König-Meier, Daniel:
Ist Gott tot?
Wie der skeptische Mensch die Frage nach Gott zufriedenstellend beantworten kann
Eine Rezension von JoBo72
Daniel König-Meier zeigt, wie der skeptische Mensch die Frage nach Gott zufriedenstellend beantworten kann
Glaubenszweifel prägen die Religiosität vieler Menschen heute. Der weltanschauliche Pluralismus und der Fortschritt der Wissenschaft scheinen das Christentum ethisch und epistemisch obsolet zu machen. Wie kann man heute „überhaupt noch“ an Gott glauben?, lautet entsprechend die Gretchenfrage des 21. Jahrhunderts. Bekennende Christen ernten heute bestenfalls Unverständnis, zumeist jedoch Spott. Wer sich trotzdem nicht ins stille Kämmerlein zurückziehen will, sondern für seinen Glauben in der Öffentlichkeit eintritt, braucht ein dickes Fell. Und gute Argumente. Die muss man sich nicht selbst erdenken, man kann sie auch aus der Literatur beziehen. Das Lesen guter Bücher ist für den Christen heute unerlässlich.
Auf dem 2. Ökumenischen Kirchentag in München wird mir ein solches überreicht, ein kleines rotes Büchlein mit dem Titel „Ist Gott tot?“ und einer Persiflage von Michelangelos „Erschaffung Adams“ auf dem Cover. Untertitel: „Wie der skeptische Mensch die Frage nach Gott zufriedenstellend beantworten kann“. Der Autor, Daniel König-Meier, der den knapp hundert Seiten kurzen Text aus der Perspektive eines gläubigen Christen verfasst hat, geht in seiner Begründung des Glaubens auf die gängigsten Gegenpositionen ein und bringt überzeugend zum Ausdruck, warum diese nicht verfangen.
Behutsam und sachkundig legt er die Thesen des Szientismus auseinander, einer auf den Schultern der Wissenschaft stehenden Weltanschauung, die deren großen Erfolg missbraucht, um einem Atheismus das Wort zu reden, der sich angeblich als Resultat der Forschung ergebe. Und zwar zwingend. An Gott zu glauben, das sei unredlich angesichts dessen, was wir über die Welt wissen. Die unredliche methodologische Weiterung, die diesem Postulat zugrunde liegt, wird von König-Meier erkannt und der Szientismus folgerichtig als „Wissenschaftsaberglaube“ kritisiert. Der Autor verweist dazu auf den Schlüsselbegriff, der zwischen Wissenschaft und Weltanschauung steht: Vertrauen. Die entscheidende Frage laute: Wem kann ich weshalb vertrauen?
Dass wir immer auf Glaubenssätze zurückgreifen, auch wenn wir religiösen Glauben ablehnen, macht der Autor an Alltagsbeispielen deutlich, ebenso, wie sehr wir kulturell und sozial von Glaubensentscheidungen abhängen: der Glaube bildet die Grundlage all dessen, was unsere moderne Gesellschaft ausmacht (einschließlich der Wissenschaft), der Unglaube ist Basis vieler Verirrungen, etwa der zügellosen Beschleunigung unserer Lebensvollzüge und des zwanghaften Kreisens um sich selbst. Das wird oft vergessen. Gut, dass König-Meier daran erinnert. Ferner beschreibt der Autor treffend die Rolle der Medien, mit Hilfe derer im relativistischen Geist der Zeit oft genug die Rationalität durch Rhetorik verdrängt wird. Meinungen werden gemacht. Dabei bestehe das Problem der Manipulation, wie König-Meier zu Recht schreibt.
Nach der Darstellung dessen, was ist und was es schwer macht, heute am Glauben festzuhalten, kommt der Verfasser schließlich zur Religion. König-Meier begründet den Glauben an Gott und die Bibel als Offenbarung Gottes mit der Vertrauenswürdigkeit Jesu (Denn wem kann man mehr vertrauen als dem, der bereit ist, sein Leben hinzugeben, um uns zu retten!). Er fügt eine interessante soteriologische Apologetik an, die sich auch nicht scheut, das Spannungsverhältnis von Schuld und Erlösung bzw. Gerechtigkeit und Gnade anzusprechen, das in der Liebe Gottes die entscheidende Entlastung erfährt: Gott opfert Seinen Sohn für die Menschen (und damit sich selbst), um die kaputte Beziehung des Geschöpfes zum Schöpfer zu heilen. Dazu gehört aber auch die freie, von moralischem Wohlverhalten unabhängige Entscheidung des Menschen für das Heil in Christus. Diese zu unterstützen, gibt der Autor schließlich Hilfestellung für Umkehr und erste Schritte zurück ins Leben.
König-Meiers Argumente sind nicht neu und ich habe sie auch schon stilistisch besser entfaltet gesehen. Auch geht er allzu leicht über Probleme hinweg bzw. bastelt sich den „Gegner“ zu sehr nach eigener Anforderung. Bei der im Grunde richtigen Materialismuskritik fehlt etwa die Analyse des Emergentismus-Gedankens aus der Philosophie des Geistes, der freilich nicht überzeugen kann, der aber auch nicht übersehen werden darf, wenn man sich nicht den Vorwurf gefallen lassen will, in der Sache nicht ganz auf dem neusten Stand zu sein. Dass ich weiterhin dem an einigen Stellen spürbaren Versuch des Autors, Gott/Jesus und Kirche auseinander zu reißen, als katholischer Christ wenig Sympathie entgegenbringe, möge man mir nachsehen, auch, dass ich mich nicht so schnell damit abfinden will, dass Kirchlichkeit als „klassisches Erscheinungsbild von Religion“ abschreckt. Der Verfasser sollte nicht bei der phänotypischen Beschreibung stehen bleiben, sondern, so meine ich, zunächst einmal prüfen, ob das Bild, das den Schrecken verursacht, nicht in Wahrheit ein Zerrbild ist. Hier hätte ich mir gewünscht, dass der Autor genauer auf die Darstellung von Kirche in den Medien eingeht und dabei seine Mahnung vor der Manipulationsgefahr aus dem Kapitel davor noch einmal aufnimmt und exemplarisch verifiziert (das geht am Beispiel Kirche nämlich besonders gut!). Doch augenscheinlich reicht dafür sein Interesse nicht aus. Das ist schade, büßt doch der Autor damit einiges an Vertrauen wieder ein, welches er zuvor sorgfältig aufgebaut hatte. Denn die eigenen Maßstäbe nur so lange anzuwenden, wie es der eigenen Position dient, sie aber zu vergessen, wenn es um andere Positionen geht, macht die Argumentation nicht unbedingt glaubwürdiger.
Trotz dieser Mängel sei „Ist Gott tot?“ von Daniel König-Meier mit Nachdruck zur Lektüre empfohlen, denn das Buch enthält eine knappe und insgesamt gute Darstellung der wichtigsten Gründe für ein entschlossenes „Dennoch!“ des Glaubens an den christlichen Gott in unserer Zeit. Und das ist schon was.
Josef Bordat
Glaubenszweifel prägen die Religiosität vieler Menschen heute. Der weltanschauliche Pluralismus und der Fortschritt der Wissenschaft scheinen das Christentum ethisch und epistemisch obsolet zu machen. Wie kann man heute „überhaupt noch“ an Gott glauben?, lautet entsprechend die Gretchenfrage des 21. Jahrhunderts. Bekennende Christen ernten heute bestenfalls Unverständnis, zumeist jedoch Spott. Wer sich trotzdem nicht ins stille Kämmerlein zurückziehen will, sondern für seinen Glauben in der Öffentlichkeit eintritt, braucht ein dickes Fell. Und gute Argumente. Die muss man sich nicht selbst erdenken, man kann sie auch aus der Literatur beziehen. Das Lesen guter Bücher ist für den Christen heute unerlässlich.
Auf dem 2. Ökumenischen Kirchentag in München wird mir ein solches überreicht, ein kleines rotes Büchlein mit dem Titel „Ist Gott tot?“ und einer Persiflage von Michelangelos „Erschaffung Adams“ auf dem Cover. Untertitel: „Wie der skeptische Mensch die Frage nach Gott zufriedenstellend beantworten kann“. Der Autor, Daniel König-Meier, der den knapp hundert Seiten kurzen Text aus der Perspektive eines gläubigen Christen verfasst hat, geht in seiner Begründung des Glaubens auf die gängigsten Gegenpositionen ein und bringt überzeugend zum Ausdruck, warum diese nicht verfangen.
Behutsam und sachkundig legt er die Thesen des Szientismus auseinander, einer auf den Schultern der Wissenschaft stehenden Weltanschauung, die deren großen Erfolg missbraucht, um einem Atheismus das Wort zu reden, der sich angeblich als Resultat der Forschung ergebe. Und zwar zwingend. An Gott zu glauben, das sei unredlich angesichts dessen, was wir über die Welt wissen. Die unredliche methodologische Weiterung, die diesem Postulat zugrunde liegt, wird von König-Meier erkannt und der Szientismus folgerichtig als „Wissenschaftsaberglaube“ kritisiert. Der Autor verweist dazu auf den Schlüsselbegriff, der zwischen Wissenschaft und Weltanschauung steht: Vertrauen. Die entscheidende Frage laute: Wem kann ich weshalb vertrauen?
Dass wir immer auf Glaubenssätze zurückgreifen, auch wenn wir religiösen Glauben ablehnen, macht der Autor an Alltagsbeispielen deutlich, ebenso, wie sehr wir kulturell und sozial von Glaubensentscheidungen abhängen: der Glaube bildet die Grundlage all dessen, was unsere moderne Gesellschaft ausmacht (einschließlich der Wissenschaft), der Unglaube ist Basis vieler Verirrungen, etwa der zügellosen Beschleunigung unserer Lebensvollzüge und des zwanghaften Kreisens um sich selbst. Das wird oft vergessen. Gut, dass König-Meier daran erinnert. Ferner beschreibt der Autor treffend die Rolle der Medien, mit Hilfe derer im relativistischen Geist der Zeit oft genug die Rationalität durch Rhetorik verdrängt wird. Meinungen werden gemacht. Dabei bestehe das Problem der Manipulation, wie König-Meier zu Recht schreibt.
Nach der Darstellung dessen, was ist und was es schwer macht, heute am Glauben festzuhalten, kommt der Verfasser schließlich zur Religion. König-Meier begründet den Glauben an Gott und die Bibel als Offenbarung Gottes mit der Vertrauenswürdigkeit Jesu (Denn wem kann man mehr vertrauen als dem, der bereit ist, sein Leben hinzugeben, um uns zu retten!). Er fügt eine interessante soteriologische Apologetik an, die sich auch nicht scheut, das Spannungsverhältnis von Schuld und Erlösung bzw. Gerechtigkeit und Gnade anzusprechen, das in der Liebe Gottes die entscheidende Entlastung erfährt: Gott opfert Seinen Sohn für die Menschen (und damit sich selbst), um die kaputte Beziehung des Geschöpfes zum Schöpfer zu heilen. Dazu gehört aber auch die freie, von moralischem Wohlverhalten unabhängige Entscheidung des Menschen für das Heil in Christus. Diese zu unterstützen, gibt der Autor schließlich Hilfestellung für Umkehr und erste Schritte zurück ins Leben.
König-Meiers Argumente sind nicht neu und ich habe sie auch schon stilistisch besser entfaltet gesehen. Auch geht er allzu leicht über Probleme hinweg bzw. bastelt sich den „Gegner“ zu sehr nach eigener Anforderung. Bei der im Grunde richtigen Materialismuskritik fehlt etwa die Analyse des Emergentismus-Gedankens aus der Philosophie des Geistes, der freilich nicht überzeugen kann, der aber auch nicht übersehen werden darf, wenn man sich nicht den Vorwurf gefallen lassen will, in der Sache nicht ganz auf dem neusten Stand zu sein. Dass ich weiterhin dem an einigen Stellen spürbaren Versuch des Autors, Gott/Jesus und Kirche auseinander zu reißen, als katholischer Christ wenig Sympathie entgegenbringe, möge man mir nachsehen, auch, dass ich mich nicht so schnell damit abfinden will, dass Kirchlichkeit als „klassisches Erscheinungsbild von Religion“ abschreckt. Der Verfasser sollte nicht bei der phänotypischen Beschreibung stehen bleiben, sondern, so meine ich, zunächst einmal prüfen, ob das Bild, das den Schrecken verursacht, nicht in Wahrheit ein Zerrbild ist. Hier hätte ich mir gewünscht, dass der Autor genauer auf die Darstellung von Kirche in den Medien eingeht und dabei seine Mahnung vor der Manipulationsgefahr aus dem Kapitel davor noch einmal aufnimmt und exemplarisch verifiziert (das geht am Beispiel Kirche nämlich besonders gut!). Doch augenscheinlich reicht dafür sein Interesse nicht aus. Das ist schade, büßt doch der Autor damit einiges an Vertrauen wieder ein, welches er zuvor sorgfältig aufgebaut hatte. Denn die eigenen Maßstäbe nur so lange anzuwenden, wie es der eigenen Position dient, sie aber zu vergessen, wenn es um andere Positionen geht, macht die Argumentation nicht unbedingt glaubwürdiger.
Trotz dieser Mängel sei „Ist Gott tot?“ von Daniel König-Meier mit Nachdruck zur Lektüre empfohlen, denn das Buch enthält eine knappe und insgesamt gute Darstellung der wichtigsten Gründe für ein entschlossenes „Dennoch!“ des Glaubens an den christlichen Gott in unserer Zeit. Und das ist schon was.
Josef Bordat
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