Es soll Behörden geben, die sich um uns kümmern möchten. Vor allem um die Alten, deshalb hat man damals auch die Ältesten zuerst geimpft. Was ich hier nicht weiter kommentieren möchte.
Fünf Jahre später kümmert man sich immer noch: In verschiedenen Städten gibt es ein „Hitzetelefon“ für ältere Bürger, die dort erfahren können, wie sie sich bei den ständig steigenden Temperaturen verhalten sollten: Im Schattern bleiben, viel trinken und derlei Neuigkeiten, die ein 80-jähriger Mensch bestimmt erstaunt zum ersten Mal hört. Verwunderlich (für die Behörden) nur, dass sich niemand erkundigt. Dabei meinen Behörden es doch sicherlich nur gut mit uns, oder?
Ich gehöre nicht zu den Menschen, die behaupten, „früher“ sei alles besser gewesen. Vieles war aber sehr viel einfacher als das heutige Palaver um Selbstverständlichkeiten.
Als Kinder badeten wir im Sommer in der Elbe. Die war dreckig und eigentlich nicht zum Baden geeignet. Aber etwas Anderes hatten wir nicht – das nächste Schwimmbad (und das gab es sowieso erst Ende der 50er-Jahre) wäre etwa 12 km entfernt gewesen, für kleinere Kinder unerreichbar. Wessen Eltern hatten damals schon ein Auto?
Wir verbrachten die Nachmittage an dem schmalen Strand, den es beim Dorf gab. Ein paar Weiden spendeten Schatten, aber die Sonne störte uns eigentlich nicht. Manchmal bekamen wir etwas zum Trinken mit, doch das schien damals noch nicht überlebenswichtig. Sonnencreme gab es übrigens auch noch nicht, die lernte ich erst Anfang/Mitte der 60er-Jahre kennen. Ich erinnere mich an die gelbe Delial-Flasche, Lichtschutzfaktor 2!
Wenn wir abends verschwitzt, verdreckt und sonnenverbrannt nach Hause kamen, wäre sicher eine warme Dusche angebracht gewesen. Aber welcher Haushalt hatte in jenen Zeiten schon eine Dusche? Ein bisschen den Dreck abwaschen genügte doch auch.
Viele Menschen in meinem Alter haben sicher ähnliche Erfahrungen gemacht. Sie haben Sommer und Winter mit Extremtemperaturen kennengelernt, ohne dass irgendwo Ratgeber zur Verfügung gestanden hätten, die sie belehren wollten. Glaubt jemand heute ernstlich, dass diese Leute ein Hitzetelefon brauchen?
Nein, wir wollen die aus heutiger Sicht unhygienischen Zustände von früher nicht wieder, wir wollen uns nicht mehr leichtsinnig der Sonne aussetzen, seitdem wir das Hautkrebsrisiko kennen, und wir versuchen auch, genügend zu trinken, weil wir heute wissen, wie wichtig das ist. Aber überlasst uns bitte alle diese Entscheidungen selbst! Und kümmert euch um diejenigen, die wirklich Hilfe brauchen.