Eric Bernard (*1877)

Anekdote zum Thema Geheimnis

von  Jack

Dieser Text ist Teil der Serie  Lxiour

Die Geschichtsphilosophie ohne funktionalistische Vereinfachung blieb bis vor kurzem bloß intuitive Metaphorik bar wissenschaftlicher Systemansprüche. Dabei zeigten Aurele und Yiihhi die Übertragbarkeit von Ills Wahrheitsstufensystem auf Natur und Kultur; Ill selbst und Innie Hinn erforschen ganzheitliche Kommunikation, die ohne Spache auskommt, und Eric Bernard untersucht die weltgeschichtliche Wirkung dessen, was vor 150 bis 200 Jahren als abstrakter oder pseudokonkreter Weltgeist gedacht wurde.


Die Idee, dass nur die Mesowelt differenziert ist, während das Banale und das Göttliche einfach sind, ist so alt wie falsch. Ills Kritik zielte darauf, dass systematische Erkenntnisse unterhalb oder oberhalb der funktionalistischen Zone nur nicht mit den Mitteln funktionalistischer Sprache kommuniziert werden können. Aber sie können sowohl erfahren als auch gedacht werden. Eine Stufe unter dem Reich des Funktionalismus lässt sich dem banalistischen Reduktionismus entgegenwirken, indem die einzelnen Phänomene in ebendieser Qualität betrachtet werden, und nicht zu Symbolen herabgesetzt oder als logische Folge höherer Strukturen erklärt: das unmittelbar Reale ist kein Symbol des Symbolischen. Eine Stufe über dem Funktionalismus ist es falsch, logische und logistische Emergenzreduktion zu treiben, vielmehr geht es darum, offene Systeme als metafunktionalistisch zu verstehen.


Geschichtsphilosophie ist keine bloße Aufzählung der Fakten, keine intuitive Erzählung, aber auch kein Versuchslabor für Naturgesetze. Wenn Logik, Natur und Freiheit zusammenkommen, entsteht ein durchaus verstehbares System, der Weg zu dem durch logistischen Reduktionismus und narrative Voreingenommenheit versperrt wird. Das Höhere ist nicht unmittelbare Folge des Banaleren, aber auch keine unerklärliche Emanation des Absoluten. Das Zusammenspiel von Freiheiten, logischen Strukturen und psychologischen Prozessen ist weder beliebig noch schicksalhaft. 


Bernard geht nicht bloß über Moncur hinaus, er strebt eine Wissenschaft des Geistes an, die diesen als Subjekt und Objekt auf das natürliche Subjekt und das funktional Objektive bezieht. Ein und dasselbe Ereignis können im Anfängermodus separat und zutreffend auf mehreren Wahrheitsstufen beschrieben werden. Was Bernard anstrebt, ist eine die Wahrheitsstufen kombinierende komplexe Geschichtswissenschaft, die ihrem Gegenstand im selben Maße gerecht wird wie die Methode der zeitgenössischen Physiker deren Gegenstand: die Physik hat einen angemessenen Umgang mit ihrem Gegenstand gefunden und macht rasante Fortschritte. Bernards „Negentropische Geschichtsmetaphysik“ (1913) wird, wie es Aurele ausdrückte, die erste Wissenschaft der Geschichte sein, die diesen Namen verdient.



Anmerkung von Jack:

N. T. van Anderten, 6.3.1913.



Eric Bernard: Artikel im Ceachelle-Almanach

1899: Was erforscht Geschichtswissenschaft?  (Kjelde hat schon lange eine Antwort bereit: Geschichtswissenschaft forscht nicht, sie verwaltet das Nichts (1641). Kjeldes ontologischer Essentialismus war ahistorisch, Geschichtlichkeit war für ihn Lüge, und lenkte von wahren metaphysischen Problemen ab. 258 Jahre später gestalten wir nicht zuletzt basierend auf Kjeldes Essentialismus die Geschichte selbst und kämpften einen Krieg um den Planeten, der den gesamten Lebensraum der Menschheit kallokratisch überformt. Wir zerschlagen auf Land, See und Übersee die Herrschaft des geschäftigen Nährstandes und retten unsere Welt in eine ihr angemessene solare Ordnung. Die ereignisreiche Zeit aber, die es gedauert hat, vom Augenblick der geschichtsleugnenden Verzweiflung Kjeldes bis zu Rikis Siegeszug in unserer Zeit, ist eben nicht nichts, es ist eine historische Entwicklung, die weder determiniert noch durch Zufall oder Voluntarismus einfach passiert ist).

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