Negempathie

Drama zum Thema Gewalt

von  Jack

Dieser Text ist Teil der Serie  Das Metagalaktische Interlesbium

Während die Geschichte des Westens punktgenau am 3.4.1102 (Gründung von Inii) beginnt und bis 1290 langsam Anlauf nimmt, bevor sie datenfaktisch dicht und historisch greifbar wird, beginnt die Geschichte des Ostens nach langem Anlauf mit einem griffgenauen Ereignis, dem Tod Bodoncars. 1204, zwei Wochen vor seinem 53-sten, entschlief der empathische Imperator nach kurzer Erschöpfungskrankheit: er hatte intensiv gelebt und begrüßte die Müdigkeit und den Tod.


Sogleich stritten sich Lokalfürsten, wer von ihnen auf Empfehlung Bodoncars herrschte, und wer willkürlicher Usurpator war. Die Negempathie wuchs wie die Entropie in simulierten Aufziehuhrwelten. Die Freiheit war am Anfang eine Freiheit-zu: zu Krieg oder Frieden, zu Interesse oder Macht, zur Liebe oder zur Angst. Als die Würfel fielen, als sie immer öfter fielen, und als sich die Würfelfälle so häuften, dass genug Staaten und Völker sich für die sichere Seite, d. h. für die Negation entschieden hatten, begann die Zeit der Kämpfe um die Freiheit-von: die Freiheit von der Herrschaft der anderen.


Der Westen erzitterte derweil vor Furcht: erst die Colochmeten aus dem Norden, dann die Ghoster aus dem Südosten, und schließlich die Venger aus dem Nordosten ließen die Stadtstaaten zu militarisierten Flächenstaaten zwangsevolvieren, Preteria und Vienne wurden aber erst 1290 gegründet, nachdem die Hauptstädte der kleineren Staaten gefallen sind. Die Colochmeten fielen um 1170 ein, da es aber noch nichts zu erobern gab, gründeten sie ihre Hauptstadt Reburt und warteten. Als die Ghoster nach 1220 in den Westen einfielen, wurden die Colochmeten zu Beschützern der Länder, die sie erobern wollten. Scheinbar erschöpft, wurden sie 1231 von einem Bündnis angegriffen, woraufhin sie begannen, ihre historische Bestimmung zu erfüllen. Bis 1258 waren sie fertig, aber bereits um 1312 so kampffaul geworden, dass die Tainchiner den Westen vor den yuzischen Horden retten mussten, während die Venger vom Nordosten westwärts zogen und 1316 Reburt eroberten. Von der Kultur zur Zivilisation übergegangene colochmetische Kleinstaaten wurden vom dichten Wald des Westens gerettet. 


Von 1166 (Gründung von Diedendied im Norden) bis 1354 (dem historischen Ende von Inii) dauerte die Zeit der Stadtstaaten an der Westküste. Es waren Seefahrerstaaten, die nicht weiter als eine Spazierstunde ins jeweilige Landesinnere reichten.


„Das Westland ursprang dem Meer, das Ostland den Bergen“.

Hedonikus, 1494.



Anmerkung von Jack:

Westliche Stadtgründungen:

1102 Inii

1166 Diedendied

1171 Liine

1173 Hiscoutchouille

1176 Aniaine

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