Blumenwiesen

Alltagsgedicht zum Thema Aufbruch

von  Moppel


 

Und als die Tür sich öffnete,

nur einen kleinen Spalt,

da sah sie ihn verschwinden

eiskalt im Spielcasino.

 

Als sie die Augen öffnete,

da war sie beinah alt.

Die Wiese hinterm Haus

glich einem Unkrautwald.

 

Sie heult in ihrer Barke

der Nacht - am Konto Miese,

am Tag schwenkt sie die Harke

auf ihrer Blumenwiese.

 

Sie reißt das Unkraut aus

mit derbem, grobem Ruck.

Den Gatten wirft sie raus,

verkauft all ihren Schmuck.

 

Sät neue Blumen aus,

verdient ihr eignes Geld,

kämpft eisern um ihr Haus,

dass sie’s fürs Kind behält.

 

Und als der Winter weicht,

da blühen Blumenmatten.

Der Walnussbaum trägt reich.

Sie liegt in seinem Schatten.

 



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Kommentare zu diesem Text


 niemand (30.06.25, 14:26)
@ Moppel
Vermute ich richtig, dass dieses Gedicht doch mit einer Portion Eigenerfahrung
verbunden ist? Mit einer Enttäuschung und den daraus resultierenden Konsequenzen, denke ich. Ich weiß nicht warum, aber die Art des Geschriebenen bringt mich irgendwie auf diesen Gedanken.  ;) 
LG Irene

 Moppel meinte dazu am 30.06.25 um 18:46:
ja, du hast recht, liebe Irene. Ich wollte es einem jungen Menschen und anderen damit ziegen, dass es an einem selber liegt, ob die Blumenwise verdorrt oder ob sie wieder neu aufblüht. Schicksalschläge kennt jeder ( dies war meiner mit 40). 
Man muss nicht liegen bleiben nach einem Schicksalschlag. Danke und lG von M.

 S4SCH4 (30.06.25, 14:42)
Das Gedicht kommt mit relativ wenige Worten pro Zeile daher und erzeugt einen tiefen emotionalen Komplex. Diese gewisse Wiederholung (mit „öffnete“) in den ersten Zeilen der ersten beiden Strophen ist außerordentlich gut und hatte mich sofort in einen Bann gezogen.
Es hat mich sehr berührt und ich musste mich leider wehren, nicht traurig und wehmütig zu werden, und tat dem Werk so wahrscheinlich schon ganz von alleine ersteinmal ein Unrecht. Tut mir leid.
Und es ist schon merkwürdig, wie Dinge, die zu einem Aufbruch taugen, eine ganz eigene Kraft hinterlassen, wie ein Fahrwasser, zu denen, die zurückbleiben oder auch nur von außen, der Seite oder sonstwie zuschauen. Hinter dem Gedicht steckt eine Menge, das spürt man, viel bitteres und hartes Brot und auch vieles, worauf man Stolz sein kann und vielleicht muss (?). Danke und viele liebe Grüße von Sascha

 Moppel antwortete darauf am 30.06.25 um 18:51:
danke, lieber sascha, fpr deine Empathie-  ich habe schon zu Irene gesagt wie ich es gerne "gelesen hätte". Aber es bleibt natütlich jedem selbst überlassen, in welches Fahrwasser er da kommt, denn jeder liest sich grundsätzlich in Gedichten immer selbst!

Wehmut , Bitterkeit und Mitleid sind unangebracht. Die Protagonistin hat sich durchgekämpft- ist nochmals durchgestartet , hat einen neuen Mann kennengelernt, sich neu verliebt....
Aufbrechen : Der erste Schritt ist der schwerste...
lG von M.

 S4SCH4 schrieb daraufhin am 30.06.25 um 20:09:
Du sagst es. Unangebracht. Und genau deswegen habe ich mich ja gerade gegen diese Emotionen gewehrt. Warum? I dont know. Vielleicht weil ich es mit einer bestimmten Note lesen "wollte", aber das klappt leider (?) nicht immer. Wahrscheinlich sehe ich derzeit zu sehr zurück, einfach weil sich vorne kaum was ergibt. Aber ich will dich nicht mit meinen persönlichen Befindlichkeiten zunölen... ich lege mir den Text mal auf "Wiedervorlage" und lese ihn beizeiten nochmal.

 TassoTuwas (01.07.25, 00:46)
Hallo Moppel,
wenn es stimmt, wenn man sagt, "der Weg ist das Ziel", dann ist auch richtig, "das Nichtaufgeben ist der Erfolg".
Ein nachdenklich stimmendes und Rückenwind gebendes 
Mutmachgedicht!
Herzliche Grüße
TT
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