Alle 528 Textkommentare von Habakuk

30.05.20 - Kommentar zum Text  Ankommen von  juttavon: "Mir gefällt die Prosaskizze besser, liebe Jutta. Feine impressionistische Klänge hast du dem Text angedeihen lassen, wie es sich für eine Skizze auch gehört. Du hast dich für parataktische Satzkonstruktionen entschieden, um das Wesen einer Prosaskizze, die ja nur Momentbilder, Ausschnitte beschreibt, zu verdeutlichen. Augenblicksempfindungen, Stimmungen in kurzlebigen Begegnungen, Licht-, Farb-, Duft- oder Geräuscheindrücken, in allem wird die flüchtige Andeutung angestrebt. Da passen parataktische Satzkonstruktionen mit kurzen Sätzen sehr gut, da sie dem Text die demgemäße Dynamik verleihen. An der einen oder anderen Stelle hättest du es für meinen Geschmack ruhig noch intensivieren können, zum Beispiel: „Die Ordnung der Bäume ist vertraut. Das Licht zwischen den Häusern. Der Heckenschnitt. Meine Schritte werden schneller. Die Schatten dunkler. Taste die Stadtmauer entlang. Hinauf zur Burg. Sinke ins Tal. Weit bis zur Bergkette“. Im Gegensatz dazu verlangt die Versrede Pausen, da durch die Betonung wichtiger Wörter und das bewusste Setzen von Pausen, bspw. durch Enjambements, das Sprechtempo variiert. Das gibt dem Gedicht erst den erforderlichen Rhythmus. Die syntaktische Einheit eines Prosatextes erfordert dies nicht zwangsläufig. HG H."

21.05.20 - Kommentar zum Text  ein Beben von  juttavon: "Sprachlich ein schönes Gedicht, liebe Jutta, dem Musikalität und Rhythmus zu eigen sind. In diesem Gedicht scheint es mir um eine Beziehung zwischen dem lyrischen Ich und einem Du zu gehen. Verbundenheit, Anziehung, Trennung und Abschied. „Im Hals steigt mit engem Ton die Klage“, „dem Leuchten zu/das eben noch sichtbar uns bezwang“. Ein gewisser Zweifel beim Aufeinandertreffen der beiden lyrischen Subjekte klingt auch in dem Vers „unsicheren Schrittes besteigen wir das Felsenmoor“ an. Der Begriff des Felsenmoores scheint mir eine Wortneuschöpfung, ein Kunstwort zu sein. Vllt. ein Bild für die Ambivalenz der Gefühle. Der Fels als Bild für Festigkeit, Sicherheit, das Moor dagegen für Unsicherheit, Unbeständigkeit. Dies ist natürlich meine persönliche Rezeption. Alles mag völlig anders intendiert gewesen sein. HG H. Kommentar geändert am 21.05.2020 um 13:40 Uhr"

19.05.20 - Kommentar zum Text  einzeln von  juttavon: "Reduktion im Ausdruck und Verknappung in der Form prägen dein Gedicht, liebe Jutta. Sehr klangvoll, der doppelte Diagraph ch, Alliteration bei „a/b“, Assonanz bei „u/ü/e“, Häufung gleicher Konsonanzen (Konsonanz) bei „n/t/r“, um nur einige Beispiele aufzuzeigen, die dafür mitverantwortlich sind. Alles mahlen die Mühlsteine/heraus kommen Sterne./Der Vorabend des längsten Tages. (George Seferis) Der Mühlstein als Sinnbild des Lebens, für manchen sicherlich eine treffliche Metapher. Der Mühlstein, der das Korn zermahlt zu Mehl, woraus Brot entsteht, ein Symbol für das Leben. Mir scheint, das lyrische Ich befindet sich in einem Transformationsprozess, einer Entwicklung, einem Wandel oder einer Verwandlung. Welcher Art diese ist, muss hier nicht gemutmaßt werden. Dass es ein schmerzlicher Prozess sein könnte, kommt in dem Vers „zwischen den reibenden Häuten“ zum Ausdruck. „Ein Luftzug ergreift alles“. Luft als geistiges Symbol mag ein Hinweis darauf sein, dass es sich womöglich um einen innerlichen/seelischen Prozess handelt. Sprachlich schön. Gefällt mir gut. HG H."

10.05.20 - Kommentar zum Text  Untergrund von  juttavon: "Gefällt mir ausgesprochen gut, liebe Jutta. Sprachlich sehr ansprechend. Schwanke noch ein wenig, wie ich den Text klassifizieren könnte. Als impressionistische Prosaskizze wäre eine Möglichkeit und läge sicherlich nicht völlig daneben. Ein „Gedankenbericht“ bzw. eine „erlebte Rede“, beides Begriffe, welche gleichfalls zutreffen würden. Wie auch immer. Durch die hypotaktische Struktur der Sätze, die nur durch Kommata getrennt sind, entsteht eine musikalisierte Sprache. Erinnerungen, Reflexionen, Eindrücke reihen sich aneinander. Die Sprache und die poetischen Bilder klingen teilweise wie Lyrik an. Die Grenzen zwischen den Sätzen und Gedanken verwischen und gehen in eine komplex-verschlungene narrative Innensicht von Augenblicksregungen auf. Die gewählte hypotaktische Struktur bringt die Dramatik dieses inneren Vorgangs sehr gut zur Geltung und steigert zudem noch das Tempo des Textes. Letzteres womöglich auch ein Hinweis auf die Hektik vor der erzwungenen Ruhe durch das Virus. Sicherlich wäre zu überlegen, das Bild des Virus durch ein anderes zu ersetzen. Dann bekäme der Text mehr Allgemeingültigkeit. Schöne Prosaminiatur. HG H."

26.04.20 - Kommentar zum Text  Achte Etage, Balkon von  niemand: "Manche Gedichte auf KV können einen schon in den Selbstmord treiben. Manche Satiren aber auch. ;-) BG H."

18.04.20 - Kommentar zum Text  Frage von  juttavon: "Ein bildstarkes Gedicht, liebe Jutta. Gefällt mir. Den vielen Chiffren geschuldet, fällt mir eine Kurzinterpretation schwer. Ich bemühe mich, sie nicht ausufern zu lassen. Auch bei diesem Gedicht ließe sich eine Beziehung zum Thema „Corona“ herstellen. Man kann es aber auch grundsätzlicher betrachten. Was der Mensch sät, das wird er auch ernten. Wer Wind sät, wird Sturm ernten. Das Prinzip der Kausalität (Ursache und Wirkung), jede Ursache hat ihre Wirkung; jedes Phänomen hat seine Ursache; alles geschieht gesetzmäßig; Zufall ist nur ein Begriff für ein unerkanntes Gesetz; es gibt viele Ebenen von Ursachen, aber nichts entgeht dem Gesetz.“ Die Verhältnisse im Universum (Makrokosmos) entsprechen denen im Individuum (Mikrokosmos) und umgekehrt. Zu deinen verwendeten Bildern im Folgenden einige Stichworte. „im hellen Licht/das Blau des Himmels/scheint hart“. Von den Griechen wurde der vom Sonnenlicht durchhellte blaue Himmel „Äther“ genannt. In ihm sahen sie den Übergang zu einer höheren, nichtmateriellen Welt. In den orphischen Hymnen ist der Äther die Seele der Welt und das Urelement allen Lebens. „Horizonte verschieben sich/in Windschleusen/das Band, ein Bach nur“. Der Wind, ein Symbol für den Atem und Geist. Durch eine Schleuse wird der Wasserstand den Bedürfnissen des Schiffsverkehrs angepaßt. Höhenunterschiede werden ausgeglichen. Eine „Windschleuse“ verstehe ich in diesem Zusammenhang als Anhebung des Bewusstseins auf eine höhere Stufe. Die Horizonte, Sichtweisen und Blickwinkel verschieben sich. Der Bach oder Fluss hat eine Quelle und eine Mündung. Es gibt einen Anfang und ein Ende. Vllt. ist der Bach ein Symbol für den Lauf des Lebens vom Beginn bis zu seinem Ziel, dem Tod im großen Meer. Die Gestalt seines Laufs weist dann auf eigenes Schicksal und Entwicklung, Entfaltung im Lebensprozess hin. Das Bild des Bandes weist auf ewas Verbindendes hin, einen Bund, eine enge Beziehung, etwas Zusammengehörendes im Sinne einer Bindung. Womöglich ein Hinweis auf die Verbindung von Geist und Materie. „vielleicht im Baum/die Vögel aufregen/Knospen brechen/ das ungeheure Knochengehäuse“. Auf der spirituellen Ebene verkörpert der Baum den Baum des Lebens und steht für den Einklang zwischen Himmel, Erde und Wasser. Der Vogel lebt in der Luft, die bis zum 20. Jahrhundert für den Menschen unerreichbar und der Bereich des Geistes war. Der Vogel ist ein Luftwesen, also geistig-seelisch zu deuten. Die Knochen geben unserem Leben Struktur. Sie geben uns Festigkeit und Statik. Ein gutes Knochengerüst ist der Rahmen, in dem wir uns unser Leben lang bewegen Knospe assoziiere ich wie folgt: Etwas tritt aus dem Inneren hervor, um eine neue Art zu leben zu entfalten. Aus dem Knochengehäuse brechen sie hervor. Die Knochen geben unserem Leben Struktur. In diesem Zusammenhang noch eine interessante Assoziation: „Gott sieht ein Feld voller toter und dürrer Gebeine und sprach zu mir. Weissage von diesen Beinen und sprich zu ihnen: Ihr verdorrten Beine, höret des Herrn Wort! So spricht der Herr, Herr von diesen Gebeinen: Siehe ich will einen Odem in euch bringen, dass ihr sollt lebendig werden. Ich will euch Adern geben und Fleisch lassen über euch wachsen und mit Haut überziehen und will euch Odem geben, dass ihr wieder lebendig werdet und sollt erfahren, dass Ich der Herr bin. (Ezechiel 37)“ „wo kommen wir hin/in Reife entsetzt“. „Reifen“ ist ein Entwickelungsprozess, bei dem der Geist mit der Materie korreliert. Alles reift bis zur Ernte, womit wir wieder bei dem Grundsatz wären: Was du säst, das erntest du. Womöglich reift der Mensch ab und an nur durch Katastrophen, was immer man darunter verstehen mag. In diesem Sinne assoziiere ich „entsetzt“. Zu erwähnen bleibt noch der häufige Gebrauch assonantischer sowie alliterarischer Klangfiguren. Schön! Nun ja, mit dem „nicht ausufern“ war wohl nichts. ;-) HG H."

08.04.20 - Kommentar zum Text  ... von  juttavon: "Schöne Symbiose aus Sprachbildern und Sprachklang mit einigen Klangfiguren, liebe Jutta. Die thematische Nähe zur Corona-Epidemie scheint offensichtlich. Die Bilder des Gedichts gehen m. E. darüber hinaus und sind für mich ein grundsätzliches Abbild des Menschen und der von ihm in die Welt gesetzten Ursachen und Wirkungen. Das Gedicht evoziert bei mir das mythologische Bild des Sisyphos. Im Gegensatz zu Camus stelle ich mir Sisyphos nicht als einen glücklichen Menschen vor. Vielmehr sehe ich ihn als blind, taub, geistlos, stupide, töricht, dekadent, um einige Beschreibungen anzufügen. Es ließen sich womöglich noch mehr finden. Vielleicht ist Camus' Sisyphos ja glücklich, weil er, Sisyphos, sich selbst bewundert. Warum auch immer. Nicht umsonst wird er ja in der griechischen Mythologie für seine Renitenz, Verschlagenheit, seinen Verrat und Frevel gegen die Götter bestraft. Sisyphos als ein Bild der ersten Menschen, die sein wollten wie Gott. Nach der Vertreibung aus dem Paradies erkannten sie, dass sie nackt waren. Geht es uns heute anders? „die Sonne tönt“, wobei die Sonne ein Bild für jene ordnende Kraft ist, die weit über dem menschlichen Dasein steht. Wie wir diese Kraft nennen, spielt zunächst keine Rolle. Diese Sonne tönt, doch der Mensch ist taub, blind, nackt. Das Märchen von des Kaisers neuen Kleidern kommt mir in den Sinn. Die letzte Strophe will sich mir nicht so recht erschließen. Vllt. stellt sie die Ambivalenz dar zwischen der zerstörerischen Tendenz des Menschen und seinem Hang zum Bewundern. Bewundern im höheren Sinn hat eine metaphysische Dimension, die uns oftmals abgeht. Das jedoch ist ein anderes Thema. Sollte eigentlich nicht so ausufern. Ob das jetzt alles etwas mit deinem Gedicht zu tun hat? Für mich schon. Du wirst es ertragen. ;-) HG H."

08.04.20 - Kommentar zum Text  Köpfchen muss Mann haben von  niemand: "Nun ja, Nonsens ist nicht so mein Ding. Aber gut bedichtet. BG H."

08.04.20 - Kommentar zum Text  allein von  juttavon: "Was an deinem hübschen Gedicht noch fehlt, liebe Jutta, ist selbstredend meine bescheidene Empfehlung. Vllt. fällt mir bei Gelegenheit noch etwas Klügeres dazu ein. ;-) HG H."

08.04.20 - Kommentar zum Text  Die ehrenwerte Gesellschaft lässt grüßen von  EkkehartMittelberg: "Sehr unterhaltsam, Ekki. Ich staune immer wieder erneut, welche sonderbaren Ereignisse dir das Leben beschert hat. Allein an deiner blühenden Fantasie kann es nicht liegen. ;-) BG H."

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