Dienstags bei Inge
Ansichten übers Leben und Sterben und den Rest dazwischen
Eine archivierte Kolumne von IngeWrobel
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Gaby, Du fehlst!
Bei der Beurteilung der Kabarettistin Gaby Köster scheiden sich die Geister: Die eine Gruppe findet sie unverschämt gut – die andere Gruppe findet sie nur unverschämt. Dazwischen gibt es nichts. Damit meine ich, dass man Gaby Köster und ihren Texten nicht gleichgültig gegenüberstehen kann: Diese Frau polarisiert.
Warum und wodurch mir gerade heute Frau Köster in den Sinn kam, weiß ich gar nicht mehr genau. Es war mit Sicherheit im Zusammenhang mit der bevorstehenden Wahl. Wenn Sie, meine treuen Leser, diesen Text vor sich haben, ist diese Bundestagswahl freilich bereits gelaufen. Ich habe meine beiden Stimmen, wie bereits beschlossen und durch das Online-Gutachten des Analytikers Dr. Wahlomat empfohlen und dadurch bekräftigt, abgegeben. Ich denke, meine Wahl hätte Gabys Zustimmung erhalten.
Gaby Köster war nach meiner Wahrnehmung die erste Kabarettistin im deutschen Populär-Fernsehen, die kein Blatt vor den Mund nahm. In ihren Ausführungen und ihrer Wortwahl schlitterte sie manchmal knapp an der Grenze zur Geschmacklosigkeit vorbei. Sie präsentierte die bodenständige wache emanzipierte deutsche Hausfrau und Mutter mit kritischem Blick auf alles, was ihr ihr Bauchgefühl als kritikwürdig signalisierte.
Da ging es um Alltagsprobleme, mit denen sich die elitären Kabarettisten nicht beschäftigten – weil sie ihr Männerweltbild bearbeiteten.
Köster war hingegen Vollweib. So sah sie aus, so dachte sie und so sprach sie. Sie prägte den Begriff „Dreibein“ – und jeder verstand sofort, was sie damit beschreiben wollte: den mehr oder weniger triebgesteuerten Mann. Bei all ihren karikierenden Beschreibungen der Verhaltensweisen des anderen Geschlechts blitzte dennoch neben der spitzen Zunge immer die Sympathie für eben dieses Mannsvolk durch. Sie beobachtete, analysierte und entblößte die Schwächen der Männer, sparte nicht mit Klischees und Schubladen – die sie dann mit einem Augenzwinkern zurück in das deutsche Chippendalekommödchen schob.
Ich spreche über Gaby Köster in der Vergangenheit. Zum Glück ist sie nicht tot, sondern „nur“ krankkheitsbedingt aus unserem viereckigen Blickfeld verschwunden.
Vor annähernd zwei Jahren sah man sie anlässlich der Verleihung des Deutschen Comedy-Preises zuletzt in der Öffentlichkeit. Ihre geplante Tournee „Wer Sahne will, muss Kühe schütteln!“ fiel aus. Ich würde sie gerne wieder sehen und hören. Sie ist unersetzlich.
Ich werde für Dich beten, Gaby, denn Du fehlst!