Alle 178 Texte von Citronella

Zwei Dichterlinge konkurrierten heute / in einem Forum um die Gunst der Leute. / Der eine hat ans Tricksen nicht gedacht, / der andre Aufrufzahlen hausgemacht. /

Nach tagelanger Dunkelflaute / ein Hoffnungsstreif am abendlichen Horizont: / „Ampel isch over“ / Jetzt müssen wir nur noch / die Dunkelflaute in den Griff bekommen /

Ein kluger Mensch schweigt erst einmal, wenn er verloren hat, und sinniert, wie das passieren konnte. / Ein dummer Verlierer sieht keinen Grund zum Nachdenken. Er meint das Recht zu haben, den Sieger zu verunglimpfen und zu bepöbeln. /

Ein Truthahn hat heute in Gmunden / beim Putentreff Anschluss gefunden. / Doch keine der Hennen / will gleich mit ihm pennen. / Er hält jetzt sein Rad schon seit Stunden. /

„Bevor ich eines Tages sterbe, / verteil ich jetzt mein ganzes Erbe / an Euch, ihr sieben lieben Neffen“, / schrieb Tante Ruth und lud zum Treffen. / „Zehntausend Euro gibt's für jeden. / Auch übers Häuschen will ich reden. /...

Tage die im Nebel schwimmen / Stochern nach dem Lebenssinn / Stille Stunden, nirgends Stimmen / Ruheraum als Hauptgewinn / Ab und zu ein zartes Leuchten / Bis zum Sonnenuntergang / Und ich ahne: Was wir bräuchten / Liegt noch hinterm...

Was soll ich denn nur tun? / Das fragte sich Frau Huhn. / Seit Tagen dieser Eierstau, / daraus wird doch kein Mensch mehr schlau. / Was soll ich denn nur machen? / fragt Dichter Siebensachen. / Seit Tagen fühl ich mich gehemmt, / wo mich...

Ich gebe zu: Mit dem rückwärts Einparken hatte ich schon immer meine Probleme, deshalb vermeide ich es auch so oft es geht. Rückwärts sehen Straßenverläufe und Einfahrten immer ganz anders aus als vorwärts. Ich weiß auch nicht, woran das...

Wer anderen Menschen ungefragt Lebensweisheiten vermitteln möchte, sollte selbst auf ein langes erfülltes und erfolgreiches Leben in unterschiedlichsten Bereichen und Umgebungen zurückblicken können, um nicht unter die Rubrik Neunmalklug zu...

Im Mittagslicht erstrahlt der stille Fluss, / November schlägt heut Wetterkapriolen. / Weil Wasser jetzt bei Flut kurz ruhen muss, / steht’s unbewegt entlang mattgrauer Molen. / Der Süllberg protzt als sei hier Mittelmeer, / vor Blankenese...

Detlef Walmerott hatte eine Aufgabe. Nein, eigentlich war es mehr als eine Aufgabe, es schien ihm als durch und durch gläubigem Menschen wie eine Bestimmung. / Seine Kindheit war nicht leicht gewesen: Der Vater, ein auch nach 1945 immer noch...

Wenn sich in Parlamenten Unmut regt, / weils Wählervolk den Wunsch nach Klarheit hegt, / wenn man versucht mit allen Mitteln / die abzuwehren, die noch kritteln / und nichts als Offenlegung fordern, / dazu Experten hinbeordern, / derweil...

Vor Einfahrt des Zuges / im Gleisbett an Bahnsteig 4 / mehrere huschende winzige Schatten / Eine Mäusefamilie auf Reisen /

Mich fragt man meistens gar nicht mehr. An der Supermarktkasse reicht es, die Geldbörse gezückt zu halten, anstatt wie fast alle Anderen stolz das erigierte Smartphone vorzuzeigen. / „Haben Sie unsere App?", wird die junge Frau vor mir...

Der Wettergott hat uns vergessen, / wahrscheinlich war es gut gemeint. / Weil hier schon lange wie besessen / fast jeden Tag die Sonne scheint. / Wir haben Herbst seit ein paar Wochen, / wo ist er hin in diesem Jahr? / Hat ihn der Sommer wohl...

Dem Lehrer Lutz Lehmann aus Leer / fiel Lehren des Lehrstoffes schwer. / Er hat sich entschieden / und lebt nun zufrieden / als Sammler von Leergut - ganz fair! /

Jüngst keifte Herr von Siebengscheit: / Hier machen sich die Falschen breit! / Ich werde jetzt ein Machtwort sprechen / und Netiquette-Regeln brechen. / Der dröge Herr von Neunmalklug / schloss sich ihm an: Es ist genug! / Man muss uns...

Der Erwin hasst die Salzkartoffel, / drum kocht die Erna ihm oft Nudeln. / Doch ist er schon ein arger Stoffel, / weil niemals Dankesworte sprudeln. / Als Kompromiss bekommt er Fritten, / und auch Gratin isst er begeistert. / Bei Reis muss...

Auf der Mauer, leicht verpeilt, / lauert jetzt der große Fritze. / Wacht, dass niemand drüber eilt, / guckt in jede kleinste Ritze. / Neben ihm zum selben Zweck / hockt sehr breit der lange Franke. / Manchmal nickt er kurz mal weg, /...

Ein seidiger Frühnebel schwebt / gemächlich flach über den Auen / als sei er von Feen gewebt / die nächtens ihr Wolkenschloss bauen. / Das Licht des noch schläfrigen Tages, / ganz zart in Pastellbunt getönt, / birgt Hoffnung, die...

Der Mann von Frau Müller aus Hagen / verwöhnt sie in fast allen Lagen. / Doch jetzt hat er Rücken / und kann sich nicht bücken. / Wer soll jetzt den Müll runtertragen? /

Einst sprach Frau Lotte Flotterstein: / So schön kann doch kein Mannsbild sein / dass ich mich ständig nach ihm sehnte. / Was sie dabei wohl nicht erwähnte: / Der letzte Mann der sie begehrte / obwohl sie sich dagegen wehrte / liegt...

Die alte Frau Weber aus Wahren / betreibt schon seit mehreren Jahren / ein Brautmodehaus. / Doch damit ist’s aus. / Es gibt kaum noch Bräute bei Paaren. /

Der Monitor auf dem Schreibtisch von Mark Müller-Breitfuß ist eingeschaltet, die Portraits der sechs übrigen Teilnehmer der Video-Konferenz werden nach und nach zum Leben erweckt: Drei Männer und drei Frauen, ihre Gesichter alles andere als...

Poetin Sophia aus Stein / schlief gestern nach reichlich viel Wein / zwölf Stunden am Stück. / Doch fiel ihr zum Glück / im Traum noch ein Limerick ein. /

Nun wird also wieder mal heftig diskutiert: Ist es ein Plagiat oder nicht? Wird es der Autorin schaden? / Stefan Weber, Plagiatsjäger aus Salzburg, scheint wieder eine Plagiatorin zur Strecke gebracht zu haben. Kamala Harris soll in ihrem Buch...

Die smarte Susanne aus Kalter / hat länger schon Pläne fürs Alter. / Nach ewiger Zeit / ist’s nunmehr so weit: / Denn gestern ging endlich ihr Walter. /

Zwei Freunde bliesen in dasselbe Horn, / der eine hinten und der andre vorn. / Doch ging der Wohlklang allzu schnell verloren, / nur Missklang dröhnt in aller Hörer Ohren. /

„Ich bin so frei!“, sagte der Großvater einst, wenn er, höflich den Hut lupfend, einen angebotenen Platz einnahm oder ihm jemand den Vortritt ließ – zu einer Zeit, als niemand wirklich frei war. / Aus dem heutigen Sprachgebrauch scheint...

Der Tag begann mit einem glänzenden, voll ausgeprägten Regenbogen. Wie schützend spannte er sich über die weitläufigen Weiden und Wiesen, die noch nicht durch Windräder verschandelt sind. Natürlich und völlig ideologiefrei. / Ich musste...

Vor glutrotem Horizont / vereinzelt Wattewölkchen / als Hoffnungsträger /

Die Hausfrau Roswitha aus Rathen / kredenzte dem Bernd häufig Braten, / am liebsten vom Schwein. / Jetzt is(s)t sie allein. / Sein Arzt hat vom Fleisch abgeraten. /

„Oha“, sprach der Bootsmann und pfiff, / „warum lief das Schiff auf ein Riff?“ / „Der Käpt'n war duhn“, so Hein Mück, / „er fand keinen Gang mehr zurück“. / „Und was soll die Mannschaft jetzt tun? / Ein Großteil ist...

Direkt am Park liegt ein großes Altenpflegeheim. Es hat schon schlimmere Zeiten erlebt. Nach einem Eigentümerwechsel vor einigen Jahren ist es ein wenig renoviert worden, die Balkone haben einen frischen Anstrich erhalten und die verwitterten...

Zwei Jahreszeiten stritten sich / wer wohl die allerschönste wäre. / Der Frühling prahlte: „Doch wohl ich!“ / Der Sommer sprach: „Habe die Ähre!“ /

Ertrinkende in gefährlichen Gewässern, zumal wenn sie des Schwimmens nicht mächtig und mit überlegtem Verhalten im Wasser nicht vertraut sind, schlagen schnell um sich. / Sofern möglich, klammern sie sich an den nächstbesten Menschen in...

Es bilden sich zurzeit Fraktionen / in Parlamenten, neuerdings auch hier. / Manch einer startet Störaktionen / und überzeugt sind Andre: Mir san mir! / Anstatt Konsense zu erlangen, / wird draufgedroschen voller Hass und Zorn. / Die...

Jetzt scheint sie nicht mehr weit, die stade Zeit / mit ihren endlos langen düstren Tagen. / Doch bin ich heuer keineswegs bereit, / dem Sommer hätte ich noch viel zu sagen. / Kein warmer Sonnenstrahl, der's Herz erwärmt, / ich werd...

Wahrscheinlich werden die wenigsten den Namen Michael Kyrath schon einmal gehört haben. Aber vielleicht sind es ab heute einige mehr. / Michael Kyrath, Geschäftsmann aus Elmshorn, ist der Vater der im Januar 2023 ermordeten Ann-Marie....

Warum, hört man Wähler erzählen, / soll ein Bürger heute noch wählen? / Das Land ist mit allem am Ende / und doch gibt‘s so bald keine Wende. / Umgeben von Fronten und Mauern / getrieben von Hetzern die lauern / missachten...

Es ist ja heut so einfach nicht: / Schreibt man ein kritisches Gedicht, / das in die „falsche“ Richtung weist, / ist man im Forum schnell entgleist. / Nun müht man sich und schreibt voll woke, / doch nützt es nichts, denn reziprok /...

Auf Wunsch färbt der Hühnerhof Meier / vor Wahlen auch gerne die Eier. / Beliebt sind die grünen / vor Wahlkampftribünen. / Man fühlt sich nach Eierwurf freier. /

Ein sanfter Regen / benetzt am Morgen / die erwachende Natur - / Abschiedstränen des Sommers / an einem Septembertag /

Per Maßkrug zog Toni aus Kaitl / dem Sepp kurz vor elf einen Scheitel. / Der Mann ging k.o. / und war sowieso / spätabends im Bierzelt nicht eitel. /

Wer nach dem Vorbild von Politikern auch im privaten Umfeld Brandmauern errichtet, wird irgendwann innerhalb dieser Mauern sehr einsam in verkrustetem Denken zurückbleiben. /

Der Luggi aus Haar liebt die Wiesn / und lockert wie stets einen Riesen / für knapp sechzehn Tage / und neunzig Maß (vage). / Mit Hendln käm er in die Miesen. /

An diesem Freitagnachmittag im sonnigen September ist relativ viel los im Park. Spaziergänger mit und ohne Hund und Radfahrer verteilen sich aber gut auf den breiten Wegen. / Da ich relativ zügig gehe, habe ich die vor mir schlendernde Frau...

Der Franz wollte gestern in Füssen / beim Bierfest die Fatima küssen. / Doch fünf ihrer Brüder / sah‘n das sehr viel prüder. / Der Franz hat sich krankmelden müssen. /

Nachdem ich Achim beim Nachmittagsspaziergang um den kleinen See von den neuesten Vorkommnissen erzählt hatte, saßen wir noch eine Weile auf einer Bank am Ufer. / „Mach dir nichts draus“, sagte er. / Wir schauten den zahlreichen Enten im...

"When I look back at my childhood I wonder how I survived at all. It was, of course, a miserable childhood: the happy childhood is hardly worth your while. Worse than the ordinary miserable childhood is the miserable Irish childhood, and...