Spaziergang

Anekdote zum Thema Ironie

von  Bellis

Das Leben ist komisch.

Vor kurzem starb die Mutter meines Schwagers, eine lustige und mütterliche Frau, bei der wir Kinder immer was zu naschen kriegten. Ich kannte sie mein Leben lang.

Ich erfuhr es erst abends, als ich mit meinem Geliebten von einem Spaziergang auf dem Nordfriedhof heimkam. Wir hatten die Abendsonne genossen, während wir leichtsinnig kicherten und uns über Grabinschriften und Familiennamen amüsierten.

Es ist doch auch zum Grinsen, wenn auf einem Grabstein nichts weiter als „Auf Wiedersehen!“ steht. Liest man ja manchmal auch auf Schuhabtretern vor Haustüren, genauso oft wie „Willkommen!“ oder „Haxen abkratzen!“.
Lustig fanden wir auch den Namen der Familie Mitlacher. Ist verpflichtend und devot gleichermaßen.
Oder den von Herrn und Frau Asche. Ob die gefragt wurden, wie sie bestattet werden möchten? Hat des Pastors Grabrede gestockt an der biblischen Stelle: „Friede ihrer Asche“? Und als der Ehemann nach seiner Frau ebenfalls starb, wählte man dann die Worte „Asche zu Asche“?
Und dann fanden wir das, passend mit reichlich Blattgold beladene, Grabmahl der Familie Schatz.
Direkt links daneben ruhte die Familie Hecht, auf deren Grabstein stand: „Wo dein Schatz ist, ist auch dein Herz“. Wie praktisch, liegt gleich nebenan!
Und wiederum links benachbart von Familie Hecht ruhte Henriette, geborene Hechtfischer... Sieh an, es gibt Friedhofsverwalter mit Humor!

Das Leben ist komisch. Und Beerdigungen sind es auch, auch wenn man mich nun wirklich für pietätlos halten mag.

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text

Kai_H. (23)
(28.09.05)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Bellis meinte dazu am 28.09.05:
Der "Spaziergang" ist die Einleitung zu den folgenden Texten, in denen ich über eine Beerdigung berichte. Ursprünglich war das alles ein langer Text, den ich mit Rücksicht auf die Bequemlichkeit der Leser in Abschnitte unterteilt habe. Deshalb hat der letzte Satz seine Bewandnis: Er soll neugierig machen auf die nächsten Abschnitte. Wenn er dabei unpassend wirkt, umso besser. ;o) Das provoziert das Weiterlesen.
Kai_H. (23) antwortete darauf am 28.09.05:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram