Ohren zu

Hörspiel zum Thema Zuhören

von  Jack

Dieser Text ist Teil der Serie  Philosophie der Ruhigen Kugel

Ich hätte schon immer Gehörschutz tragen müssen: Schalldämpfer in den Ohren den ganzen Tag, von der Schulzeit an. Als Wohlbefindigung oder Gesundheitierung geht mir dieses Wissen selbst jetzt noch am Ohrsch vorbei, denn ich habe nicht vor, gesund alt zu werden. Doch es gibt jetzt etwas, das die Situation radikal ändert.


Der existenzielle Ekel vor der Vorstellung, das wahre Zuhause meiner Seele sei nur eingebildet, die Reizüberflutung, die die Stille nach dem Hirndurchpusten mit Hochluft wieder zerstört, das lässt an geistige Hygiene denken, die nicht mit Askese zu verwechseln ist. Ich will nicht meditieren: ich weiß, was höhere Welten sind, und dass sie nicht durch Meditation oder magisches Denken entstehen oder vergehen. Ich werde mir jetzt einfach meine Ruhe nehmen und sie bis zum Tod behalten.


Ohren schlallgedämpft, kein Alkohol, kein Koffein: das, was meinen Körper und meine Psyche bewohnt, sucht innere Reize, um Kraft tanken zu können. Ich bin kaum noch mit meiner Psychosomatik verbunden, aber das in mir, was ich nicht bin, individuelles und kollektives Unter- und Unbewusstes, und weiß Freud noch was, sind in diesem Körper jetzt stärker als ich, denn sie sind in dieser Welt zu Hause. Sobald ich versuche, mich in dieser Welt wieder einrichtend etwas für meine Gesundheit zu tun, wende ich mich gegen mich selbst, und übergebe dann gern das Steuer an das Bier trinkende Unbewusste, das dann sich individuell und kollektiv austobt und zu stärkeren Drogen greift.


Tod, nicht Gesundheit. Reinigung, nicht Heilung. Kaffee, Bier und Zukunftspläne sind toxisch. Und die Ohren müssen immer zu sein.



Anmerkung von Jack:

Ich kann gegen destruktive Impulse nicht kämpfen, wenn ich damit zugleich gegen mein höchstes Ziel kämpfe: diese Welt zu verlassen und in meine Heimwelt zu kommen. Ich kann nur weiterleben, wenn ich jeden Tag bereit bin zu sterben, und in dieser Welt mit allem schon abgeschlossen habe. Beginne ich hier wieder meine Kraft zu investieren, sabotiere ich sofort diese falschen Ziele, indem ich das Steuer an Unbewusste abgebe, das mich in den Alkoholrausch bringt, in dem der Weg zum Kokain nicht mehr weit ist, obwohl ich explizit beschlossen habe, es nicht mehr zu nehmen.

Ich habe den Fehler gemacht, in dieser Welt Zwischenziele zu setzen, um die emotionale Energie von Kokain wegzuführen. Aber ich bin schon fertig mit dieser Welt, habe meine Seelenprüfung bestanden. Wenn ich hier aber weiter Ziele setze, dann verwirkliche ich meinen wiederkehrenden Alptraum, trotz Uni-Abschlusses willkürlich in die 11-te Klasse geschickt zu werden, um sie zu wiederholen. Diesen Traum hatte ich sehr oft, aber er kommt nicht mehr vor: Ich bin fertig mit dieser Welt. Mit Ablenkungszielen habe ich in den letzten Monaten den denkbar schlechtesten Ansatz gewählt, die Sucht zu überwinden.

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