Alle 603 Textkommentarantworten von Willibald

11.02.20 - Diskussionsbeitrag zum Text  Zur Verteilung des Humors von  FrankReich: "Mein Gott, ich bin doch kein Gegner!"

07.02.20 - Diskussionsbeitrag zum Text  Zur Verteilung des Humors von  FrankReich: "Hm, Frank, jou, Bonmot kleines ist trefflich ... zurück zum Text mit "dir" und "die": 39. Opitzens. Mich hat ein kleiner Ohrt der Teutſchen Weldt gegeben / Der Wegen meiner wirdt mit Rohm die wette Leben / Ich ſuche nicht zuviel ich bin genug geprieſen / Das ich dir Venus ſelbſt im Teutſchen unterwieſen. http://www.deutschestextarchiv.de/book/view/hoffmannswaldau_grabschriften_1662?p=10 1662 (dir Venus) https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10924898_00012.html 1680 (die Venus) "jemanden im Deutschen unterweisen", ihn also "Deutsch sprechen lassen" ist durchaus ein gelungener Sprachwitz (Pointe, argutia) für die Angleichung an deutsche Aussprache des lateinischen Wortes. Die zentrale Stelle in der Poeterey mit der akzentuierenden deutschen Dichtung (im Gegensatz zur lateinischen, quantitierenden Dichtung) ist überaus bekannt und eben mit diesen Beispielen (Venus, Juno) gekoppelt. Daher kann man hier von einer Erkennungsmarke bei den poetologiekundigen Rezipienten ausgehen, die ob dieses internen Spaßes entzückt und beglückt lächeln. Weil sie das verstehen.. Der Gebrauch von "Venus" im Gedicht als poetologische Erkennungsmarke kombiniert mit dem trochäischen Gebrauch von "Venus" im Epitaph, naja - aber doch wahrscheinlicher als der latente Hinweis auf erotische Destruktion und entsprechendes Siechtum Opitzens. Oder gleich wahrscheinlich. Der Dativ "dir" (ein Benefaktiv, ein Dativus commodi) in der Fassung von 1662 lässt sich auf deutsches Land beziehen. Der Geburtsort Opitzens steht dann metonymisch für die größere territorilae Einheit und ihre Sprachgewohnheiten, so wie "Rom" für Römer und lateinische Sprachkultur steht. Das Venusmotiv in vielen Poemen Hoffmannwaldaus, so dass sich in dem "Ich" nicht nur der sprechende Opitz, sondern auch sein (dankbarer) venuspreisender Genosse Hoffmannswaldau preist... greetse ww [ Antwort geändert am 07.02.2020 um 19:27 Uhr Antwort geändert am 07.02.2020 um 19:32 Uhr"

08.02.20 - Diskussionsbeitrag zum Text  Zur Verteilung des Humors von  FrankReich: "Das Wort "Venus" ist in deutschen Texten immer trochäisch in der Prosasprache und wird dann ebenso in lyrischer Sprache genutzt. Dass Hoffmannswaldau "Venus" in seinen Gedichten immer wieder unterbringt, sei es direkt (leicht zu googlen), sei es indirekt ("Galante Gedichte", darin unter anderem die "Vergänglichkeit der Schönheit") ist sicher bekannt. Die Variante "dir" ist keine notwendige Voraussetzung für die Isotopie "metrisch regulative Leistung der ebendeshalb zu rühmenden Opitzfigur). Die argutia-These (einem personennamen und ihrer Trägerin die deutsche Aussprache und Metrik beibringen) ist nicht geschwächt. Wie überhaupt auffällt, dass die Opitzsche "Innovation", wegen der er von vielen seiner Zeitgenossen gerühmt oder bekämpft wird, in deiner Argumentation - soweit ich sehe - völlig aussen vor bleibt. Das bedeutet rein schreibtaktisch, man müsste bei der Verteidigung der steganographischen Lesart sehr viel vorsichtiger vorgehen. Ähnlich angreifbar sind übrigens auch andere Argumente dieser opitzkritischen Lesart. Etwa die These von der Schmähtendenz bei anderen Epitaphen, der Polysemie von "ich bin genug gepriesen", bei der These von der notwendigen Metathesis, in Zeile Drei, beim Vorwurf der selbstevidenten Arroganz und Überheblichkeit in der Venuszeile. Dann ist denn auch die Steganographische These keineswegs mehr der Weisheit letzter Schluss. Aber immerhin eine bedenkenswerte Hypothese neben anderen. Allerdings habe ich den Eindruck, dass sie in einem so hohen Maße favorisiert wird, dass sie gar nicht mehr relativiert werden darf. Bei einer wissenschaftlichen Arbeit eine Einfallspforte für heftige und kraftvolle Kritik. Ein Prof nämlich mit argumentativ-erkenntnistheoretischen Prämissen kann ernsthafte Zwickmühlen aufmachen, wenn er etwa das Schema "Schluss auf die beste Erklärung" bemüht. Greetse ww"

10.02.20 - Diskussionsbeitrag zum Text  Zur Verteilung des Humors von  FrankReich: "Nun, da kann man nur hoffen, dass die steganos ausserhalb der Epithaphiendeutung weniger stenoschlüssug sind. In einem detektivischen Sinne sind jedenfalls die steganographischen Deutungen und ihre Prämissen und ihre Conclusionen von sehr viel geringerer Wahrscheinlichkeit als die von Willibald ausgebreiteten, scheint mir als Willibalden. Man kann nur hoffen, dass sich methodischer Zeifel und sorgfältige Skepsis mit der Grandezza und dem Schwung des Steganobrillentrögers soweit verbünden können, dass dieser sich nicht gegen alle Einwendungen gefeit sieht. Möge Occams Razor (entia non sint multiplicanda) nach einer Veröffentlichung möglichst wenig Anlass zum Wüten und Sicheln haben. Und möge der argutia-gedanke seine bei RR mögliche Wirkung tun. Der Bibelcode und seine Vettern sind keine guten Verteidiger gegen Occam. Die im privaten Kommentar sinngemäß zitierte Passage aus einer Frühphase der Barock-Hermetik-Arbeit weist recht viele Merkmale von kurzschlüssiger, zirkulärer und auch immunisierender Grandezza auf. Greetse Antwort geändert am 10.02.2020 um 20:08 Uhr"

12.02.20 - Diskussionsbeitrag zum Text  Zur Verteilung des Humors von  FrankReich: "Wenn es denn zweckdienlich ist, so sei die Apostrophe hiermit korrigiert zu "mon Dieu! "..... greetse ww"

11.02.20 - Diskussionsbeitrag zum Text  Zur Verteilung des Humors von  FrankReich: "Grüß Dich, Frank "Stenagogie" ist ein Kunstwort, jongliert ein bisschen mit Steganogogie und -graphie: stenos: "eng"; agōgē „Führung, Leitung" Es meint eine Engführung in der Argumentation. Es berührt sich mit "Enthymema", einer Art von Kurz-Schluss, der nur die eigenen Prämissen anerkennt. Und im Steigerungsfall Gegenbeobachtungen entweder gar nicht zulässt oder sie als Beleg für die eigene These erklärt. Bevor nun - was wirklicih nicht zu wünschen ist - Fäuste geballt werden, lass uns vorab klären, was wirklich ein sehr ernsthafter Prüfstein ist, diese Frage nämlich: Unter welchen Voraussetzungen wäre es für Dialogpartner einsichtig, dass eine These geringe Wahrscheinlichkeit hat.? Kürzer: Unter welchen Umständen ist die Steganographie-These - ich bleibe beim Opitz-Epitaph - falsifizierbar, nahezu falsifizierbar ? beste Grüße ww Antwort geändert am 11.02.2020 um 15:45 Uhr"

12.02.20 - Diskussionsbeitrag zum Text  Zur Verteilung des Humors von  FrankReich: "Nun denn, dann also zu den "Erwartungen":: Dass Opitz die Quantitätsregulierung der klassischen lateinischen Sprache wegschiebt und die deutsche Akzentuierung (die Poeterey-Stelle habe ich zitiert) propagiert, kann man in einschlägigen Barockdarstellungen nachlesen (z.b. Volker Meid, Dirk Niefanger, Hans-Georg Kemper, Christian Wagenknecht, Alfred Behrmann, Jakob Minor). Die barocke Rezeption der Poeterey ist ebenfalls gut zu recherchieren. Die vielen Auflagen der Poeterey und des De contemptu sind in den modernen Ausgaben der Poeterey gut dokumentiert. Der Originaltitel lautet: Martini Opitii Buch von der Deutschen Poeterey. Jn welchem alle jhre eigenschafft vnd zuegehör gründtlich erzehlet/ vnd mit exempeln außgeführet wird. Gedruckt in derFürstlichen Stadt Brieg/ bey Augustino Gründern. Jn Verlegung David Müllers Buchhändlers in Breßlaw. 1624. Die Vorrede signalisiert das Gewicht des Buches für die Heimatstadt, für Schlesien und das "teutsche Vaterland". Ein Topos, der zeitgenössisch Furore machte. Zahlreiche weitere zeitgenössische, "barocke" Auflagen kamen heraus, die man in den neueren Ausgaben des 20. Jahrhunderts zumeist aufgeführt findet. Zu diesen einige Anmerkungen: Bei den neueren Ausgaben beginnt es intressant zu werden mit der von Richard Alewyn betreuten. Er war der Wiederbegründer der von Braune eröffneten Reihe, die nun den offeneren Titel ›Neudrucke deutscher Literaturwerke‹ führte. Vgl. Martin Opitz: Buch von der Deutschen Poeterey (1624). Nach der Edition von Wilhelm Braune neu herausgegeben von Richard Alewyn.- Tübingen: Niemeyer 1963 (Neudrucke deutscher Literaturwerke. N.F.; 8) (2. Auflage 1966). Alewyn bietet in der Einleitung einVerzeichnis der berichtigten Druckfehler sowie eine aktualisierte Bibliographie der Ausgaben der›Poeterey‹. Aus den sechziger Jahren ist sodann hinzuweisen auf die Edition der ›Poeterei‹ in dem sehr instruktiven Sammelband: Poetik des Barock. Hrsg. von Marian Szyrocki.- Reinbek: Rowohlt1968 (Rowohlts Klassiker der Literatur und der Wissenschaft; 508–509), S. 7–55. Sodann liegen zwei Reclam-Ausgaben vor: Martin Opitz: Buch von der Deutschen Poeterey (1624). Hrsg. von Cornelius Sommer.- Stuttgart 1970 (Reclams Universal-Bibliothek, Nr. 8397–98). Geboten werden zusätzlich Sacherklärungen sowie eine Bibliograhie und ein Nachwort. Eine bibliographischnochmals ergänzte Auflage erschien 1995. Des weiteren: Buch von der Deutschen Poeterey. Hrsg. von Herbert Jaumann. Studienausgabe.- Stuttgart: Reclam 2002 (Reclams Universal-Bibliothek; 18214). Die Edition ist mit reichhaltigen Anmerkungen, einer Bibliographie und einem Nachwort ausgestattet. Schließlich ist hinzuweisen auf die kommentierte Wiedergabe des Textes in: Martin Opitz: Gesammelte Werke. Kritische Ausgabe. Hrsg. von George Schulz-Behrend. Band II: Die Werke von 1621 bis 1626. 1. Teil.- Stuttgart: Hiersemann 1978 (Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart; 300), S. 331–416. Diese Ausgabe ist mit einer wichtigen entstehungsgeschichtlichen Einleitung versehen. Dass diese Poeterey-Passage unmittelbar mit der Venus-Metrik kombiniert ist, wurde ebenfalls belegt. Die den/die-Variante - auch darauf wurde schon verwiesen - ist in jedem Falle recht gut mit der These zu verknüpfen, dass die deutschorientierte, akzentorientierte Metrik und die Galante Dichtung rühmenswerter Weise in Opitz ihren Vater hat. Dass eine steganographische Umstellung des Epigramms eher erst dann vorzunehmen ist, wenn die beiden tradierten Drucke und ihre Versionen mit den Zeitumständen in einem befremdlichen, sehr befremdlichen Verhältnis stehen, dürfte einer detektivischen, literaturwissenschaftlichen Methodik entsprechen, so wenig "innovativ" sie auch erscheinen mag. Im Übrigen hat wohl in einer Diskussion an der Universität eher der die Bringschuld, der behauptet, man müsse die Texte steganographisch gegen den Strich der Drucke lesen. Er muss plausibel machen, dass die tradierte Version Widersinniges birgt. Und dass die entsprechenden Interpretationen, dieses Widersinnige übersehen und falsch sehen. Und dass die steganographische Version mit der soziokulturellen Einbettung bestens harmoniert. In Punkt 4 der pn wurde auf die Problematik der Steganoherleitung eingegangen. Schließlich sei noch darauf hingewiesen, dass die relativ ausführliche Aufstellung, die Willibald in der pn von 1 - 4 gebracht hat, ohne jede Bringschuld und aus Interesse für einen intressanten Ansatz gefertigt wurde. Man möge die dortige Argumentation noch einmal durchgehen. Und sie auf ihre Belastbarkeit prüfen. Das Kuhlmann-Argument mit der fehlenden persönlichen Bekanntschaft lässt sich dort recht gut überprüfen, unter anderem springt ins Auge, dass H. mit Diogenes und Cicero und Seneca drei fremdzeitliche Größen enkomiastisch avisiert und dann nach Lipsius mit seinen zwei Weibern ! unseren Opitz unterbringt). Nicht zu vergessen, dass die Methodik, mit "Multidimensionaler Interpretation" (Kausalketten A und B, Monokausalität, Polykausalität) vorzugehen, beleuchtet wurde. Mit Hinweisen auf analoge und recht brüchige, selbstimmunisierende Argumentationen (Evolution mit und ohne Gott, Grabepigramm mit Ruhmesrede und steganographisch feinstem Spott, Hexen und Viren als Pestauslöser). Beste Grüße in den Abend, ich fahre jetzt mit meiner Tochter zu einem Abendessen. Meine Energie ist dann die nächste Woche auf andere Phänomene als Hoffmannswaldau gerichtet. Antwort geändert am 12.02.2020 um 19:50 Uhr"

19.06.21 - Diskussionsbeitrag zum Text  Zwanzig Jahre später von  Quoth: "Ach ja, der "Rotfuchs". Vale"

19.06.21 - Diskussionsbeitrag zum Text  Zwanzig Jahre später von  Quoth: "Von irgendeiner Kiketterie des Autors finde ich hier kaum etwas. Voller Genuss: Eine weibliche Figur im inneren Monolog memoriert unfreiwillig komisch eine heterosexuelle "Liebesbegegnung" im Opernbus mit Rotfuchs . Feine, feinste Struktur."

19.06.21 - Diskussionsbeitrag zum Text  Zwanzig Jahre später von  Quoth: "AhA (heiter)"

Diese Liste umfasst nur von Willibald abgegebene Antworten bzw. Reaktionen auf Kommentare zu Texten. Eigenständige Textkommentare von Willibald findest Du  hier.

 
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Willibald hat übrigens nicht nur Kommentare zu Texten geschrieben, sondern auch  3 Antworten auf Kommentare zu Autoren,  13 Antworten auf Gästebucheinträge und  70 Antworten auf Kommentare zu Teamkolumnen verfasst.

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