Gründlagen
Prolog zum Thema Einsicht
von Jack
Als endlich klar wurde, dass Inii nicht zerstört wurde, und sich vielmehr in ein Hochklippen-Höhlensystem zurückgezogen hat, wurden auch andere Küstenstadtstaaten auf die gleichen Scheinuntergänge hin untersucht. Die Überraschung war, dass die Städte entweder überhaupt nicht existiert haben oder nicht zerstört, sondern verlassen wurden, damit aber tatsächlich, so wie überliefert, untergegangen sind.
Die erste weltweite Stadtgründung nach Inii fand 1166 statt, da hatte Inii schon 64 Jahre Bestand. Es war nicht, wie lange angenommen, Kitii (hat nicht existiert), und auch nicht Luxis (das ist bloß Lxiour in einigen der südwestlichen Sprachen). Aber von da an häuften sich Stadtgründungen, und es entstanden Bündnisse aus Stadtstaaten. Das erste Landimperium ist weit im Osten entstanden, und ohne jede äußere Notwendigkeit. Es war der Wille eines einzigen Mannes, der eine Idee hatte. Sein Name war Bodoncar.
Wohlwelt, die einen echten Bodoncar hat! Unschwer zu vermuten, dass falls irgendwann Simulationen der Welt entstehen, der Name Bodoncar in wichtigen Gründungsmythen auftaucht. Der wahre Bodoncar wurde 1151 geboren, nordwestlich von Dorcor, nicht weit vom Dachmeer der Welt. Er war ein so neugieriges Kind, dass er nach einem einsamen Ausflug nicht mehr zurückfand. Oder er verknallte sich in ein Mädchen und ritt mit der Familie mit; wahrscheinlich letzteres. Sie waren Wanderer, einfach Wanderer, weder ein- noch aus-, und suchten einen Ort zum Überwintern. Bodoncar führte und beschützte sie, und blieb bei ihnen. Sie starb, er wurde Mönch. Und es gab keinen Weg zurück für ihn: er wollte nunmehr für den Rest seines Lebens allein sein und ritt immer weiter nach Norden. Als er auf eine Nomadengruppe stieß, die in der nordischen Landschaft verloren und am Verhungern war, kam ihm die Idee, etwas zu gründen, was wir heute einen Staat nennen.
Es waren die Kälte, der Hunger und die Wölfe, gegen welche das erste Imperium gegründet wurde. Die Expansion verlief rasant, und es war keine Eroberung, es war freiwilliger Anschluss. Vor allem die kulturellen Austauschmöglichkeiten schufen Verbindungen; die Neugier aufeinander und die Möglichkeit der Begegnung ließ den Staat wachsen. Es war ein Staat ohne Herrschaft und ohne Dienst: Bodoncar war der Gründer, nicht der Anführer. Auf der Karte mit Jahreszahlen der Landgewinne sieht es wie Eroberung aus, aber es war freiwilliger, vor allem kultureller, Zusammenschluss.
Bodoncar reiste in seinem immer größer werdenden Reich umher, seine Aura wuchs mit seiner Weisheit und Güte, und schon seine nahende Ankunft löste allerlei Konflikte und verhinderte Auseinandersetzungen durch Empathieansteckung: Bodoncar brachte positiven Frieden mit, keine bloße Abwesenheit von Krieg unter Zwang. Der Wille, den anderen wirklich zu verstehen, war sein Vermächtnis; er gründete das erste Imperium der Welt im Modus der Liebe. Es war ein Imperium, weil es einem einzigen Prinzip wie einem Imperator folgte, und dieses Prinzip war das Lhieh, in dem das Wahre, das Gute und das Schöne untrennbar vereint sind.
„Der Staat ist die Natur des Geistes, und damit eine vergeistige Natur. Die geistlose Gewaltherrschaft ist für Vernunftwesen so unnatürlich wie die Krankheit für den Körper“.
Hiite Ingret