Das Gästebuch von Hartmut


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Das Gästebuch von Hartmut


 obar75 (17.10.21, 00:13)
Hallo Hartmut,
ich wünsche dir zum Geburtstag alles Liebe und Gute und mögen deine Wünsche in Erfüllung gehen.
Liebe Grüße
Obar75

 obar75 (17.10.20, 00:09)
Hallo Hartmut,
ich wünsche dir zum Geburtstag alles Liebe und Gute und mögen deine Wünsche in Erfüllung gehen.
Liebe Grüße
Obar75
wupperzeit (58)
(17.10.12, 22:45)
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 m.o.bryé (17.10.12, 17:45)
Liebe Hartmut, herzliche Glückwünsche zu deinem Geburtstag. Ich hoffe, du hast eine schöne Zeit,
liebe Grüße, lena
wupperzeit (58)
(17.10.11, 21:18)
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 Hartmut meinte dazu am 22.10.11 um 22:06:
Lieber Andreas, der VEREIN hat an mich gedacht, sogar dreifach! Auch DU bekommst dafür eine Geschichte!
Liebe Grüße!
Hartmut


Zwei Frauen, zwei Männer

Die Begegnung nach einem halben Jahr war reiner Zufall in dieser großen Stadt. Man traf sich im Eingangsbereich einer großen Buchhandlung, dort, wo auf großen Tischen Ramsch verkauft wird. Sie war allein, er nicht. Ihr Körper reagierte sofort: Blässe und Röte zugleich. Das Herz begann rasend zu schlagen, die Welt ging unter.
Rosa ist Mitte fünfzig, Chefin einer großen Versicherungsagentur. Dieser Mann war ihr Geliebter in all den Jahren, war immer verheiratet und hat jetzt eine andere.
Anne erfährt davon auf der Geburtstagsparty ihres Mannes, Rosa ist ihre Freundin aus gemeinsamer Schulzeit. Sie spürt die Trauer, die Verzweiflung und macht den Vorschlag, ein Wochenende mit ihr in einem Landhotel zu verbringen.
Sie ist mit einem inzwischen bekannten Architekten verheiratet, ein eloquenter Meister, der mit scharfer, rüder Zunge über Gott und die Welt lästert, dann mit süffisanten Attacken über Kollegen spricht, und schließlich in einem Nebensatz die „Tussis“ beim Bauamt erwähnt. Er kann auch charmant plaudern: an diesem Abend mit Rosa .In einem eher unbeherrschten Augenblick, vom Rotwein etwas benebelt, sagt sie, er solle endlich seine Schnauze halten.
Die Begegnung an dem Wochenende ist eine zufällige und zugleich schmerzhafte. Nein, man kann eigentlich keinen Schuldigen bei dem Zusammenstoß auf dem schmalen Radweg ausmachen. Rosa und er stürzen, ein paar Schürfwunden und Räder, die man nur noch schieben kann.
Er fühlt sich einfach mehr schuldig, war er doch ein bisschen zu schnell gefahren und Rosa – ungeübt - machte im falschen Augenblick einen Schlenker. Humpelnd schieben sie ihr Fahrrad Richtung Hotel, wo er ungeplant übernachtet.
Nach dem Abendesen sitzen die beiden Invaliden und Anne zusammen. Noch immer ist er besorgt über das, was er angerichtet hat. Man erzählt sich das Übliche, er hört aufmerksam zu, unterbricht nicht, und wenn eine Pause ein wenig zu lang erscheint, entsteht trotzdem keine Langeweile. Es ist der Blickkontakt, eher das Nonverbale, ein kurzes Lächeln, eine Frage, eine Bemerkung. Das Gespräch an diesem Abend scheint sowohl den körperlichen wie auch seelischen Schmerz bei Rosa zu lindern. Und auch Anne genießt die Stille dieses Mannes, spürt die Kraft der Empathie, keine Selbstdarstellung, und ist froh, die „Schnauze“ nicht zu hören.
Am anderen Morgen wird er von seinem Sohn abgeholt, und auch die beiden Freudinnen fahren nach Hause. Als sie sich verabschieden, bemerkt Anne: „Ich habe mich verliebt.“ Rosa schaut sie an, lächelt und umarmt sie.

 m.o.bryé (17.10.11, 18:00)
Alles Gute zum Geburtstag, lieber Hartmut.
Ich wünsche dir einen schönen Tag, feier ein bisschen (mehr)
und vielleicht bis nächsten Sommer..
liebe Grüße,
Lena

 Hartmut antwortete darauf am 22.10.11 um 23:04:
Liebe Lena, die Mails zu meinem Geburtstag hielten sich in Grenzen. Über 50% bekam ich von EUCH, hey, welch eine Überraschung! Vielen Dank, hab Dich nicht vergessen in diesem Schneewittchenhaus.......
Auch DU bekommst eine Geschichte. Machs GUT!
Hartmut





Eine Nacht mit Marie

Das Thema seiner Doktorarbeit in Physik bekommt Christian N. am 23. 11. 1963, der Tag an dem Kennedy erschossen wird. „Entwicklung eines Datenakquisitionssystems für Mesonen.“ Am gleichen Tag unterschreibt auch Marie Marlene, fünf Jahre jünger als er, einen Arbeitsvertrag am Institut für Kernphysik. Sie besteht den Aufnahmetest, weil sie gute Englischkenntnisse vorweisen kann. In Amsterdam, wo sie vor Kurzem noch gewohnt hat, ist man mehrsprachig. Sie ist jetzt nichtwissenschaftliche Mitarbeiterin, Stundenlohn DM 3,20, ganz unten auf der Lohnskala. Christian wird sie einarbeiten. In einem verdunkelten Raum sind die Spuren von Mesonen zu verfolgen, Elementarteilchen, deren „Lebensdauer“ angeblich nur 0,00000000000000009 Sekunden betragen soll.
Nachdem die Welt in der Ära Kennedy von einer nuklearen Katastrophe in letzter Minute verschont geblieben ist, stürzen sich die Industrieländer auf die friedliche Nutzung der Atomenergie. Meiler über Meiler werden in den nächsten Jahrzehnten gebaut. Materie ist nach Einstein Energie, dein Freund das Atom!
Marie sitzt acht Stunden in einem verdunkelten Raum und misst die Spuren, weiße Linien auf schwarzem Filmmaterial, gerade, mal gekrümmt, als Spirale oder nur als Punkt. Es sind die Spuren von zufälligen Ereignissen, Kollisionen elektromagnetischer Strahlung, geheimnisvolle Energien, die wir wahrscheinlich einmal verstehen werden – oder auch nicht.
Der kommende Doktor ist auf sie angewiesen, auf ihre Augen, ihren Zeige- und Mittelfinger, die zusammen die Lage der Spuren in einem x-y Koordinaten-system beschreiben sollen. Wenn sie zusammensitzen in der Dunkelheit des Raumes und der Wissenschaft, führt er schon mal ihre Hand, damit auch kein Fehler bei der kommenden Weltformel gemacht wird. Einmal schaut er wie elektrisiert auf den Film und murmelt: „Vielleicht doch ein Neutronenstrahl.“ Einmal ist es umkehrt, sie führt die seine und sie drückt nicht nur den Mikrotaster, sondern auch seine Hand, nicht fest aber bestimmt und sagt leise: „Ich habe gelesen, die Amerikaner arbeiten an einer neuen Bombe, eine Neutronenbombe, die Städte schont und nur die Menschen tötet.“
Auf einem Fest des Institutes wird auch Marie eingeladen, der Rektor ist gekommen und lässt sich mit Magnifizenz anreden, unter falschem Namen. Später wird er enttarnt. Er hat bei Kriegsende eine neue Identität angenommen.
Erst spät wird getanzt und als ein Song der Beatles, ein Foxtrott, gespielt wird, geht sie alleine auf die Tanzfläche. Ihr langer, bunter Rock fällt auf, ein Batik -T-Shirt darüber, schlank ist sie, kein BH, die Haare, sonst streng von einem Band gehalten, hat sie losgebunden. Love me do!
In der Nacht hat es plötzlich geschneit, die Straßen sind unpassierbar. „Sie sollten bei mir übernachten, ich wohne ganz hier in der Nähe.“ Sie schaut ihn an, den ganzen Abend haben sie kaum ein Wort miteinander gesprochen, er hilft ihr in den Mantel und sie geht mit.
Bei ihm zu Hause dreht sie sich eine Zigarette. „Aus meiner Heimatstadt, beste Ware, zum Träumen. Willst Du auch eine?“ und geht zu seiner Plattensammlung. „Oh, nicht nur Wagner”, bemerkt sie und sucht sich eine aus. “Freedom is another word for nothing left to lose", singt sie leise mit. Dann ist sie nur noch müde und schläft auf dem Sofa ein.
Christian, aufgewachsen in einer katholischen Welt, ist verlobt. Ein gar nicht so seltenes Verbot hat sich das Paar auferlegt. Sie schlafen noch nicht miteinander, nicht vor der Ehe. Der Vater seiner Verlobten, ein Frauenarzt, verschreibt die „Pille“ nur an Ehefrauen.
Erst gegen Morgen kommt sie in sein Bett und sucht seine Wärme. „Ik heb vreselijk koud, waarom slapen jullie moffen met het raam open?“
Später, viel später treffen sie sich zufällig auf der Urlaubsinsel Vlieland, nördlich von Amsterdam, auf einem „Fietspad“, ein schmaler Weg aus weißen Muscheln.
Die Welt hat sich weiter von christlichen Dogmen entfernt, eine sich beschleunigte Ausdehnung des Universums, Antimaterie und schwarze Löcher, Mesonen und ihre Kindeskinder, virtuelle Teilchen, Kopfgeburten, die jeden Experimentalphysiker zur Verzweiflung bringen, sind hinzugekommen und ein bis dahin unbekanntes Wort: GAU.
Ihre einst blonden Haare trägt sie kurz, jetzt sind sie grau geworden. „Hallo Herr Doktor“, begrüßt sie ihn. Christian ist mit seinen beiden Töchtern unterwegs. Als sie sich verabschieden, legt sie ihre Hand auf seine und sagt lächelnd: „Ich habe mich zu oft verliebt und dann später den falschen Mann geheiratet.“
Er spürt einen leichten Druck – wie damals.
tausendschön (33)
(17.10.11, 10:33)
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 Hartmut schrieb daraufhin am 19.10.11 um 21:02:
Liebe Sarah,
der Verein war sehr lieb zu mir! 5 Mails habe ich bekomme, 3 allein von EUCH. Danke!
68 bin ich geworden, vor 50 Jahren sind wir uns schon einmal "begegnet".
Liebe Grüße!
Hartmut


Seine Liebe zu Neutronen

Ein drittes Mal sieht er sie auf einem Bild in der Zeitung. Sie steht in der Nähe ihres Vaters, der geehrt wird. Später wird eine Straße in einem Neubauviertel nach ihm benannt.
Das erste Mal sieht er sie auf der Raupenbahn, allein fahrend an einem Samstagnachmittag im Sommer. Während die Meisten sitzen, steht sie. Fährt Runde über Runde, stützt sich mit der linken Hand ab und hält sich mit der rechten fest, so- dass die Zentrifugalkraft sie nicht aus der Bahn werfen kann.
Irgendwann springt er zu ihr. Schneller und schneller rotiert die Raupe, eine Sirene ertönt und ein roter Himmel wölbt sich über die beiden. Für kurze Zeit ist es dunkel und für noch kürzere Zeit ergreift er ihr Handgelenk. Keine Frage, diese Berührung möchte sie nicht und reißt sich los. Stille. Sie steigt aus und geht.
Die Kinematik der Raupenbahn ist recht kompliziert. Der drehenden Bewegung wird noch eine wellenförmige überlagert. Am Ende der Fahrt wölbt sich ein Verdeck über die Fahrgäste, immerhin um fast 180 Grad. Technisch noch nicht ganz gelöst. Dafür aber (bald) das Geheimnis der Elementarteilchen, meint sein Kollege, Doktorand der Kernphysik, mit dem er gemeinsam eine Versuchsanordnung mit Neutronen aufbaut. Er ist Mechaniker, steht kurz vor der Gesellenprüfung und löst die mechanischen Aufgaben. Dafür erklärt ihm der Wissenschaftler den Aufbau der Atome: „Neutronen sind weder positiv noch negativ geladen, daher unnahbar und immer für eine Überraschung gut.“

Das zweite Mal trifft er sie eine Woche später in einem Tanzkeller, nicht allzu weit von der Kirmes. Plötzlich stehen sie zusammen. Natürlich hat sie ihn bemerkt. „Bist Du öfters hier?“ fragt er. „Nein“, antwortet sie, „mir ist es hier zu voll“, und versucht ihre kurzen Haare hinters Ohr zu verstecken. Der Kellner drückt und schubst sie so, dass sie sich berühren müssen.

Es sind die Freien Neutronen, die ihn faszinieren.
Wenn man mit ihnen umgeht, muss man sich beeilen: Nur 15 Minuten „leben“ sie, dann sind sie verschwunden, von der Materie eingefangen. Sie waren es auch, die früher, zu Beginn des Universums, eine große Rolle gespielt haben müssen, vielleicht sogar für die Geburt der Sterne verantwortlich sind und das bei einem Gewicht von
0,000000000000000000000000012 kg!

Ihre Unnahbarkeit zieht ihn an. Ihr Mund, der eben noch spöttisch die paar Worte sprach, ihr Blick, etwas von oben herab, obwohl sie kleiner ist. Er weiß, dass er sich beeilen muss, 15 Minuten höchstens!
________________________________________

 Rudolf (26.06.10, 19:02)
Ich bin durch Deine Texte gegangen und begegnete 10 hoch x Quarks und Photonen. Sehr anprechend, sehr klar, danke.

 IngeWrobel (17.10.09, 00:29)
Lieber Hartmut,
ich schick Dir ganz liebe Gebutstagsgrüße in das neue Lebensjahr!
Inge : )
 
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