Die Jagd

Kurzgeschichte zum Thema Verwirrung

von  pArAdoX

Und da stand sie nun. Es hatte geregnet. Sie sagte immer: „Der Himmel weint…“. Doch dort sagte sie das nicht. Sie stand nur da und starrte geradeaus. Sie fror. Ihr ganzer Leib zitterte. Kein Wunder, sie hatte ja kaum etwas an.
Wieder:
Zerrissene Strumpfhose – dünnes Hemdchen – kurzer Rock.
Sie stand auf einem Feld. Bei näherer Betrachtung sah man, dass sie Wunden besaß - am gesamten Körper verteilt. Warum denn? Sie war doch immer so fröhlich. Wo kamen die denn her?
Stille.
Ihre Haare wehten im Wind. Sie lächelte.
Schrei.
Sie schmiss sich auf die Erde. Schluchzte. Weinte. Schrie. Versuchte auf zu stehen. Schlug auf die Erde. Flennte. Schrie. Flehte.
Stille.

Und da liegt sie nun. Es regnet. Sie zittert, denn sie hat nichts an. Alles zerrissen und aufgelöst. Die Fetzen liegen neben ihr auf der Erde.
Ein Schrei – aus weiter Ferne.
Sie rennt los um zu suchen. Sie rennt über das Feld, doch die nackten Füße sind zu kalt, die scharfen Kanten der Stöcke rammen sich in ihre Füße.
Schmerz.
Sie fällt hin, sie kann nicht. Sie kann einfach nicht weiterrennen. Es schmerzt zu sehr. Sie kann sich kaum noch bewegen, am liebsten würde sie liegen bleiben. Aber das will sie nicht. Da, auf der Erde, fühlt sie sich so verloren. Sie versucht sich mit all der verbliebenen Kraft auf zu richten. Sie schafft es auf die Kniee. Was ist das? Ihre Augen erblicken einen Baumstumpf. Obwohl alles verschwommen ist, findet sie den Weg. Sie schleppt ihren schwachen Körper zu ihm und setzt sich hin. Sie atmet laut. Sie keucht.

Und da wird sie sitzen. Im Regen. „Der Himmel wird immer wieder weinen.“, das sagte mal jemand anderes zu ihr. Sie wird wieder einen Schrei hören und sich fragen woher er kommt.
Das einzige, was anders sein wird, ist, dass sie sich warm anziehen wird. Sie weiß ja, dass immer alles zerfetzt auf dem Weg hierher und dass ihr dann sehr kalt wird. Das ist selbstverständlich. Also wird sie dann nicht frieren.
Es wird ihr gut gehen, denn sie wird alles wissen.
Alles wird Normalität.
Obwohl nichts so wird, wie sie es will.

Es wird alles so wie es sein soll.

Es war alles wie es sein soll.
Es ist alles wie es sein soll
und
Es wird alles wie es sein soll.

Schuss.


Anmerkung von pArAdoX:

entstanden: 2004

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Kommentare zu diesem Text

Josama (22)
(07.01.06)
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 pArAdoX meinte dazu am 07.01.06:
o weia, vielen lieben dank... *rot wird* das is echt n kompliment... weiss gar nich was ich schreiben soll... DANKE! liebe grüße, paradox...
hddgt (48) antwortete darauf am 20.02.06:
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hddgt (48) schrieb daraufhin am 20.02.06:
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 pArAdoX äußerte darauf am 20.02.06:
vielen dank!

 RainerMScholz (08.05.07)
Tut weh, wenn sie über das Stoppelfeld rennt.
Grüße,
R.
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