Kassandra

Erzählung zum Thema Andere Welten

von  Mondsichel

Andromeda war tief in sich versunken, die äußere Welt nahm sie nicht mehr wahr. Ihr geistiges Ich verweilte inmitten der Dunkelheit, auf einer Schaukel, die von silber und golden leuchtenden Blumen umrankt war. Verträumt schaukelte sie hin und her und wartete auf das, was da kommen möge. Doch auf einmal vernahm sie eine wohlbekannte Stimme: „Andromeda! Wach auf! Sonst wirst Du untergehen!“ Andromeda hielt an, stieg von der Schaukel herunter und blickte auf eine kleine Blume hinab, die mit grellem Leuchten die nahende Gefahr andeutete. „Aber was soll ich denn machen? Sie hat momentan die Kontrolle, ich kann überhaupt nichts tun!“ Die kleine Blume wisperte: „Doch Du kannst, wenn Du es nur willst! Sie wird Dich verstehen. Glaub mir!“ Nachdenklich blickte Andromeda die kleine Blume an und kniete sich zu ihr herab. „Aber wie soll ich das machen? Ich habe mich noch niemals eingemischt. Ich wüsste gar nicht, wie ich die Grenzen jetzt übertreten solle.“ Eine kleine funkelnde Wolke stieg aus dem Blütenkelch der Blume. Andromeda stand wieder auf und die Blume sagte: „Öffne Deine Hände und finde den Schlüssel zu Dir selbst!“ Auch wenn sie nicht wusste was es bewirken sollte, hob sie ihre Hände und hielt sie unter die kleine Wolke, die nun unmittelbar vor ihrem Gesicht schwebte. Ihre Augen fixierten das glitzernde Etwas, aus dem sich plötzlich ein silberner Schlüssel formte, der in ihre Hände fiel. Verwundert betrachtete sie das Kleinod und schaute dann mit fragendem Blick wieder die Blume an. „Siehst Du das da vorne? Ich meine den kleinen Punkt aus Licht!“ Andromeda schaute sich um und dann sah sie was die Blume meinte. „Was ist das?“, fragte sie. Die kleine Blüte begann zu zittern. Die Prinzessin kniete sich nieder. „Was hast Du?“, fragte sie besorgt. „Du musst jetzt zur Quelle des Lichtpunktes gehen, hörst Du? Dort befindet sich die Grenze zwischen der Inneren und der Äußeren Welt Deines Ichs. Mit dem Schlüssel kannst Du die Tür öffnen und dann weißt Du schon was Du tun musst.“ Sie zitterte noch mehr. Andromeda wollte etwas sagen doch die Blume kreischte ihr entgegen: „Beeil Dich! Bevor es zu spät ist!“ Die Prinzessin lief los, blieb kurz stehen und schaute noch einmal besorgt zurück. „Geh! Verlier keine Zeit mehr! Sonst ist alles umsonst!“, schrie die Blume und fast schien es, als würde sie gleich zerfallen. Das Angelmädchen lief los, immer schneller und schneller und gelangte schließlich an die Quelle des Lichts. Sie bemerkte das es ein Schlüsselloch war, durch welches der kleine Lichtstrahl drang. Verwundert tastete Andromeda ins Leere. Auch wenn es eine Barriere gab, spüren konnte man sie nicht. Sie steckte den Schlüssel in das kleine Loch und drehte ihn um. Im selben Moment öffnete sich eine Tür und es gab eine riesige Explosion, die alles auseinander riss, was in der inneren Welt der Prinzessin vereint war. Grelles Licht erhellte die Dunkelheit und die Schaukel, inklusive den Blumen, wurde regelrecht auseinander zerfetzt. Von Andromeda war jedoch nichts mehr zu sehen. Stumme Leere legte sich auf die innere Welt. Das Licht begann langsam wieder zu erlöschen und die Tür, die soeben aufgesprungen war, schloss sich von ganz alleine. Nebel stieg auf in der Dunkelheit und fast konnte man glauben, dass nichts geschehen war. Die kleine Blume lag zerfetzt am Boden. Sterbend hauchte sie: „Wir sehen uns wieder Prinzessin.“ Dann ging die kleine Blüte in Flammen auf und es war wieder Dunkelheit...

„Wach auf!“, schrie etwas in ihren Gedanken. Die Augen der Prinzessin weiteten sich und im nächsten Moment griff sie nach dem schreienden Morlock. „Los, weg hier! Angriff aus dem Hinterhalt“, kreischte sie. Augenblicklich entfachten alle Angel und die Mondprinzessin ihre Flügel und stoben auseinander. Mit kraftvollem Flügelschlag zog Andromeda Morlock in den Himmel. Der war durch das abrupte Ende seiner Schmerzen bewusstlos geworden. Sämtliche Angel schwebten in der Luft, als direkt unter ihnen eine Explosion aus schwarzem Feuer hernieder ging. Auch die anderen Krieger waren gerannt was das Zeug hielt, trotz dessen es für sie schon fast zu spät war. Die Explosion, die auf die Stelle niederging, wo sie gerade gestanden hatten, riss ihnen den Boden unter den Füßen fort. Seiya und Taiki wurden mit voller Wucht zu Boden geschleudert und schrieen vor Überraschung und Schmerz auf. Makoto, die noch immer von Neflite beschützend gehalten wurde, hatte schwere Abschürfungen an den Beinen und Armen. Neflite selbst gab keinen Ton mehr von sich, er war mit seinem Kopf aufgeschlagen und bewusstlos. Rei und Galaxia waren schnell genug gewesen und wurden nur leicht von der Explosionswelle ergriffen. Dennoch erlitten sie ein paar Verletzungen durch umherfliegende Steine, die sie schmerzhaft an Armen und Beinen trafen. Haruka, Michiro, Setsuna und Hotaru waren wie vom Erdboden verschwunden, als hätte sie die Explosion ausgelöscht. Endymion war ebenfalls verschwunden. Kunzite und Zoisite hatten sich zusammen mit Artemis, der wieder seine Katzengestalt angenommen hatte, ebenfalls in die Luft erhoben und waren soweit unverletzt geblieben. Fassungslos starrten sie auf die Zerstörung, die sich unter ihnen befand. Die unberechenbaren Mächte der Angel of the Dark, hatten einen klaffenden Abgrund in die Erde gerissen. Das Feuer, das kurz zuvor die Nacht taghell erleuchtet hatte, war in die Tiefe gerissen worden und erloschen. Andromeda hielt noch immer den schlaffen Leib von Morlock in den Armen. Auch sie starrte entsetzt auf den Krater, der sich unter ihr in die Erde geschlagen hatte...

Völlig überrascht von der ungewohnten Situation, blickte sich der Royal Moon Angel nervös um. Doch es war nur Dunkelheit zurückgeblieben. Kein Weg, kein Licht, keine Erkenntnis wo es ihn hinverschlagen hatte. „Maias... Maias...“, flüsterte es in tausendfachen Echos um ihn herum. Nun war er vollkommen verwirrt. Ihm war, als würde er ein Déjà-vu erleben. Fast wartete er darauf, dass vor ihm eine neblige Wolke erschien, doch sie kam nicht. Stattdessen trat jemand ganz anderes aus den Schwaden voller Dunkelheit und blickte ihn traurig an. Es war ein hübsches junges Mädchen, mit langen schwarzen Haaren und tiefen dunkelblauen Augen. Sie wirkte wie ein Angel of the Dark und doch prangte auf ihrer Stirn ein silbern leuchtendes Angelsymbol. Maias erkannte sie sofort. Ein verloren geglaubter Schmerz bohrte sich erneut in seine Seele. Mit großen Augen starrte er das Mädchen an, welches nun seine Stimme erhob. „Du darfst niemals vergessen wer Du bist und woher Du kommst. Ich liebe Dich mehr als mein Leben, doch ich muss jetzt gehen. Vielleicht für immer... Pass auf Dich und auf die Familie auf, versprich es mir... Wenn ich nicht mehr da bin, dann gibt es nur noch eine Hoffnung...“ Das Mädchen wandte sich um und wollte gehen. Maias hörte sich selbst sprechen: „Nein warte doch! Geh nicht! Lass mich nicht allein! Bitte!“ Seine Knie begannen zu zittern...

Nebula fühlte eisige Kälte, nachdem sie in den Spiegel getreten war, der sie in die Welt führen sollte, die sie so lange nicht mehr gesehen hatte. Verträumt schloss sie die Augen und dachte daran, wie schön dieser Planet gewesen war. Vor ihren innersten Gedanken malten sich Erinnerungen, von weiten Blumenfeldern und klaren Meeren, von Bäumen in denen Vogelgezwitscher klang. Der blaue Himmel malte sich in ihr Herz, die weißen Flauschwolken zogen vorbei und sie genoss die Strahlen der hellen Sonne. Besonders gerne erinnerte sie sich an den Mond in lauer Nacht. Sie sah die Sterne funkeln und sich im Grase liegend, ihre Heimat im Gürtel des Sternbildes Orion suchen. Nebula erinnerte sich aber auch an den kühlen Regen und den Wind, der sie so weit in die Lüfte getragen hatte und ihr Haar wehen ließ. An die beeindruckenden Gewitter, deren Energie das Herz der Erde erbeben lassen konnte. Und sie dachte an die Menschen, deren Lebensweise ihr zwar erst suspekt war, doch deren Gefühle sie aufs Tiefste verehrte. Ja und dann spürte sie die Hand von Jenem auf ihrem Herze, der sie so unendlich glücklich gemacht hatte. Mit dem sich ihr die Liebe offenbarte und ihr die schönste Zeit in ihrem bisherigen Leben geschenkt hatte. Doch am Ende waren ihr nur ihre Kinder und die ewige Hoffnung auf ein Wiedersehen geblieben. „Oh, ich hoffe so sehr Dein Licht bald wieder leuchten zu sehen, Geliebter“, flüsterte sie zu sich. Vor ihren Augen erschien ein Angel, dessen Schicksal schon besiegelt schien. Es war Nefertos, der sie liebevoll anlächelte. Wenn sie nicht eine Nebelgestalt gewesen wäre, hätte man ein leichtes Rot auf ihren Wangen leuchten gesehen. Schließlich atmete sie noch einmal tief durch und entschloss sich, den letzten Schritt nun auch zu gehen. Seufzend trat Nebula hinaus aus der Dunkelheit...

Andromedas Augen suchten verzweifelt nach jemanden, den sie jedoch nicht finden konnte. Durch die dunklen Rauchwolken, die aus der Tiefe stiegen, war die Sicht aber auch so verdunkelt, dass man kaum etwas sehen konnte. Die Angelprinzessin wurde unruhig, je länger sie nicht das Gewünschte sah. Ihre Stimme wollte einen Namen rufen, doch sie zwang sich zum schweigen. Sie hatte es schließlich versprochen. So konnte sie nur warten, dass die Sicht wieder klarer wurde. Dann sah sie die Angel of the Dark langsam auf den Kraterabgrund zugehen. Interessiert blickten sie in die Tiefe, doch auch sie konnten scheinbar noch nichts entdecken. „Da oben ist Andromeda!“, rief plötzlich das Mädchen, dass sie Dragonia nannten. Andromeda spürte, wie die glühenden Augenpaare des Mädchens sie durchbohrten. „Sie hat ihn!“, kreischte Binia. Nun waren alle Blicke auf sie gerichtet. Im nächsten Moment sah sie, wie die Angel of the Dark ihre schwarzen Flügel entfachten und direkt auf sie zufliegen wollten. Und ehe sie realisierte was geschah, sprach ihre Stimme in einem donnernden Ton: „Verschwindet! Oder ich werde ihn vernichten!“ Die Angel of the Dark zögerten und blieben in der Luft stehen, denn sie wussten nicht, ob die Prinzessin ihre Drohung wahr machen würde. Dann sahen sie sich plötzlich noch viel mehr Angeln gegenüber stehen, die aus dem aufsteigenden Rauch herausflogen. Angel, Angelo und Blue stellten sich direkt vor Andromeda. Sie sahen alles andere als kampffreudig aus, da sie genau wussten wem sie gegenüber standen. Aber auf der anderen Seite konnten sie es auch nicht zulassen, dass ihre Eltern die Prinzessin verletzten, oder gar töteten. Sämtliche Angel blickten sich gegenseitig kampfbereit in die Augen...

Galaktika hatte nach vielen Tränen schließlich doch der Schlaf übermannt. Ruhe breitete sich über ihr Innerstes aus und führte sie weit fort, in die Welten hinter dem Horizont der Realität. In ihren Träumen lief sie einen langen Gang entlang, der mit lauter Kerzen erleuchtet war. Wertvolle Malerein waren an den Wänden und konnten jeden verzaubern, der nur einen winzigen Blick darauf warf. Nachdem sie eine Weile gelaufen war, fragte sie sich, wohin sie wohl dieser seltsame Traum führen mochte. Verwirrt blickte sie den Gang zurück, von dem sie gekommen war. Doch da war nur Nebel, tiefste Dunkelheit und Stille. Auch auf dem Weg vor ihr war nicht wirklich etwas zu erkennen. Stehen bleiben war aber auch keine wirkliche Lösung, so ging sie weiter voran. Plötzlich veränderte sich die Umgebung um sie herum. Die angenehme Dunkelheit wich grellem Licht, das sie nun vollständig umgab. Doch inmitten des Lichtes hingen den ganzen Gang entlang Bilder. Galaktika trat vor eines der Bilder hin und schaute was darauf gemalt war. Sie sah durch diese Bilder in die Vergangenheit. Auf Einem sah sie die Kriege der vergangenen Zeiten, auf einem anderen die Kinder der Urengel, wie sie mit ihren Kräften umgehen lernten. Auf einem weiteren Bild sah sie die Königin, ihre Schwester und Andromeda, die in einem Blumenmeer saß und auf ihrer ausgestreckten Hand einen Schmetterling sitzen hatte. Sie sah Erebos in der Gestalt eines Black Moon Angels, der gerade um die Hand von Königin Kassandra anhielt, die ganz rote Wangen hatte. Und dann sah sie sich selbst, schwebend über der Welt der 18 Monde, mit einem Schlüsselstab in ihrer Hand. „Ist das die Zukunft?“, fragte sie sich laut. Als sie das letzte Bild anschaute, blieb ihr fast das Herz stehen...

„Wenn Du jetzt gehst, wird nichts mehr so sein wie zuvor. Ich kann das nicht ertragen!“ Von seinen Gefühlen schwankend, lief Maias auf das Mädchen zu. „Bitte! Bleib bei mir!“, hauchte seine Stimme ihr entgegen. Als er direkt vor ihr stand und sie fast berühren konnte, spürte er, dass hinter ihm eine weitere Person aufgetaucht war. Vorsichtig drehte er seinen Kopf und erstarrte, als er ihn erkannte. Der Silver Moon Angel, dem er direkt in die Augen blickte, war Cherubin. „Nein... nein... nein...“, zitterte Maias Stimme vor sich hin. „Ich wollte mich von Dir verabschieden. Denn die Zeit meiner großen Prüfung ist gekommen.“ Cherubin schaute ihm ernsten Blickes in die Augen. „Bitte, bleib hier bei ihr. Sie braucht Dich jetzt mehr denn je. Ich kann es ihr nicht sagen, sie würde noch viel mehr leiden, als sie es eh schon tut. Schenk ihr einen letzten Kuss von meiner Seele. Ich verspreche, ich werde Andromeda zurückbringen. Ich weiß endlich welchen Weg ich beschreiten muss. Jetzt bleibst nur noch Du um sie zu schützen. Hüte Dich vor Medusa. Sie ist ein gieriger Vampir und strebt nach der Macht, die ihr nicht zusteht!“ Cherubin ging langsam an ihm vorbei und gesellte sich neben das Mädchen. Dann wand er seinen Blick nochmals zu Maias und sagte: „Das Gleichgewicht darf nicht zerstört werden! Egal ob ich zurückkehre oder nicht! Mein Herz ist schwer wenn ich daran denke Euch vielleicht nie mehr wiederzusehen. Aber nach Kassandras Tod, will ich nur noch Eines: Andromeda muss Königin werden. Es war ihr letzter Wunsch. Und ich werde alles dafür tun, um sie zurück nach Hause zu bringen.“ Auf dem Gesicht des Silver Moon Angels war tiefe Verbitterung zu sehen. Maias wollte gerade etwas erwidern, als ihn erneut das Gefühl beschlich, dass hinter ihm, eine ihm sehr wohlbekannte, Person stand...

Nebula trat hinaus aus dem Tor, welches sich direkt auf der Erde geöffnet hatte. Ruckartig wurde sie aus ihren Träumen gerissen, als sie die Zerstörung sah. „Das ist schlimmer als ich befürchtet habe“, entfuhr es ihr. Fassungslos schaute sie über die zerstörte Natur und die zerstörten Häuser von Tokio, die in ewigem Schweigen verweilten. Überall waren Schatten und versuchten durch die Häuser zu brechen, doch es gelang ihnen nicht. Die Göttin schloss die Augen und versuchte etwas zu spüren. „Es sind noch immer Menschen in diesen Häusern. Umgeben von einer Art Schutzschild, wie ich es vor ewigen Zeiten zuletzt gespürt habe. Das ist eine uralte Magie“, dachte sie laut. „Das kann nicht von der Prinzessin geschaffen worden sein. Unmöglich. Sie kann doch niemals... oder vielleicht doch... aber das wäre ja...“ Nachdenklich starrte sie in die Ferne. Ein lautes Krachen riss sie aus den Gedanken und dann fühlte sie es ganz genau. „Sie sind zurückgekehrt, ich spüre es ganz deutlich. Es ist mir als würde mich meine Vergangenheit einholen. Nur wie soll ich ihnen gegenübertreten?“, dachte sie bei sich. „Alles ist anders geworden seit damals. Und ich spüre wieder diese düstere Energie, die uns alle gefangen hielt, als wir noch den Befehlen Erebos gehorchten.“ In ihren Augen blitzte Erkenntnis. „Oh nein! Sie stehen wieder unter den Befehlen Erebos. Ihre Gedanken sind vernebelt!“ Sie wurde ein wenig panisch, denn sie wusste genau, das kaum jemand die Wut und die Macht der Angel of the Dark stoppen konnte. „Ich muss sie aufhalten“, murmelte sie. „Nur wie? In meiner nebligen Gestalt kann ich sie nicht greifen. Aber halt... meine Mächte habe ich nicht verloren! Ich habe nur eine andere Gestalt angenommen. Vielleicht kann ich doch etwas ausrichten. Ich muss auf jeden Fall etwas tun.“ Sie machte sich unsichtbar und flog davon...

So langsam war der Rauch verflogen, als sich das schreckliche Bild am Grund des Kraters offenbarte. Es sah aus, als sei die Oberfläche in die Tiefe gedrückt worden, denn es war eine ebene Fläche, auf denen die Körper der Krieger lagen. Sailor Orion lag leblos und mit zerfetzter Uniform am Boden. Um sie herum lagen Saturn, Neptun, Pluto, Uranus und Endymion, die allerdings vollkommen unversehrt erschienen. „Mamoru!“, schrie Sailor Moon verzweifelt und schwang sich im Sturzflug Richtung Boden. Auch Andromeda, die mit ihren Augen nur noch auf Sailor Orion fixiert war, schwang sich hinab und war noch viel schneller als die Mondprinzessin bei den Kriegern. Vorsichtig legte sie den leblosen Körper von Morlock direkt neben sich und kniete dann zu der Kriegerin des Orionnebels hinunter. „Das ist unsere Chance“, flüsterte Turkeses den anderen zu. Im nächsten Moment stürzten sämtliche Angel of the Dark hinunter. Sofort flogen Angel und seine Truppe hinterher. Unten bekamen Andromeda und die Mondprinzessin nichts von alledem mit. Bunny hielt weinend ihren Mamoru in den Armen, als sie merkte, dass er noch lebte. Auch die anderen Kriegerinnen, die vollkommen unverletzt waren, kamen wieder zu Bewusstsein. „Warum nur musstest Du die Heldin spielen? Warum bist Du nicht einfach auch geflüchtet“, hörten sie Andromedas Stimme. Alle Blicke wandten sich zu der Prinzessin. „Ich... ich konnte nicht zulassen... dass sie verletzt werden. Sie haben mit diesem Kampf nichts zu tun. Du hättest in meiner Situation genau das Selbe für sie getan. Ich weiß es...“,, flüsterte Orion der Prinzessin zu. Plötzlich erblickte sie die Angel of the Dark, die mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit auf sie zugeschossen kamen...

Galaktikas Herz hatte einen Stich bekommen. Denn auf dem Bild, das sie gerade anstarrte, waren sie und Maias zu sehen. Es war ein leidenschaftliches Bild, das mit feurigen Farben umschlungen war. Sie lagen sich entflammt in den Armen und küssten sich. Dieses Bild erinnerte an diese romantischen Fotos, wo sich zwei Liebende im Sonnenuntergang küssten. „Das kann nicht die Zukunft sein“, sprach sie zu sich. „Das ist vollkommen unmöglich.“ Ihre Wangen waren rot geworden und verschämt wandte sie sich ab. Doch ihre Augen kehrten sehr schnell zu dem romantischen Bild zurück, das ihr Herz zum Klopfen brachte und ihr Schmetterlinge in den Bauch zauberte. „Wenn Wünsche wahr werden, dann ist auch die Liebe nicht nur Träumerei“, stand in geschwungenen Lettern auf einer goldenen Tafel, die direkt darunter angebracht war. Irgendwie musste Galaktika über diese Worte lächeln. Vorsichtig strich sie über den Rahmen des Bildes und nahm es schließlich von der Wand ab. Sie versank immer tiefer in dieser romantischen Situation und schließlich begannen sich die Personen im Bild sogar leibhaftig zu bewegen. Und sie hörte Maias Stimme immer wieder sagen: „Wenn Wünsche wahr werden, dann ist auch die Liebe nicht nur Träumerei.“ Sie seufzte und hing das Bild nachdenklich wieder an die Wand. „Aber manche Träume sind leider nur Schäume“, sagte sie und schloss traurig die Augen. Im selben Moment drang aus dem Bild ein grelles Licht und hüllte sie vollkommen ein. Galaktika verstand nicht was nun mit ihr geschah und bekam ein wenig Angst. Doch die Wärme, die sie nun verspürte, flüsterte ihr zu, dass sie keine Angst zu haben brauche. Und wieder erklang Maias Stimme liebevoll in ihren Ohren: „Wenn Wünsche wahr werden, dann ist auch die Liebe nicht nur Träumerei.“ Sie schloss lächelnd ihre Augen...

Ihm stockte die Stimme, er brachte keinen einzigen Ton heraus. Sein Innerstes war vollkommen aufgewühlt und wollte schreien. Diesmal konnte er sich nicht umdrehen. Allein schon das Gefühl das er hatte, wollte ihm sein Herz zerbersten lassen. Sein Atem ging schneller und er zuckte zusammen, als er eine sanfte Hand auf seiner Schulter verspürte. Maias wusste genau, wer dort hinter ihm stand. Und er wusste auch, dass er sich jetzt seinen Gefühlen stellen musste, oder sie würden ihr hässliches Antlitz zeigen. Dann wäre er für immer in seiner Angst gefangen. Er atmete tief ein und zitternd wieder aus. Er schloss die Augen und drehte sich langsam zu der Person um, die seine größte Angst war. Als er seine Augen wieder öffnete, blickte er Galaktika direkt in ihr lächelndes Gesicht. Er zuckte ein wenig zurück, als ihre Hände sein Gesicht berührten. Im selben Moment spürte er aber auch eine unendliche Wärme durch seinen Körper fließen. Verschreckt drehte er sich um und blickte zu den anderen Beiden, die noch immer mitten im Raum verweilten. Das junge Mädchen und Cherubin lächelten ihm aufmunternd zu. Direkt hinter ihm verwusch das Schattenbild und die wirkliche Galaktika erschien, die sich erst einmal verwirrt umschaute. Und als sie erkannte wo sie war, pochte ihr Herz noch lauter als zuvor. Doch ihr Innerstes gab ihr das Gefühl zu wissen, warum sie hier bei ihm war. „Du musst mich nicht beschützen“, flüsterte sie ihm zu. „Niemand kann mich beschützen. Wir Angel of Light sind auf uns selbst gestellt. Es ist die Einsamkeit die uns verwundbar macht. Doch einen Weg aus diesem Schmerz zu finden, ist eine der Aufgaben, die uns auferlegt sind.“ Galaktika war erstaunt über sich selbst und den Mut, den sie plötzlich in sich fühlte...

Nebula flog schneller als der Wind und schließlich war sie an dem Ort angekommen, von dem der Krach gekommen war. Überrascht schaute sie in die Tiefe des Erdkraters, der sich vor ihr eröffnete. „Was ist das denn? Wer zerstört nur diese schöne Welt so ohne Sinn und Verstand?“ Ihr Herz sagte es ihr bereits, doch sie wollte es nicht glauben. Sie konnte es einfach nicht. Dann sah sie plötzlich Andromeda, die sich in die Tiefe stürzte und im Rauch verschwand. Hinter ihr erblickte sie die Angel of the Dark. „Sie sind also alle hier. Wie schön“, dachte sie. Auch wenn sie wusste, dass der Anlass ihrer Anwesenheit alles andere als schön war. Einige Kilometer hinter ihr pulsierte noch immer das riesige Tor und ließ die Schatten in die Welt. „Ich muss etwas tun, sofort! Sonst wird es keine Rettung mehr geben.“ Langsam näherte sie sich dem Krater, als plötzlich eine riesige Lichtquelle von unten nach oben strahlte...

Orion schubste Andromeda unsanft beiseite und erhob ihre Hände gen Himmel. „Angelherz, halte die Dunkelheit fern von diesem Ort. Entfache das Licht des Schutzes...“ Ihre Stimme gellte durch den Krater. Die Brosche des Orion verstrahlte ein unglaubliches Leuchten, als sich aus den Händen der Kriegerin eine riesige Lichtkugel nach oben bewegte. „Genau das hat sie vorhin auch getan“, flüsterte Endymion zu der erstaunten Mondprinzessin. „Deswegen seid ihr auch nicht verletzt worden, nicht wahr?“, fragte sie sanft. „Bis auf ein paar blaue Flecken“, dabei hielt er sich mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht den Rücken, „sind wir unverletzt.“ Ein lautes Grummeln und das Beben des Erdbodens unter ihnen, ließ sie erschrocken nach oben blicken. Die Angel of the Dark wurden von dem Schutzschild regelrecht zurückgestoßen. Angel und seine Truppe konnten ungehindert durch das Licht hindurchgleiten und setzten sanft auf dem bebenden Boden auf. Ohne großartig weiter nachzudenken erhoben sie ihre Hände und sandten ihre Energien aus, um das Schutzschild weiter zu stärken. Sie wussten, dass ihre Gegner mit einem Gegenangriff nicht lange warten würden. Und im selben Augenblick sahen sie dann auch schon das schwarze Feuer, welches versuchte das Schutzschild zu durchbrechen. Die Sailorkriegerinnen schauten nachdenklich nach oben und hofften inständig, dass das Schild halten würde. Bunny lief langsam hinüber zu Andromeda, die gerade Morlock auf den Rücken drehte und ihn nachdenklich anschaute. Bunny blickte ihr über die Schulter und war nun selbst überrascht. „Wie ist das möglich? Warum hat er nun auch ein Angelsymbol auf seiner Stirn? Er ist doch ein Feind, oder nicht?“, fragte sie laut. Die anderen Krieger und Endymion liefen nun auch, nachdem sie Bunnys Worte vernommen hatten, direkt zu dem am Boden liegenden Morlock herüber. Alle starrten entsetzt auf den Angel of the Dark hernieder. „Was hat das zu bedeuten?“ Endymion wollte eine Erklärung. Doch bevor Andromeda zum Antworten kam, gellte die Stimme von Orion durch den Graben. „Heilige Macht der achtzehn Monde im Orionnebel, Deine Königin bittet Dich: Lass das Feuer der Unendlichkeit entflammen!“ Die Angel glaubten nicht was sie da hörten und starrten Sailor Orion an, deren Brosche ein Lichtermeer entsandte, welches sie noch niemals gesehen hatten. Im selben Moment wandelte sich die Gestalt der Kriegerin und es erschien eine Frau, die Andromeda aufs Haar glich, nur dass sie etwas älter und erfahrener wirkte. „Kassandra!“, hörte man eine schwache Stimme sprechen. Es war Morlock, der die Königin des Orionnebels müde anschaute...

Nie im Traum hätte sie gedacht, irgendwann einmal so etwas zu sagen. Ihr war, als würde eine fremde Macht ihr schmerzendes Herz heilen und ihr die Wahrheit zeigen, die sie bisher nicht sehen konnte. Maias drehte sich ihr langsam wieder zu. Er wollte dem Schatten seiner Angst so gerne glauben. Ohne das sie es verhindern konnte, sprach ihre Stimme von ganz alleine: „Wovor hast Du Angst? Lass es zu und Du wirst sehen, dass es nichts gibt, was Dir Angst machen muss.“ Sie war erschrocken über ihre Worte und doch war es genau das, was sie in jenem Moment fühlte. In Maias Kopf spukten die Gedanken kreuz und quer. Der Royal Moon Angel schaute ihr tief in die leuchtenden Augen und irgendwie erkannte er plötzlich, dass sie nicht nur ein Schatten mehr war. Sie stand wirklich vor ihm, inmitten des Labyrinthes der Angst. „Wie ist das möglich?“ flüsterte er. „Dein Herz hat mich gerufen, so bin ich hier her gekommen“, antwortete sie ihm ohne lange nachzudenken. Maias wusste nicht mehr was er sagen sollte. Doch was sollte er auch noch sagen? Es war vielmehr die Zeit endlich zu dem zu stehen was er fühlte. Seine Hände waren zu Fäusten geballt und er rang mit sich. Vor seinem geistigen Auge malten sich zwei mögliche Wege ab, doch welcher war der Richtige? „Lass es einfach zu was geschehen soll. Du bist niemandem etwas schuldig, nur Dir allein.“ Am liebsten hätte sich Galaktika auf die Zunge gebissen, doch sie sprach nun alles aus, was ihre Sehnsucht ihrem Innersten erzählte. Und bevor Maias sich richtig bewusst wurde, was er tat, hatte sein Innerstes die Wahl schon getroffen. Wie in Trance erhob er seine Hände und streichelte liebevoll über ihr Gesicht. Einen kleinen Moment zögerte er noch, erfüllt von Angst ins Nichts einer schönen Illusion zu greifen. Doch die Gefühle und die warme Haut unter seinen Händen, konnten einfach kein Trugbild sein...

Ein Tosen erhob sich aus der Tiefe und dann sah Nebula die Angel of the Dark, mit glühend roten Augen, mehrfach Angriffe auf ein Schutzschild starten, das mindestens von ähnlich alter Magie war, wie auch das Schutzschild um die Menschen. Die Göttin merkte sofort, anhand der fehlenden Stirnsymbole, dass sie wieder vollkommen unter dem Bann von Erebos standen und ihr wahrscheinlich gar nicht zuhören würden, wenn sie versuchte mit ihnen zu reden. „Morlock und Nefertos... ich sehe sie gar nicht? Was hat das zu bedeuten?“, murmelte sie vor sich hin und versuchte genauer zu erkennen, warum ihre früheren Gefährten so aufgebracht waren. Doch das ungebändigte Aufflammen einer ihr bekannten Aura, direkt unter dem Schutzschild, zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. „Ah da unten sind Morlock, Andromeda und diese kleine Prinzessin, die ihren Weg durch das Labyrinth der Angst gefunden hat. Ich habe gewusst, dass sie mich zu Andromeda führen würde. Ihre Aura ist ähnlich wie die der Prinzessin, jetzt brauch ich mich nicht mehr zu wundern.“ Nebula lächelte. Doch dann stockte sie. „Das kann nicht sein!“ Ihre Augen weiteten sich. „Es ist ihre Aura, aber das ist unmöglich!“ Nervös flog Nebula über der kämpfenden Szenerie hin und her. „Ist Kassandra etwa zurückgekehrt? Wenn sie es wirklich ist, ändert sich die Situation vollkommen!“, sinnierte die Göttin. „Das würde auch die uralte Magie erklären, die nun auf dieser Welt pulsiert. Aber wie kommt sie hier her? Und vor allem, wo war sie die ganze Zeit?“ Nebula war so aufgeregt, dass sie vollkommen vergaß, dass die Aura ihres geliebten Nefertos offensichtlich erloschen war...

(c)by Arcana Moon


Anmerkung von Mondsichel:

Und da hätten wir auch schon Kapitel 25 meiner Fanfiction online. Hat diesmal nit so lang gedauert, hatte auch auch nen kreativen Schub zur Zeit. Nächstes Kapitel ist auch schon in Arbeit. Es wird "Nebula" heißen... ;)
Demnächst hier bei KV...

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