, 20:25)
Jau Moni, Tag der Bundeswehr, gab es tatsächlich.
Spaßig beschrieben.
ich muss mich nun aber mal outen. Ich hoffe, du setzt mich nun nicht auf deine Sperrliste.
Ja! Ich habe gedient. 15 Monate. 1973. In Buxtehude.
Es war ne Art Urlaub.
Und ich sage dir eines...die DDR hätte uns an zwei Wochenende mit der freiwilligen Feuerwehr erledigt.
Aber bitte, liebe Moni. Kein Wort darüber an Dritte.
Ich habe keine Lust auf Repressalien.
Gruß an den Rhein
Teo
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