Film & Fußball
Eine cineastische Mannschafts-Kolumne
Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"
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Black Panther und die Moral von der Geschicht'
von Dieter_Rotmund
Gastkolumne von Judas
Wer sich mit einiger Regelmäßigkeit durch's Internet bewegt, sei es auf reddit und 9Gag oder social media Plattformen wie Twitter, Tumblr und Facebook, dem wird in den vergangenen Wochen aufgefallen sein, dass über eine gewisse schwarze Katze mit bemerkenswerter Häufigkeit geredet wurde: Marvel's Black Panther eroberte die Herzen der Comicfans und Kinogänger offenbar im Sturm. 1 Milliarde Dollar Umsatz, eine Bewertung von 7,8 auf IMDb und 8,2 auf rotten tomatoes. Aber solche Zahlen überraschen bei Superheldenfilmen aus dem Hause Marvel ja nicht einmal mehr, denkt man z.B. an den Erfolg von Iron Man, Guardians of the Galaxy oder den Avengers Filmen.
Obwohl ich bekennender Marvel-Fan bin, hat mich Black Panther allerdings kaum gereizt. Wäre da nicht ein interessanter Nebeneffekt dem Kinofilm gefolgt: er wurde – zumindest in den USA – zum Flaggschiff der Black Lifes Matter Bewegung, zum Aushängeschild afro-amerikanischen Stolzes. Das gipfelte schließlich in einer irgendwie faszinierenden Politisierung dieses Films: das fiktive, afrikanische Heimatland des Black Panther, Wakanda, so riefen die Stimmen in den sozialen Medien, sei das schwarze Märchen, die ultimative Parabel: so gut würde es den afrikanischen Ländern gehen, hätte „der weiße Mann“ nie seine Finger im Spiel gehabt. Quasi über Nacht wurde Black Panther zur Ikone, zu einem Symbol.
Nun. Erstens ist er nicht der erste, dunkelhäutige Superheld der Filmgeschichte, nicht einmal aus dem Hause Marvel, da war zum Beispiel Blade bereits 1998 sehr viel früher da. Zweitens wurde auch Black Panther in den 60er Jahren von einem weißen Mann, nämlich Stan Lee, erfunden. Aber das nur am Rande.
Letztlich hat mich doch gerade diese Politisierung am Ende so neugierig werden lassen, dass ein Besuch im Kino an stand. Kann ein Superheldenfilm denn so stark politisch sein, fragte ich mich. Neu oder vollkommen überraschend wäre das ja nicht: die X-Men wurden im Jahre 1963 als Parabel für den Umgang mit Minderheiten in den USA der 60-er Jahre erschaffen. Also als Gleichnis für alle, die nicht männlich, weiß und heterosexuell waren.
Aber zurück zum schwarzen Panther. Vorneweg: der Film war nicht schlecht. Wer Actionfilme mag, wer Comicverfilmungen mag, der wird hier sicher fündig. Kämpfe, Kostüme und Schauplätze waren besonders sehenswert. Die Geschichte war aber etwas wirr, obwohl sie nicht einmal komplex war und die Motivation des Antagonisten irgendwie dubios. Neu erfunden hat der Film das Genre ebenfalls nicht und wer sich den aktuellen Marvelhumor (siehe Spiderman: Homecoming oder Thor: Ragnarök) erhofft, wird von Black Panther auch tendenziell eher enttäuscht sein. Bis auf The Walking Dead Star Danai Gurira stach auch keiner der SchauspielerInnen besonders hervor – von gut aussehenden Männern, die sich wahlweise in engen Kampfanzügen oder gleich oben ohne prügeln einmal abgesehen, die stachen freilich ins Auge. Zugegeben: das Geplänkel zwischen Bösewicht Klaw (gespielt von Andy Serkis) und CIA Agent Everett K. Ross (Martin Freeman) blieb im Gedächtnis: ich bekam direkt ein Gollum-Bilbo-Déjàvu.
Zurück zur politischen Moral. Gab es denn nun eine? Spoilerwarnung: nicht wirklich. Und wenn dann ist es eine andere, als erwartet. Denn wenn der König von Wakanda, dem fiktiven, hoch technisierten aber von der Außenwelt abgeschnittenem Land in Afrika, am Ende beschließt, sich der Welt zu zeigen und vor die UNO zu treten, dann nicht aus der Intention heraus, seine schwarzen Brüder in irgendwelchen Gassen einer New Yorker Bronx mit Superwaffen zu versorgen – wie es der Antagonist des Filmes wollte. Nein. Er geht diesen Schritt aus dem wir-mischen-uns-nicht-ein heraus, um „als gutes Beispiel voran zu gehen“, um Wakandas Wissen, Forschung, Reichtum und Technik mit all jenen zu teilen, die es benötigen. In der Hoffnung, andere Länder mögen seinem Beispiel folgen.
Nächstenliebe also. Zu jedem. Herkunft egal. Natürlich könnte man dieses Ende von Black Panther noch weiter spinnen und ich könnte jetzt über Armut, Aufbauhilfe in Dritte Welt Ländern oder Flüchtlingskrise schreiben. Ich lass es aber. Will ich eine nachdenkliche, politische Moral aus einer Comicverfilmung mitnehmen, Vorbild: Watchmen? Eigentlich nicht. Gönne ich es all jenen, die es tun? Sicher. Aber ich habe den Film gesehen. Und in erster Linie ist Black Panther ein actiongeladener Superheldenfilm – und will auch gar nichts anderes sein.
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
1. noch niemand gemerkt hat, dass Dieter hier neuerding nicht mehr schreibt, sondern das von coolen Leuten erledigen lässt, die was drauf haben, und
2. derartige Filme sicher nicht ganz zum Standardrepertoire der kVler gehören.
Ich für meinen Teil habe die Kolumne gerne gelesen und fand sie ausgesprochen fundiert mit Hintergrundwissen gespickt, kann dem Genre allerdings so überhaupt nichts abgewinnen und hab's ehrlich gesagt nur gelesen, weil Du es verfasst hast.
Ich wäre nicht böse, ginge es in diesem Stil weiter.
Mal ab davon, dass ich, wie drmdswrt hier fast komplett genrefremd unterwegs bin, stört mich an deiner Kolumne, dass ich nach dem Lesen dieser eigentlich gar nichts über den Film weiß. Ein dunkelhäutiger (darf man noch ‚schwarz‘ sagen?) Superheld, irgendein fitkives Land und eine (angeblich) wirre Story - das ist leider alles, was ich mitnehme. Ach, und dass der König zum Schluss irgendwo eine von Nächstenliebe geprägte Rede hält. Das animiert mich aber kein Stück, mich über den Film zu informieren. :/
Edit: davon ab - ob es gut geschrieben ist, brauchen wir nicbt zu diskutieren, das ist es.
Bei mir fehlt oben 1 s. Dreck in der Tastatur, das s hängt manchmal. Hab ich nicht gemerkt.
Punkt 2:
Finde ich aber nicht mangelhaft, zumindest nicht zwingend. Bei Filmkritiken wird zu oft gespoilert. Bei Ankündigungen ebenfalls. Manchmal erfreulich, wenn dem nicht so ist.
Wo fordere ich denn eine Inhaltsangabe? Ich würde nur gern wissen, worum es überhaupt geht.
Meines bescheidenen Erachtens:
Ich glaube anhand Judas ' Text zu erkennen , um was es geht: Eine Superhelden-Geschichte mit farbigen Protagonisten, die ein Kommentar zu aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung in den USA sein könnte, diese Chance aber verpasst, dennoch aber ein Vakuum zu füllen scheint.