KeineGedanken
Was macht dir (keine) Gedanken?
Die Kolumne des Teams " keineGedanken"
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deutscher Rassismus
von BLACKHEART
Nach dem Tod von FLOYD GEORGE durch rassistische weiße Polizisten in Minneapolis vor einigen Tagen ging (und geht immernoch) ein Aufschrei um die Welt. Viele People of Colour berichten weltweit von rassistischen Alltagsszenarien, denen sie fast täglich ausgesetzt sind. Auch hier in Deutschland.
"Verdachtsunabhängige Personenkontrollen" durch die Polizei müssen Mitbürger, mit offensichtlich südländischem Aussehen, regelmäßig über sich ergehen lassen. Oft werden sie als Täter behandelt, auch wenn sie die Opfer eines Verbrechens sind, oder gar nur Zeugen.
All das ist Alltag in Deutschland. Leider. Aber es ist nicht der einzige Rassismus, der in unserem Land, in unserer Gesellschaft vorkommt. Es gibt noch einen weiteren, geschichtlich geprägten Rassismus hier in Deutschland. Den Rassismus von Deutschen gegenüber Deutschen. Ich meine damit nicht von "weißen Deutsche" gegen "Deutsche mit Migrationshintergrund". Das ist der Rassismus, den es überall auf der Welt gibt. Ich rede von einem Rassismus von Deutschen gegenüber Deutschen, der in dieser Form nur hier in Deutschland vorkommt. Ich nenne ihn "Ossismus".
Tief in ihrem Unterbewusstsein sind viele der Menschen, die das geteilte Deutschland noch bewusst mitbekommen haben der Meinung, dass diejenigen, die in der DDR lebten die "minderwertigeren" Menschen sind. Noch heute wird das Wort "Ossi" von vielen Menschen abfällig benutzt. Man bekommt es immer noch zu spüren, wenn man auf der falschen Seite der Grenze geboren wurde.
Warum ich das schreibe? Weil ich auf dieser "falschen" Seite geboren wurde. Mühlhausen, Thüringen, 1982.
1990 kurz nach der Wiedervereinigung musste ich in den "Westen" umziehen. Während ich in der 2. Klasse war, veränderte sich mein gesamtes Umfeld schlagartig. Neues Dorf, neue Schule, neue Klasse. Und mittendrin ich. Der "Neue". Der "Ossi".
"Was willst du hier?"
"Geh zurück dahin, wo du hergekommen bist."
"Wir wollen dich hier nicht."
Sätze, bei denen man heuzutage denkt, dass sie Flüchtlingen aus Syrien oder Afghanistan an den Kopf geworfen werden.
Sätze, die damals einem Achtjährigen an den Kopf geworfen wurden. Von anderen Achtjährigen. Ich habe es ertragen. Ertragen müssen. Was hätte ich sonst tun sollen?
Heute, als erwachsener Mann, ist das anders. Ich kann mich gegen solche Sprüche (oft getarnt als "harmlose" Witze) zur Wehr setzen. Sowohl verbal, als auch körperlich, auch wenn es bislang noch nie dazu kam.
People of Colour sagen, dass "Weiße" nicht nachvollziehen können, was diese Menschen durchmachen müssen. Doch es gibt "weiße" Menschen, die das können. Menschen, die es am eigenen Leib erfahren haben. Und die jetzt Seite an Seite mit den Betroffenen stehen sollten.
Wenn man sie lässt.
Solange es Menschen gibt, die der Meinung sind, dass bestimmte Menschen (aus welchem Grund auch immer) "besser" seien als andere, muss dem widersprochen werden. Lautstark und vielfältig.
Kein Mensch ist besser, als ein anderer. Wir sind alle Homo Sapiens. Und unser aller Leben ist wichtig. All lives matter.
In diesem Sinne:
Macht euch (keine) Gedanken!
euer BLACKHEART
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
Wenn man sie lässt.
Da muss man nur mal weiße Bauern in Südafrika fragen.
Ich finde übrigens den Begriff "People of Colour" scheiße. Warum ist es okay, Kaukasische "Weiße" zu nennen aber "Schwarze" zu sagen ist nicht okay? Und wer ist überhaupt "PoC"? Inder? Südamerikaner? Afrikaner?
Was ist mit Inuit? Die sind ziemlich weiß. Aber 'ne ethnische Minderheit. Oder Asiaten? Sind die auch PoC?
Natürlich blockiert man sich nicht minutenlang jemanden die Atemwege, das geht natürlich zu weit. Die Plünderungen jedoch auch. Es gibt hier kein einfaches Gut/Böse- oder Schwarz/Weiss-Schema, es ist halt komplizierter.
Davon abgesehen ist dein Vergleich kacke und übertrieben und verfehlt den Punkt der Kolumne um mehrere Meilen.
"Sei doch mal ehrlich, Didder, wenn Du Polizist sein würdest, wen würdest Du eher kontrollieren, mit der Hoffnung auf einen Fahndungserfolg: Den 23-jährigen Clan-Deutschtürken in der Outdoorjacke mit Brille der gerade vom Einkaufen kommt? Oder doch eher den aufgedreht-nervösen 60-jährigen Bio-Deutschen im Hakenkreuz-Kapuzenshirt?"