keinEinhorn

keinEskapismus, keinRosa, keineLiebe.


Die Kolumne des Teams " keinEinhorn"

Donnerstag, 21. Februar 2019, 12:31
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Kein guter Flughafen

von  Judas


Eigentlich wollte ich über Einhörner schreiben. Das wollte ich wirklich. Werd ich auch bestimmt noch. Stattdessen muss ich aber erst was los werden: der Flughafen von Oslo* ist kein guter Flughafen. Also es sei denn, man hat Spaß daran, sich zu verlaufen, genießt gerne teure Burger und erfreut sich am Mysterium, immer irgendwie im Duty Free Shop zu landen. Zumindest ist es möglich, vier Stunden Zeit tot zu schlagen, während man auf seinen Anschlussflug wartet.
So wie ich an jenem schicksalshaften Tag. Deshalb: lass mich dir eine Geschichte erzählen. Eine Geschichte, die sich so wirklich zutrug.
Im Flughafen von Oslo.

Ich steh also mit meinem zugegeben schmackhaften Erdbeer-Ananas-Smoothie vor der Infotafel um zu erfahren, von welchem Gate denn nun mein Anschlussflug startet. B3 sagt die nette Tafel. Gut, denke ich, Gate B ist bestimmt nicht weit weg von Gate A und ich steh hier an Gate C. Also laufen mein Smoothie und ich los Richtung Inland-Gates. (Man muss wissen: der Flughafen von Oslo ist unnötig lang und ein bisschen wie eine Banane geformt und vieles, so wie die Reihenfolge der Gates, ergibt wenig Sinn.)
Ab durch den Zoll (jetzt gibt’s kein Zurück mehr) und da ist auch schon Gate A1.
Ein Schild weist mich darauf hin, dass es ab hier bis A27 geht.
Läuft.
Denk ich mir: bin ich faul aber schlau, fahr ich eben mit einem dieser Laufbänder, dieser Rolltreppen ohne Treppe, bis ans Ende von A27 und da bequem dann zu B3 gelaufen.
Ungefähr bei A5 fahr ich an einem kleinen, unauffälligen Schild vorbei, welches in einen schmalen, verschwiegenen Gang deutet und mir folgendes erklärt: to Gates B.
Äußerlich bin ich natürlich cool, schlürfe lässig meinen Smoothie, innerlich schrei ich allerdings auf und wäge meine Optionen ab: über das Geländer springen und auf die Fresse fallen? Gegen die Fahrtrichtung zurück laufen und dabei total deppert aussehen (und vermutlich auch auf die Fresse fallen)? Letztlich fahr ich bis ans Ende, der Smoothie ist mittlerweile aufgebraucht, keine Energie für den Rückweg also und stehe dabei auf dem Fließband wie ein betäubtes Faultier, wie ein Zombie mit Querschnittslähmung, unfähig zu handeln.
Und laufe schließlich den ganzen Weg zurück.
Etlichen Kurven (nicht gezählt) und weitere Fließbänder (gezählt: zwei) später bin ich bei Gate B3. Nicht einmal kleine Kioske geschweigedenn die fancy Jamie Oliver Restaurants haben es hier her geschafft (das letzte kleine Kiosk war bei B1). Jemand hat vergessen, die Heizung anzustellen. Und das Licht anzuschalten.
Einsam sitze ich auf einem grauen Plastikstuhl.
Eine Durchsage erklärt mir, dass mein Flug mit 30 Minuten Verspätung starten wird.
Ich weine.
Der Flughafen von Oslo ist kein guter Flughafen.




* Oslo-Gardermoen

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 drmdswrt (14.03.19)
Folgt Flughafenarchitektur immer einer Logik? Ich habe es inzwischen aufgegeben, an Flughäfen und Bahnhöfen oder in Opernhäusern u.ä. irgendeiner Intuition oder gefühlten Logik zu folgen. Selbst in der Metro ist nicht zu verstehen, warum Ketchup, Mayonnaise und Senf in drei unterschiedlichen Gängen an jeweils unterschiedlichen Enden der Halle zu finden sind.
Und hier bei Dir lernt man, dass Faulheit & Schlauheit selten überein kommen. Bewegung fördert nebenbei die Gesundheit. Meine einzige Transportbandbenutzung an einem Flughafen war Dezember 1990 in FRA auf dem Weg nach LAX. Einmal. Ansonsten bin ich immer gegangen.

 Judas meinte dazu am 20.03.19:
Komm einfach nicht nach Oslo. Es sei denn, du magst mich besuchen.

 drmdswrt antwortete darauf am 24.03.19:
Wenn ich's zeitlich hätte einrichten können, dieses Wochenende am Holmenkollen (gewesen) zu sein, wäre das eine schöne Option gewesen.

 Dieter_Rotmund (17.03.19)
Gerne gelesen.

P.S.: geschweigedenn -> geschweige denn

 Judas schrieb daraufhin am 20.03.19:
Danke

Ps.: danke
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