Der Molekülbaukasten

Skizze

von  Gabyi

Anton Aderlaß hatte das Asperger-Syndrom und vermisste nach einem Umzug seinen Molekülbaukasten. Er benutzte ihn häufig, und gern, um damit Moleküle nachzubauen. Solche zum Beispiel mit einer tetragonalen Tetraeder-Struktur und SP3 Hybridorbitalen. Es vermittelte ihm ein tiefgründiges Gefühl einer nie gekannten Sicherheit, die er ansonsten selten verspürte. Um es kurz anzumerken, ist Asperger auch erblich bedingt und Antons Vater war ebenfalls betroffen sowie auch sein älterer Bruder. Sie alle hatten die typischen Symptome wie zum Beispiel, dass sie keinem Blickkontakt standhalten konnten und aufgrund dessen als unbeliebt und als Außenseiter galten. Die Sicherheit, die Antons Molekülbaukasten ihm gab, war das unbedingte Wissen, dass auch sein eigener Körper aus Molekülen bestand. Aus Fetten, Aminosäuren, Peptiden, Porphyrinen und Salzen, um nur einige davon zu benennen. Er liebte seine eigenen Moleküle und kommunizierte auch heimlich mit ihnen, wenn er des Nachts einmal nicht schlafen konnte. Hallo mein liebes Blutkörperchen, trage den Sauerstoff durch mein Blut, sagte er dann.


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Kommentare zu diesem Text


 Quoth (12.10.25, 17:01)
Ich hoffe, dass Anton ihn (den Baukasten) wiedergefunden hat! Schöner Text!

 Gabyi meinte dazu am 12.10.25 um 20:57:
Danke, lieber Quoth, auch für die Empfehlung  :).
Molekülbaukästen gehen nicht so schnell verloren. Meine Erfahrung.

LG
Gabyi

 Quoth antwortete darauf am 13.10.25 um 16:16:
Vielleicht kann Anton Molekularkoch werden und seine Gäste mit Pampelmusenkaviar und Austernkäse erfreuen?

 Gabyi schrieb daraufhin am 13.10.25 um 16:58:
Mit einem Molekülbaukasten steckt man die symbolischen Atome aus Plastikteilen zu einem Molekül zusammen. Beim Kochen des Moleküls (hatte ich früher gemacht) stellt man ein Präparat her, das aus Einzelteilen zusammengekocht wird. Da ist noch ein weiter Weg vom Molekülbaukasten zum chemischen Präparat. Ob Anton das schafft ?
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