KLICKS UND CLIQUEN
Synthesen + Analysen in der Matrix
Eine Kolumne von Bergmann
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Altern
444. Kolumne
Gestern war ich mit meiner alten Bonner Tante zusammen, die 88-jährige Schwester meines Vaters. Wir saßen auf dem Markt im blauen Sommer. Sie wirkt sehr gesund und munter. Aber das alte Leid, die Einsamkeit! Alle Freundinnen sind, wenn sie noch leben, gehbehindert oder zu schwach. Mir wird bange, wenn ich daran denke, dass ganz am Ende so etwas auch auf mich zukommt. Dann wird es mir nicht leicht sein, mit dem Tod zu kokettieren wie jetzt und das Sterben als Theaterstück zu spielen. Ich habe schon oft gedacht, dann will ich mich lieber vergiften; hoffentlich habe ich, wenn es soweit ist, die Kraft.
Ich denke immer wieder an den Fall einer Bekannten, die ihren 90. Geburtstag feierte, den Führerschein abgab, ins Altenheim ging und, dort angekommen, keine Lust mehr hatte zu leben, weil das Ende so nah wurde, obwohl sie noch völlig gesund war. Sie fragte meinen Vater, was sie tun soll, und er riet ihr als Arzt, einfach nichts mehr zu essen. Das klappte, und zwar ziemlich schnell. Die Frau, schon immer dürr, aß nichts mehr, trank ab und zu einen Schluck Rotwein, fiel langsam in Trance und hatte das große Glück, dass man sie nicht zwangsernährte.
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(13.02.15)