Ein Sturm aus Emotionen
Erzählung zum Thema Andere Welten
von Mondsichel
Nach dem gleißenden Licht, kam die tiefe Dunkelheit zurück. Nach dem ohrenbetäubenden Krach, kam eine eisige Stille. Nur das Schluchzen einer Angelkriegerin drang durch die Atmosphäre. „Nein, nein! Das kann nicht sein! Warum nur? Warum sie? Das ist nicht fair!“ Blacky kniete am Boden und hielt zerbrochene Teile von zwei Seelenlichtern in ihren Händen. Ihre Tränen liefen ungehindert und versickerten in der Erde des Planeten, der zum Schicksal für Sunny und Cat geworden war. Sie hatten den gewaltigen Aufprall nicht überlebt. Ihre Körper waren zerschmettert worden und nur winzige Teile ihrer Seelenlichter waren übrig geblieben. Der Rest des Angelteams stand schweigend um die am Boden kniende Angelkriegerin herum. Liebevoll fasste Red Blacky auf die Schulter und blickte das weinende Mädchen mit einem Lächeln an, welches vom tiefen Schmerz des Verlustes gezeichnet war. Er wusste, dies war noch nicht einmal der Beginn des Kampfes, der hier bald herrschen würde. „Wir müssen sie gehen lassen“ flüsterte er mit erstickender Stimme der Gruppe zu. Diese Tatsache bohrte sich tief in die Herzen der Angel und sie konnten ihre Tränen nun nicht mehr zurückhalten... Red sprach mit bebender Stimme: „Hört auf zu weinen! Irgendwann, wenn die Zeit gekommen ist, dann werden wir wieder Seite an Seite miteinander kämpfen! Ich glaube fest daran“, und dann schrie er lauthals in die Nacht: „Denn Angel sterben nie!“ Dann schloss er die Augen und die Tränen, die er bisher zurückgehalten hatte, liefen heiß über sein Gesicht. „Sparen wir uns unsere Emotionen für den Kampf auf, der vor uns liegt. Ich befürchte, wir können uns dem nicht entziehen, wenn wir unseren Auftrag erfüllen wollen!“ Red wirkte nun kalt und fremd, doch die Angel wussten das er recht hatte. Dann begann das Zeichen auf seiner Stirn glühend rot zu leuchten. Die Anderen stellten sich in einem Kreis um die Reste der Seelenlichter auf und schlossen ebenfalls ihre Augen. Auch ihre Stirnsymbole begannen in der Farbe ihres Planeten zu erstrahlen. „Im Namen des Orionnebels, befehlen wir die Seelen die gegangen sind, wieder zurück in unsere Welt. Mögen ihre Geister über die Angel wachen und sie vor der Dunkelheit beschützen!“ riefen ihre Stimmen. Die am Boden liegenden Splitter setzten sich langsam wieder zusammen und dann erhellten die Seelenlichter für einen Moment die Schwärze der Nacht. Im selben Moment wurden sie jedoch von einer Art Kristall umschlossen und verschwanden im Nichts. „Lasst uns fliegen, wir haben einen Auftrag!“ Eisig und roh erschien die Stimme von Red, auch wenn es innerlich bei ihm ganz anders aussah...
Galaktika stockte der Atem als sie sah, was dort auf sie zuschwebte. Es waren zwei strahlende Seelenlichter, die von einem Kristall umgeben waren. Die Königin öffnete ihre Hand und dann lagen ein goldener und ein violetter Kristall in ihren Händen. Sie spürte sofort was geschehen war und in ihren Augen bildeten sich Tränen. Auch die Göttin und Gaia wussten, was dies zu bedeuten hatte. „Ich hätte sie niemals dieser Gefahr aussetzen dürfen. Ich muss sie sofort zurückholen!“ Nebula entgegnete nur: „Es ist schon zu spät. Erebos hat den ersten Vorteil für sich verbuchen können. Wir können nur noch beten, dass den anderen nichts geschieht!“ Galaktika blickte Nebula entgeistert an. In ihren Augen funkelte nun noch mehr Angst als zuvor...
Medusa war irritiert, ihre Flugfähigkeit war dahin. Hilflos stand sie inmitten der Dunkelheit und versuchte es immer wieder. Doch sie blieben regungslos hängen. Ärgerlich fasste sie sich an die Flügel, doch im selben Moment wurde sie von einem Blitz erfasst. Vor Schreck schrie sie laut auf und fiel getroffen um. Sie konnte sich nicht mehr bewegen, ihr ganzer Körper war steif. „Wer zum Teufel hat diesen Lähmungszauber auf mich gelegt? Verflucht noch mal! Ob Nereus etwas damit zu tun hat? Nein, der hätte mich lieber tot gesehen, nach dem zu urteilen, was vorhin geschehen ist.“ In ihren Gedanken rumorte es. Doch sie ahnte nicht mal im Entferntesten, wer dafür verantwortlich war. Sie musste stumm liegen bleiben und warten, bis die Lähmungswirkung nachließ. „Die Flügel kann ich also nicht mehr gebrauchen. Ärgerlich. Aber wir brauchen unsere Flügel ja nicht um zu fliegen.“ Sie versuchte zu lächeln und war im ersten Moment innerlich beruhigt. Doch, es ließ ihr keine Ruhe. „Was ist, wenn das noch nicht alles war? Ich befürchte, ein Fluch liegt auf meiner Seele. Also könnte es doch Nereus gewesen sein! Aber... Ich weiß nicht, es ist ein sehr seltsames Gefühl das ich habe. Eigentlich kenne ich mich gut mit Flüchen aus, aber was ist, wenn...“ Ihre Gedanken verstummten. Sie wagte gar nicht daran zu denken und doch sprachen es ihre Gedanken aus. „Was ist, wenn ich mich selbst verflucht habe? Bin ich in meine eigene Falle getappt? Habe ich bei dem Kampf mit Nereus irgendetwas gemacht, was mich nun selbst getroffen hat? Verdammt, ich erinnere mich nicht mehr!“ Ihre Augen wirkten panisch. Sie glaubte nun fest daran, dass sie sich selbst verflucht hatte. Und sie wusste, wenn dies der Fall war, dann konnte ihr niemand helfen. Denn die meisten Flüche können nur von denen gebrochen werden, die sie ausgesprochen haben. Und das stellte in dieser Situation ein großes Problem dar. Woher sollte sie wissen, welcher Fluch nun auf ihr lag! Sie konnte sich ja nicht einmal mehr daran erinnern überhaupt einen Fluch ausgesprochen zu haben. Und dieser Zauber war mehr als nur ein simpler Lähmungszauber. Das wusste sie, auch wenn sie es nicht wahrhaben wollte...
Unendlich still war es geworden, nicht einmal vom Portal aus kam ein einziges Geräusch. Nur die Schatten drangen weiter durch das große Dimensionsloch in diese, von düsteren Schleiern überzogene, Welt. In ganz Tokio und Umgebung herrschte ein unheimliches Schweigen. Und es schien, als würde diese große Stadt das erste Mal seit ihrem Bestehen, in tiefen Schlaf gefallen sein. Es schien, als wäre kein Leben mehr in den Mauern der Häuser existent. Nur die Schatten bewegten sich fast lautlos durch jede Ecke und mit starrem Blick durchsuchten sie die entlegendsten Winkel... Nefertos versuchte ihre Aura zu spüren, vergebens. Andromeda hatte sich genauso schnell von diesem Ort entfernt, wie sie erschienen war. In seinen Knochen spürte er noch immer den Schmerz von ihrem Schlag und dem Aufprall an der Wand. Niemals hatte er eine solche Kraft erlebt, niemals hatte er Schmerzen gespürt. Bisher war Nefertos es immer selbst gewesen, der anderen Leid zugefügt hatte. Niemals hatte es ihn selbst getroffen, niemals hatte er auch nur einen Kratzer abbekommen. In seinen Augen funkelte es auf. Er fühlte, dass er einige, vielleicht sogar alle seine Männer verlieren würde. Erebos hatte ihn und seine Leute in den möglichen Tod geschickt und er nahm es willentlich in Kauf. Nefertos ballte seine Hände über diese Erkenntnis zur Faust. Plötzlich wurde die Stadt in ein grelles blaues Licht getaucht...
Nereus Augen glühten voller Wut und Schmerz. Die Energie, die aus seinem Innersten drang, war unglaublich stark und vernichtete die vorlauten Schatten mit einem Schlag. Sie wurden zerrissen und in Staub verwandelt. Ihre Schreie gellten länger durch die Nacht, als ihr Lebensfunke noch leuchtete. Vom Licht und von den gellenden Schreien wurden weitere Schatten angelockt. Und bevor sie es sich versahen, waren auch sie ein Opfer von Nereus pulsierender Wut geworden. Bevor Angel und Angelo noch etwas sagen konnten, lief ihr Freund aus der Gasse hinaus und verwandelte jegliches Schattenwesen, das ihm begegnete, zu Staub. „Nereus! Hör auf! Es ist genug!“ Angel versuchte ihn zu erreichen, doch es war vergeblich. Wie von Sinnen zog der wütende Nereus eine Linie der Zerstörung durch die Reihen der Schatten. „Nereus! Bitte, das bringt doch nichts!“ Doch auch Angelos Flehen überhörte er. Blind vor Hass konnte der Blue Moon Angel nicht erkennen, dass plötzlich Red vor ihm stand und ihn entsetzt anschaute. Gerade wollte er zu einem weiteren Angriff ansetzen, als er von einer unglaublich harten Energiewelle ergriffen und an eine Wand geschleudert wurde. Eine ziemlich wütende, weibliche Stimme rief: „Schluss jetzt!“ Das Glimmen in Nereus Augen erlosch, er besann sich und blickte verstört auf seine Hände. Er war schockiert über das, was er gerade beinahe getan hätte. Er schaute Red an, der ihn noch immer recht argwöhnisch betrachtete. „Sag mal, spinnst Du Blue?“ Wind baute sich wütend vor ihm auf. „So lange kannst Du doch nicht verschollen gewesen sein, das Du uns schon vergessen hast! Es wird Zeit das Du Deine Emotionen mal in den Griff bekommst. Es ist zwar eine unserer Stärken, uns von unseren Gefühlen leiten zu lassen, aber man sollte auch sehen, dass man sie genau einsetzt und kontrolliert.“ Nereus, alias Blue, senkte beschämt den Kopf. „Na ja, ein Gutes hat es ja. So haben wir Euch wenigstens gefunden“ fügte Red ein wenig zynisch hinzu. Die Drei begrüßten nun ihre Freunde recht herzlich, doch dann blickten sie ein wenig irritiert. Angel war es, der es aussprach: „Sagt mal, wo sind eigentlich Sunny und Cat? Sind sie daheim geblieben?“ Er lächelte sie an. Die erstarrten Gesichter der Anderen, ließen die bittere Wahrheit erkennen. Das Lächeln erstarb zu einer versteinerten Maske. Nereus fasste sich erschrocken an die Brust und Angelo musste sich erst einmal an einer Häuserwand abstützen, damit er nicht den Boden unter den Füßen verlor. Angel schloss traurig die Augen und fasste sich wie benebelt an die Stirn...
„Was war das?“ Der düstere König erhob sich von seinem Thron. Er versuchte in der weiten Sphäre etwas zu spüren. „Seltsam“ murmelte er vor sich hin. „Es ist, als hätte ich den Tod gespürt.“ Der Diener, der immer noch in der Dunkelheit verweilte, erhob seine schnarrende Stimme. „Mein Herr, der Tod ist Euer ewiger Begleiter. So ist es nicht verwunderlich, das ihr ihn spürt.“ Aber er gab sich nicht damit zufrieden. „Nein! Normalerweise ist der Tod etwas, was mich nicht weiter bekümmert. Doch das was ich eben spürte, war anders.“ Der Diener ließ seine Ketten klirren. „Anders? Wie anders mein Herr?“ Für einen Moment lang herrschte Schweigen. Dann antwortete er: „Ich habe so viele Monster erschaffen, die furchterregend waren. Aber sie waren meine Kinder und so konnten sie mir keine Furcht einjagen. Doch das, was ich gerade gespürt habe, das hat selbst mir einen eisigen Schauer über den Rücken gejagt. Ich befürchte, da läuft gerade mächtig etwas aus dem Ruder.“ Der Diener staunte...
Andromeda war nicht unweit von den anderen Angel im Dunkel verborgen. Es tat ihr weh, dass Nereus so außer Kontrolle geraten war. Sie wollte ihn nicht verletzten, doch sie wusste das sie eingreifen musste. Und so schickte sie eine mächtige Energie um Nereus wachzurütteln. Sie war erleichtert, als es ihr gelungen war, ohne das einer von den Angeln sie gesehen hatte. Andromeda wusste, sie alle würden in Gefahr schweben, wenn sie sich ihnen zeigen würde. So gerne sie auch wieder bei Angel und den anderen gewesen wäre. Der Verlust von Cat und Sunny hatte auch Andromeda sehr getroffen, sie hatte es gespürt als ihre Seelenlichter erloschen waren. Und sie wusste, das dies nicht die letzten Angel gewesen waren, die in dieser Schlacht sterben würden. Die Erkenntnis machte ihr sehr zu schaffen. Im selben Augenblick, als eine Träne aus ihren Augen zu Boden fiel, schien Nereus ihr direkt in die Augen zu blicken. Er hatte sich von der schrecklichen Nachricht ein wenig erholt und starrte gen Himmel. Der Blue Moon Angel sah ihre Schemen, doch er sagte kein Wort. Nur seine Gedanken schwappten zu ihr hoch. „Bitte, es tut mir leid. Bitte verzeih mir!“ Seine traurigen Augen schrieen sie geradezu von dort unten an. Im selben Augenblick wurden sämtliche Angel von einem wutentbrannten Nefertos und seinen Männern angegriffen. Erschrocken hielt sich Andromeda die Hände vor den Mund um nicht laut loszuschreien. Sie musste mit ansehen, wie sich die Angel und Nefertos Mannen ein böses Gefecht lieferten. Die Beschwörungsformeln donnerten nur so durch die Gassen und das grelle Licht der inneren Energie zerbombte geradezu die Umgebung. Andromeda hörte noch Red brüllen: „Los alle formieren! Wir müssen einen Sturm der Emotionen entfachen!“ In diesem Moment entschloss sie sich einzugreifen, auch wenn ihre Deckung dadurch gelüftet wurde. Nereus bemerkte das sie näher kam und flüsterte ihr in seinen Gedanken zu: „Nein, bleib fort! Komm nicht näher! Bitte! Du darfst Dich nicht auch noch in Gefahr bringen!“ Doch in Andromeda war schon längst die kampfbereite Seele erwacht, die man selbst mit Waffengewalt nur sehr schwer aufhalten konnte...
„Macht der ewig lodernden Vulkane, erhöre mich und sende mir Deine Kraft! Macht der tiefsten Abgründe, schenk mir Deine niemals endende Dunkelheit! Macht der ewig stürmenden Winde, entfache den Sturm der Gerechtigkeit! Macht der niemals endenden Träume, lass die Kraft der tiefsten Sehnsucht erwachen! Macht der unsterblichen Hoffnung, erfülle mich mit Deinem hellen Glanz! Macht der romantischen Abendröte, umhülle mich mit Deiner düsteren Aura! Macht der glühenden Morgenröte, lass in mir einen neuen Tag erwachen! Macht der unendlich tiefen Meere, entfacht den reißenden Strudel der Vergeltung!“ Und fast unhörbar erklang aus unmittelbarer Nähe: „Angelherz, entfache Dein klares Licht und lass sie in Deinem Feuer vergehen!" Und dann donnerte es durch die Nacht: „Vereinigt Euch zu einem Sturm der Emotionen und löscht die Schatten für immer aus dieser Welt!“ Als die Worte verklungen waren, löste sich eine unglaubliche Energiewelle, mit denen nicht einmal die Angel selbst gerechnet hatten. Nefertos konnte sich noch in Sicherheit bringen, doch seine Leute waren dem Untergang geweiht. Einer nach dem Anderen wurde von der gewaltigen Energie zu Staub zerrissen. Mit großem Grauen schaute Nefertos auf das Geschehen. Im lodernden Licht sah er Andromeda in den Reihen der Angel. Von Wut und Hass gegen sie erfüllt, stürzte er auf die kleine Gruppe zu...
„Jetzt reicht es mir aber langsam!“ Uranus juckte es in den Fingern. Sie nickte Neptun, Saturn und Pluto zu. Die vier stellten sich auf und wie selbstverständlich begannen sie ihre Beschwörungen zu rufen: „Macht des Uranuskosmoskristalls, entsende mir das Grollen Deiner weiten Himmel! Macht des Neptunkosmoskristalls, entsende mir die wilden Wellen Deiner Meeresmelodie! Macht des Saturnkosmoskristalls, entsende mir das ewige Schweigen des Todes! Macht des Plutokosmoskristalls, entsende mir die Seelen der Unterwelt!“ Und wieder erschienen die Kräfte des Innersten, in verschiedenfarbigen Lichterkugeln. Uranus hielt ein Licht in ihren Händen, was wie ein Gesteinsbrocken wirkte. Neptun ein dunkelblaues, welches wie Wasser zwischen ihren Händen waberte. Saturn hielt ein schwarzes Licht in ihren Händen, welches regelrecht wie ein Moor zu blubbern schien. Und Pluto hielt ein dunkelgrünes Licht in ihren Händen, aus dem vereinzelt nebelartige Fontänen entwichen. Dann riefen sie alle vier: „Verkünde den Sturm Deiner Emotionen und lass die Schatten in Deiner Energie vergehen!“ Als hätten sie die Kampftechnik der Angel gesehen, schickten sie ihren Sturm aus Asteroiden, Meeresbeben, Todesstößen und Seelen auf die Schatten nieder. Sie machten viel mehr Schatten zunichte, als die anderen Kriegerinnen zuvor...
Man konnte sich natürlich keine Atempause leisten und so stellten sich die Starlights auf um ihre Beschwörungen auszuprobieren. „Macht des Fighterkosmoskristalls! Macht des Healerkosmoskristalls! Macht des Makerkosmoskristalls! Entsende uns den Regebogen des ewig strahlenden Horizontes!“ Schließlich gesellte sich auch noch Galaxia hinzu: „Macht des Galaxiskosmoskristalls, entsende mir das unendliche Licht der leuchtenden Sterne!“ Auch in ihren Händen erschienen leuchtende Energiekugeln. Während die von den Starlights wie Regenbögen aussahen, setzte sich die Energiekugel von Galaxia aus vielen kleinen Lichtern zusammen. Gemeinsam erhoben sie ihre Stimmen und riefen das Selbe wie schon die anderen zuvor: „Verkünde den Sturm Deiner Emotionen und lass die Schatten in Deiner Energie vergehen!“ Das was sich dort aus den Händen bewegte, wirkte noch gefährlicher als das Licht, das von den anderen ausgegangen war. Es ging ein regelrechtes Sternengewitter, ein Inferno aus Sternschnuppen und grellem Funkeln auf die Schatten hernieder. Viele wurden vernichtet, doch es waren noch immer genug von ihnen vorhanden...
Dann stellten sich schließlich auch die Shitenou zum Kampf. „Macht der mächtigen und zerstörerischen Naturgewalten!“ riefen sie aus einem Munde. „Vereinigt Euch und verkündet das neue Leben auf dieser Welt!“ Aus den glühenden Steinen ihrer Kosmoskristalle traten die Schwerter von Osten, Süden, Westen und Norden hervor, die mit einem Schlag die mächtigsten Stürme entfachten, gewaltigen Regen und Unwetter hernieder gehen ließen. Die Schatten wurden auf vieler Art und Weise zerrissen und in Staub verwandelt. Die Sailorkriegerinnen starrten die vier jungen Männer mit offenem Mund an. Denn bisher hatten die Shitenou ja nie wirklich ihre wahren Kräfte gezeigt. Auch Prinz Endymion mischte sich nun ein. Doch er verstummte, bevor er seine Beschwörung aussprechen konnte. Bunny war verschwunden. Verzweifelt versuchten seine Augen etwas im Dunkel zu erkennen. Diesen Moment der Verwirrung nutzte einer der Schatten aus und warf den erschrockenen Prinzen nieder...
„Ich werde sie dorthin bringen, wo ihre Seelen in Ruhe schlafen können!“ Galaktika erhob sich vom Thron und ging in Richtung Flügeltür. In ihren Händen hielt sie noch immer die zwei Kristalle, in denen die Seelenlichter von Cat und Sunny eingeschlossen waren. „Aber, was hast Du vor?“ Gaia verstand nicht was ihre Freundin meinte und wollte ihr hinterher gehen. „Ich werde die Seelen von Cat und Sunny auf den 18. Mond bringen. An den geheiligten Ort, wo sie wieder an ihren Ursprungsort zurückfinden. Dort werden sie dann schlafen, bis ihre Seelen geweckt und wiedergeboren werden. Diese Ehre wird nur wenigen Angel zuteil. Aber aufgrund ihrer hohen Stellung, haben Sunny und Cat das Recht auf eine Wiedergeburt, egal wie viele Jahrhunderte bis dahin vergehen mögen.“ Gaia verstand noch immer nicht. „Mehr darf ich Dir leider nicht sagen. Denn jegliches Wort mehr, könnte alte Kriege wieder neu entfachen. Und dann wäre unsere Welt nicht mehr zu retten.“ Damit verschwand Galaktika aus dem Saal. Nebula blickte Gaia durchdringend an. Sie musste verhindern das auch nur ein einziges Wort davon, an die Öffentlichkeit geraten könnte. Auf ihrer Stirn begann das Angelzeichen nebelhaft zu glühen und mit einer weichen Stimme sprach sie in Gedanken zu Gaia: „Vergiss das was Du gerade gehört und gesehen hast. Es soll nie wieder an das Tageslicht treten!“ Die Erinnerung von Gaia wurde ausgelöscht, sie vergaß was Galaktika gesagt hatte. Das Licht auf Nebulas Stirn erlosch schließlich und ihr ernster Blick wich einem Lächeln. Im nächsten Moment blickte Gaia verwirrt auf. „Ähm, worüber haben wir eigentlich gerade geredet?“ Die Göttin entgegnete: „Du wolltest noch die nächste Ratsversammlung organisieren. Bezüglich der Gesetzesänderungen.“ In den Augen der jungen Frau flammte Erkenntnis auf. „Ach, stimmt ja! Entschuldige mich bitte große Göttin. Ich habe noch Einiges zu tun!“ Sie verneigte sich und lief dann aus dem Saal. Nebula war fürs Erste beruhigt. Niemand durfte erfahren wer das Angelteam wirklich war. Niemand durfte wissen, dass es außer Nebula noch mehr Angel gab, die direkt etwas mit der Geschlechtslinie der Angels of the Dark zu tun hatten. Denn das würde Unmut und Angst entfachen, die schon einmal zu einem Krieg geführt hatten. Das durfte nicht noch mal passieren...
Medusa erschauderte unter dem Gedanken, sich selbst verflucht zu haben. Und sie hatte für diesen Fall auch keine Lösung parat. Nach einer Weile hatte sich dann endlich die Lähmungserscheinung gelöst und sie konnte wieder aufstehen. Sie ließ ihre Flügel wieder verschwinden, denn sie waren ihr nun eher hinderlich als hilfreich. Auch das Schweben war ihr leider nicht möglich, scheinbar hatte der Fluch ihr jegliche Möglichkeit der bequemen Fortbewegung genommen. Medusa lief gedankenverloren durch die dunkle Gegend. Das Laufen war ihr unangenehm. Bisher hatte sie immer ihre Flügel benutzt, selten war sie mal einen Schritt zu Fuß gegangen. Und nun hatte sie schon nach kurzer Zeit schmerzende Füße und fluchte vor sich hin. „Verdammt noch mal! Warum bin ich eigentlich hier her gekommen? Wäre ich doch lieber in meinem Palast geblieben!“ Sie humpelte durch den Schotter, der sich auf den Straßen von Tokio angesammelt hatte. „Hier muss ja ganz schön was los gewesen sein“ murmelte sie vor sich hin, als sie die Trümmer erblickte. „Das war mit Sicherheit ein Angel, niemand sonst hat eine solche Zerstörungskraft. Vielleicht...“ In ihren Augen war plötzlich wieder der alte Kampfgeist zu erblicken...
Mit lautem Kampfgebrüll stürzte Nefertos mit gezücktem Schwert auf Andromeda zu. Sie reagierte sofort und schwang sich hoch in die Lüfte. Die anderen Angel stoben auseinander, doch der verrückte Krieger hatte sein Schwert schon in den Körper des nächstbesten Angels gestoßen. Ein lauter Schmerzensschrei gellte durch die Nacht und es war nicht Nefertos Stimme. Es hatte Wing getroffen. Er war nicht schnell genug gewesen. Wie durch weiche Butter, hatte sich das Schwert von Nefertos durch seinen Leib gestoßen... Das junge Mädchen hatte genug gesehen, in ihr wuchs ein Groll, den niemand mehr zu stoppen vermochte. Sie war nun zu allem bereit. Sie erhob entschlossen ihren Kosmoskristall, der nun grell zu leuchten schien. Alle blickten verstört nach oben und auch der düstere Krieger ließ kurz von seinem Opfer ab...
„Macht des Orionkosmoskristalls, mach auf!“ rief das Mädchen fast kreischend durch die dunkle Nacht. In einer riesigen Lichtwelle schien die Atmosphäre in einer Art Suppe zu pulsieren. Bunte Farben umhüllten den glühenden Körper und ließen den Blick auf die Seele frei. In der Mitte der leuchtenden Seele, erschien die altbekannte und gefährliche Brosche des Orion. Sie leuchtete blutrot auf und hüllte das Mädchen in eine lila-schwarze Aura. Dann zog diese schwarze Aura wie Sand, der vom Wind weggefegt wird, fort. Das Mädchen sah nun vollkommen verändert aus und sie hatte eine sehr düstere Ausstrahlung. Auf der Stirn trug sie ein kunstvoll verziertes Diadem, dessen schwarz-roter Stein die selbe Form hatte, wie das Zeichen, welches sie immer auf der Stirn getragen hatte. Sie war in eine Art Sailoruniform gehüllt, die allerdings vollkommen schwarz war und nur am Kragen einen silbernen und einen goldenen Streifen hatte. Um ihren Hals trug sie eine kristallene Kette, deren Sternensymbol wie ein Diamant in vielen Regenbogenfarben glänzte. Um ihre Hüften trug sie ebenfalls eine kunstvolle Kristallkette, die mit dem Symbol ihrer Herkunft in der Mitte verbunden war. Ihre Stiefel waren rabenschwarz und hatten einen silbernen Streifen am oberen Rand. Und an den Stiefeln, direkt unter den Knien, war ebenfalls ihr Mondsymbol zu finden. Die Schleife, die ihre Uniform hinten zierte, war ebenfalls schwarz mit einem silbernen Rand und sie war mit vielen kleinen Kristallen verziert. Die Schleife, die ihre Uniform an der Brust zierte, war silbern und in der Mitte glänzte die sternenförmige Brosche, in der das Zeichen des Sternbildes Orion leuchtete. Ihr Haar war lang und feuerrot, verziert mit silbernen und schwarzen Edelsteinspangen. Ihr blutroter Mund lächelte, als die Verwandlung abgeschlossen war...
„Es ist aus!“ rief sie von oben herab. Die Angel nutzten die Gelegenheit und zogen den schwer verletzten Wing aus der Kampfzone. Das seltsame Mädchen schwebte auf den Boden zu und musterte den völlig verstörten Nefertos eindringlich. „Wer... wer bist Du?“ stammelte er ihr entgegen. „Ich bin Sailor Orion! Und ich werde nicht zulassen das Du die Angel tötest, die zu meinem Fleisch und Blut gehören!“ Mit einem verächtlichen Lächeln blickte sie ihn an. „Du bist ein Angel of the Dark, nicht wahr?“ Nefertos musste schlucken. Er hatte nicht damit gerechnet, das man ihn erkennen würde. „Syrtia hat mir sehr viel von Dir erzählt.“ In seinen Augen war Überraschung zu sehen. „Syrtia? Das kann nicht sein! Sie ist tot!“ Orion blickte ihn verächtlich an. „Syrtia ist lebendiger als der frühe Morgen.“ Nefertos ließ sein Schwert fallen...
(c)by Arcana Moon
Galaktika stockte der Atem als sie sah, was dort auf sie zuschwebte. Es waren zwei strahlende Seelenlichter, die von einem Kristall umgeben waren. Die Königin öffnete ihre Hand und dann lagen ein goldener und ein violetter Kristall in ihren Händen. Sie spürte sofort was geschehen war und in ihren Augen bildeten sich Tränen. Auch die Göttin und Gaia wussten, was dies zu bedeuten hatte. „Ich hätte sie niemals dieser Gefahr aussetzen dürfen. Ich muss sie sofort zurückholen!“ Nebula entgegnete nur: „Es ist schon zu spät. Erebos hat den ersten Vorteil für sich verbuchen können. Wir können nur noch beten, dass den anderen nichts geschieht!“ Galaktika blickte Nebula entgeistert an. In ihren Augen funkelte nun noch mehr Angst als zuvor...
Medusa war irritiert, ihre Flugfähigkeit war dahin. Hilflos stand sie inmitten der Dunkelheit und versuchte es immer wieder. Doch sie blieben regungslos hängen. Ärgerlich fasste sie sich an die Flügel, doch im selben Moment wurde sie von einem Blitz erfasst. Vor Schreck schrie sie laut auf und fiel getroffen um. Sie konnte sich nicht mehr bewegen, ihr ganzer Körper war steif. „Wer zum Teufel hat diesen Lähmungszauber auf mich gelegt? Verflucht noch mal! Ob Nereus etwas damit zu tun hat? Nein, der hätte mich lieber tot gesehen, nach dem zu urteilen, was vorhin geschehen ist.“ In ihren Gedanken rumorte es. Doch sie ahnte nicht mal im Entferntesten, wer dafür verantwortlich war. Sie musste stumm liegen bleiben und warten, bis die Lähmungswirkung nachließ. „Die Flügel kann ich also nicht mehr gebrauchen. Ärgerlich. Aber wir brauchen unsere Flügel ja nicht um zu fliegen.“ Sie versuchte zu lächeln und war im ersten Moment innerlich beruhigt. Doch, es ließ ihr keine Ruhe. „Was ist, wenn das noch nicht alles war? Ich befürchte, ein Fluch liegt auf meiner Seele. Also könnte es doch Nereus gewesen sein! Aber... Ich weiß nicht, es ist ein sehr seltsames Gefühl das ich habe. Eigentlich kenne ich mich gut mit Flüchen aus, aber was ist, wenn...“ Ihre Gedanken verstummten. Sie wagte gar nicht daran zu denken und doch sprachen es ihre Gedanken aus. „Was ist, wenn ich mich selbst verflucht habe? Bin ich in meine eigene Falle getappt? Habe ich bei dem Kampf mit Nereus irgendetwas gemacht, was mich nun selbst getroffen hat? Verdammt, ich erinnere mich nicht mehr!“ Ihre Augen wirkten panisch. Sie glaubte nun fest daran, dass sie sich selbst verflucht hatte. Und sie wusste, wenn dies der Fall war, dann konnte ihr niemand helfen. Denn die meisten Flüche können nur von denen gebrochen werden, die sie ausgesprochen haben. Und das stellte in dieser Situation ein großes Problem dar. Woher sollte sie wissen, welcher Fluch nun auf ihr lag! Sie konnte sich ja nicht einmal mehr daran erinnern überhaupt einen Fluch ausgesprochen zu haben. Und dieser Zauber war mehr als nur ein simpler Lähmungszauber. Das wusste sie, auch wenn sie es nicht wahrhaben wollte...
Unendlich still war es geworden, nicht einmal vom Portal aus kam ein einziges Geräusch. Nur die Schatten drangen weiter durch das große Dimensionsloch in diese, von düsteren Schleiern überzogene, Welt. In ganz Tokio und Umgebung herrschte ein unheimliches Schweigen. Und es schien, als würde diese große Stadt das erste Mal seit ihrem Bestehen, in tiefen Schlaf gefallen sein. Es schien, als wäre kein Leben mehr in den Mauern der Häuser existent. Nur die Schatten bewegten sich fast lautlos durch jede Ecke und mit starrem Blick durchsuchten sie die entlegendsten Winkel... Nefertos versuchte ihre Aura zu spüren, vergebens. Andromeda hatte sich genauso schnell von diesem Ort entfernt, wie sie erschienen war. In seinen Knochen spürte er noch immer den Schmerz von ihrem Schlag und dem Aufprall an der Wand. Niemals hatte er eine solche Kraft erlebt, niemals hatte er Schmerzen gespürt. Bisher war Nefertos es immer selbst gewesen, der anderen Leid zugefügt hatte. Niemals hatte es ihn selbst getroffen, niemals hatte er auch nur einen Kratzer abbekommen. In seinen Augen funkelte es auf. Er fühlte, dass er einige, vielleicht sogar alle seine Männer verlieren würde. Erebos hatte ihn und seine Leute in den möglichen Tod geschickt und er nahm es willentlich in Kauf. Nefertos ballte seine Hände über diese Erkenntnis zur Faust. Plötzlich wurde die Stadt in ein grelles blaues Licht getaucht...
Nereus Augen glühten voller Wut und Schmerz. Die Energie, die aus seinem Innersten drang, war unglaublich stark und vernichtete die vorlauten Schatten mit einem Schlag. Sie wurden zerrissen und in Staub verwandelt. Ihre Schreie gellten länger durch die Nacht, als ihr Lebensfunke noch leuchtete. Vom Licht und von den gellenden Schreien wurden weitere Schatten angelockt. Und bevor sie es sich versahen, waren auch sie ein Opfer von Nereus pulsierender Wut geworden. Bevor Angel und Angelo noch etwas sagen konnten, lief ihr Freund aus der Gasse hinaus und verwandelte jegliches Schattenwesen, das ihm begegnete, zu Staub. „Nereus! Hör auf! Es ist genug!“ Angel versuchte ihn zu erreichen, doch es war vergeblich. Wie von Sinnen zog der wütende Nereus eine Linie der Zerstörung durch die Reihen der Schatten. „Nereus! Bitte, das bringt doch nichts!“ Doch auch Angelos Flehen überhörte er. Blind vor Hass konnte der Blue Moon Angel nicht erkennen, dass plötzlich Red vor ihm stand und ihn entsetzt anschaute. Gerade wollte er zu einem weiteren Angriff ansetzen, als er von einer unglaublich harten Energiewelle ergriffen und an eine Wand geschleudert wurde. Eine ziemlich wütende, weibliche Stimme rief: „Schluss jetzt!“ Das Glimmen in Nereus Augen erlosch, er besann sich und blickte verstört auf seine Hände. Er war schockiert über das, was er gerade beinahe getan hätte. Er schaute Red an, der ihn noch immer recht argwöhnisch betrachtete. „Sag mal, spinnst Du Blue?“ Wind baute sich wütend vor ihm auf. „So lange kannst Du doch nicht verschollen gewesen sein, das Du uns schon vergessen hast! Es wird Zeit das Du Deine Emotionen mal in den Griff bekommst. Es ist zwar eine unserer Stärken, uns von unseren Gefühlen leiten zu lassen, aber man sollte auch sehen, dass man sie genau einsetzt und kontrolliert.“ Nereus, alias Blue, senkte beschämt den Kopf. „Na ja, ein Gutes hat es ja. So haben wir Euch wenigstens gefunden“ fügte Red ein wenig zynisch hinzu. Die Drei begrüßten nun ihre Freunde recht herzlich, doch dann blickten sie ein wenig irritiert. Angel war es, der es aussprach: „Sagt mal, wo sind eigentlich Sunny und Cat? Sind sie daheim geblieben?“ Er lächelte sie an. Die erstarrten Gesichter der Anderen, ließen die bittere Wahrheit erkennen. Das Lächeln erstarb zu einer versteinerten Maske. Nereus fasste sich erschrocken an die Brust und Angelo musste sich erst einmal an einer Häuserwand abstützen, damit er nicht den Boden unter den Füßen verlor. Angel schloss traurig die Augen und fasste sich wie benebelt an die Stirn...
„Was war das?“ Der düstere König erhob sich von seinem Thron. Er versuchte in der weiten Sphäre etwas zu spüren. „Seltsam“ murmelte er vor sich hin. „Es ist, als hätte ich den Tod gespürt.“ Der Diener, der immer noch in der Dunkelheit verweilte, erhob seine schnarrende Stimme. „Mein Herr, der Tod ist Euer ewiger Begleiter. So ist es nicht verwunderlich, das ihr ihn spürt.“ Aber er gab sich nicht damit zufrieden. „Nein! Normalerweise ist der Tod etwas, was mich nicht weiter bekümmert. Doch das was ich eben spürte, war anders.“ Der Diener ließ seine Ketten klirren. „Anders? Wie anders mein Herr?“ Für einen Moment lang herrschte Schweigen. Dann antwortete er: „Ich habe so viele Monster erschaffen, die furchterregend waren. Aber sie waren meine Kinder und so konnten sie mir keine Furcht einjagen. Doch das, was ich gerade gespürt habe, das hat selbst mir einen eisigen Schauer über den Rücken gejagt. Ich befürchte, da läuft gerade mächtig etwas aus dem Ruder.“ Der Diener staunte...
Andromeda war nicht unweit von den anderen Angel im Dunkel verborgen. Es tat ihr weh, dass Nereus so außer Kontrolle geraten war. Sie wollte ihn nicht verletzten, doch sie wusste das sie eingreifen musste. Und so schickte sie eine mächtige Energie um Nereus wachzurütteln. Sie war erleichtert, als es ihr gelungen war, ohne das einer von den Angeln sie gesehen hatte. Andromeda wusste, sie alle würden in Gefahr schweben, wenn sie sich ihnen zeigen würde. So gerne sie auch wieder bei Angel und den anderen gewesen wäre. Der Verlust von Cat und Sunny hatte auch Andromeda sehr getroffen, sie hatte es gespürt als ihre Seelenlichter erloschen waren. Und sie wusste, das dies nicht die letzten Angel gewesen waren, die in dieser Schlacht sterben würden. Die Erkenntnis machte ihr sehr zu schaffen. Im selben Augenblick, als eine Träne aus ihren Augen zu Boden fiel, schien Nereus ihr direkt in die Augen zu blicken. Er hatte sich von der schrecklichen Nachricht ein wenig erholt und starrte gen Himmel. Der Blue Moon Angel sah ihre Schemen, doch er sagte kein Wort. Nur seine Gedanken schwappten zu ihr hoch. „Bitte, es tut mir leid. Bitte verzeih mir!“ Seine traurigen Augen schrieen sie geradezu von dort unten an. Im selben Augenblick wurden sämtliche Angel von einem wutentbrannten Nefertos und seinen Männern angegriffen. Erschrocken hielt sich Andromeda die Hände vor den Mund um nicht laut loszuschreien. Sie musste mit ansehen, wie sich die Angel und Nefertos Mannen ein böses Gefecht lieferten. Die Beschwörungsformeln donnerten nur so durch die Gassen und das grelle Licht der inneren Energie zerbombte geradezu die Umgebung. Andromeda hörte noch Red brüllen: „Los alle formieren! Wir müssen einen Sturm der Emotionen entfachen!“ In diesem Moment entschloss sie sich einzugreifen, auch wenn ihre Deckung dadurch gelüftet wurde. Nereus bemerkte das sie näher kam und flüsterte ihr in seinen Gedanken zu: „Nein, bleib fort! Komm nicht näher! Bitte! Du darfst Dich nicht auch noch in Gefahr bringen!“ Doch in Andromeda war schon längst die kampfbereite Seele erwacht, die man selbst mit Waffengewalt nur sehr schwer aufhalten konnte...
„Macht der ewig lodernden Vulkane, erhöre mich und sende mir Deine Kraft! Macht der tiefsten Abgründe, schenk mir Deine niemals endende Dunkelheit! Macht der ewig stürmenden Winde, entfache den Sturm der Gerechtigkeit! Macht der niemals endenden Träume, lass die Kraft der tiefsten Sehnsucht erwachen! Macht der unsterblichen Hoffnung, erfülle mich mit Deinem hellen Glanz! Macht der romantischen Abendröte, umhülle mich mit Deiner düsteren Aura! Macht der glühenden Morgenröte, lass in mir einen neuen Tag erwachen! Macht der unendlich tiefen Meere, entfacht den reißenden Strudel der Vergeltung!“ Und fast unhörbar erklang aus unmittelbarer Nähe: „Angelherz, entfache Dein klares Licht und lass sie in Deinem Feuer vergehen!" Und dann donnerte es durch die Nacht: „Vereinigt Euch zu einem Sturm der Emotionen und löscht die Schatten für immer aus dieser Welt!“ Als die Worte verklungen waren, löste sich eine unglaubliche Energiewelle, mit denen nicht einmal die Angel selbst gerechnet hatten. Nefertos konnte sich noch in Sicherheit bringen, doch seine Leute waren dem Untergang geweiht. Einer nach dem Anderen wurde von der gewaltigen Energie zu Staub zerrissen. Mit großem Grauen schaute Nefertos auf das Geschehen. Im lodernden Licht sah er Andromeda in den Reihen der Angel. Von Wut und Hass gegen sie erfüllt, stürzte er auf die kleine Gruppe zu...
„Jetzt reicht es mir aber langsam!“ Uranus juckte es in den Fingern. Sie nickte Neptun, Saturn und Pluto zu. Die vier stellten sich auf und wie selbstverständlich begannen sie ihre Beschwörungen zu rufen: „Macht des Uranuskosmoskristalls, entsende mir das Grollen Deiner weiten Himmel! Macht des Neptunkosmoskristalls, entsende mir die wilden Wellen Deiner Meeresmelodie! Macht des Saturnkosmoskristalls, entsende mir das ewige Schweigen des Todes! Macht des Plutokosmoskristalls, entsende mir die Seelen der Unterwelt!“ Und wieder erschienen die Kräfte des Innersten, in verschiedenfarbigen Lichterkugeln. Uranus hielt ein Licht in ihren Händen, was wie ein Gesteinsbrocken wirkte. Neptun ein dunkelblaues, welches wie Wasser zwischen ihren Händen waberte. Saturn hielt ein schwarzes Licht in ihren Händen, welches regelrecht wie ein Moor zu blubbern schien. Und Pluto hielt ein dunkelgrünes Licht in ihren Händen, aus dem vereinzelt nebelartige Fontänen entwichen. Dann riefen sie alle vier: „Verkünde den Sturm Deiner Emotionen und lass die Schatten in Deiner Energie vergehen!“ Als hätten sie die Kampftechnik der Angel gesehen, schickten sie ihren Sturm aus Asteroiden, Meeresbeben, Todesstößen und Seelen auf die Schatten nieder. Sie machten viel mehr Schatten zunichte, als die anderen Kriegerinnen zuvor...
Man konnte sich natürlich keine Atempause leisten und so stellten sich die Starlights auf um ihre Beschwörungen auszuprobieren. „Macht des Fighterkosmoskristalls! Macht des Healerkosmoskristalls! Macht des Makerkosmoskristalls! Entsende uns den Regebogen des ewig strahlenden Horizontes!“ Schließlich gesellte sich auch noch Galaxia hinzu: „Macht des Galaxiskosmoskristalls, entsende mir das unendliche Licht der leuchtenden Sterne!“ Auch in ihren Händen erschienen leuchtende Energiekugeln. Während die von den Starlights wie Regenbögen aussahen, setzte sich die Energiekugel von Galaxia aus vielen kleinen Lichtern zusammen. Gemeinsam erhoben sie ihre Stimmen und riefen das Selbe wie schon die anderen zuvor: „Verkünde den Sturm Deiner Emotionen und lass die Schatten in Deiner Energie vergehen!“ Das was sich dort aus den Händen bewegte, wirkte noch gefährlicher als das Licht, das von den anderen ausgegangen war. Es ging ein regelrechtes Sternengewitter, ein Inferno aus Sternschnuppen und grellem Funkeln auf die Schatten hernieder. Viele wurden vernichtet, doch es waren noch immer genug von ihnen vorhanden...
Dann stellten sich schließlich auch die Shitenou zum Kampf. „Macht der mächtigen und zerstörerischen Naturgewalten!“ riefen sie aus einem Munde. „Vereinigt Euch und verkündet das neue Leben auf dieser Welt!“ Aus den glühenden Steinen ihrer Kosmoskristalle traten die Schwerter von Osten, Süden, Westen und Norden hervor, die mit einem Schlag die mächtigsten Stürme entfachten, gewaltigen Regen und Unwetter hernieder gehen ließen. Die Schatten wurden auf vieler Art und Weise zerrissen und in Staub verwandelt. Die Sailorkriegerinnen starrten die vier jungen Männer mit offenem Mund an. Denn bisher hatten die Shitenou ja nie wirklich ihre wahren Kräfte gezeigt. Auch Prinz Endymion mischte sich nun ein. Doch er verstummte, bevor er seine Beschwörung aussprechen konnte. Bunny war verschwunden. Verzweifelt versuchten seine Augen etwas im Dunkel zu erkennen. Diesen Moment der Verwirrung nutzte einer der Schatten aus und warf den erschrockenen Prinzen nieder...
„Ich werde sie dorthin bringen, wo ihre Seelen in Ruhe schlafen können!“ Galaktika erhob sich vom Thron und ging in Richtung Flügeltür. In ihren Händen hielt sie noch immer die zwei Kristalle, in denen die Seelenlichter von Cat und Sunny eingeschlossen waren. „Aber, was hast Du vor?“ Gaia verstand nicht was ihre Freundin meinte und wollte ihr hinterher gehen. „Ich werde die Seelen von Cat und Sunny auf den 18. Mond bringen. An den geheiligten Ort, wo sie wieder an ihren Ursprungsort zurückfinden. Dort werden sie dann schlafen, bis ihre Seelen geweckt und wiedergeboren werden. Diese Ehre wird nur wenigen Angel zuteil. Aber aufgrund ihrer hohen Stellung, haben Sunny und Cat das Recht auf eine Wiedergeburt, egal wie viele Jahrhunderte bis dahin vergehen mögen.“ Gaia verstand noch immer nicht. „Mehr darf ich Dir leider nicht sagen. Denn jegliches Wort mehr, könnte alte Kriege wieder neu entfachen. Und dann wäre unsere Welt nicht mehr zu retten.“ Damit verschwand Galaktika aus dem Saal. Nebula blickte Gaia durchdringend an. Sie musste verhindern das auch nur ein einziges Wort davon, an die Öffentlichkeit geraten könnte. Auf ihrer Stirn begann das Angelzeichen nebelhaft zu glühen und mit einer weichen Stimme sprach sie in Gedanken zu Gaia: „Vergiss das was Du gerade gehört und gesehen hast. Es soll nie wieder an das Tageslicht treten!“ Die Erinnerung von Gaia wurde ausgelöscht, sie vergaß was Galaktika gesagt hatte. Das Licht auf Nebulas Stirn erlosch schließlich und ihr ernster Blick wich einem Lächeln. Im nächsten Moment blickte Gaia verwirrt auf. „Ähm, worüber haben wir eigentlich gerade geredet?“ Die Göttin entgegnete: „Du wolltest noch die nächste Ratsversammlung organisieren. Bezüglich der Gesetzesänderungen.“ In den Augen der jungen Frau flammte Erkenntnis auf. „Ach, stimmt ja! Entschuldige mich bitte große Göttin. Ich habe noch Einiges zu tun!“ Sie verneigte sich und lief dann aus dem Saal. Nebula war fürs Erste beruhigt. Niemand durfte erfahren wer das Angelteam wirklich war. Niemand durfte wissen, dass es außer Nebula noch mehr Angel gab, die direkt etwas mit der Geschlechtslinie der Angels of the Dark zu tun hatten. Denn das würde Unmut und Angst entfachen, die schon einmal zu einem Krieg geführt hatten. Das durfte nicht noch mal passieren...
Medusa erschauderte unter dem Gedanken, sich selbst verflucht zu haben. Und sie hatte für diesen Fall auch keine Lösung parat. Nach einer Weile hatte sich dann endlich die Lähmungserscheinung gelöst und sie konnte wieder aufstehen. Sie ließ ihre Flügel wieder verschwinden, denn sie waren ihr nun eher hinderlich als hilfreich. Auch das Schweben war ihr leider nicht möglich, scheinbar hatte der Fluch ihr jegliche Möglichkeit der bequemen Fortbewegung genommen. Medusa lief gedankenverloren durch die dunkle Gegend. Das Laufen war ihr unangenehm. Bisher hatte sie immer ihre Flügel benutzt, selten war sie mal einen Schritt zu Fuß gegangen. Und nun hatte sie schon nach kurzer Zeit schmerzende Füße und fluchte vor sich hin. „Verdammt noch mal! Warum bin ich eigentlich hier her gekommen? Wäre ich doch lieber in meinem Palast geblieben!“ Sie humpelte durch den Schotter, der sich auf den Straßen von Tokio angesammelt hatte. „Hier muss ja ganz schön was los gewesen sein“ murmelte sie vor sich hin, als sie die Trümmer erblickte. „Das war mit Sicherheit ein Angel, niemand sonst hat eine solche Zerstörungskraft. Vielleicht...“ In ihren Augen war plötzlich wieder der alte Kampfgeist zu erblicken...
Mit lautem Kampfgebrüll stürzte Nefertos mit gezücktem Schwert auf Andromeda zu. Sie reagierte sofort und schwang sich hoch in die Lüfte. Die anderen Angel stoben auseinander, doch der verrückte Krieger hatte sein Schwert schon in den Körper des nächstbesten Angels gestoßen. Ein lauter Schmerzensschrei gellte durch die Nacht und es war nicht Nefertos Stimme. Es hatte Wing getroffen. Er war nicht schnell genug gewesen. Wie durch weiche Butter, hatte sich das Schwert von Nefertos durch seinen Leib gestoßen... Das junge Mädchen hatte genug gesehen, in ihr wuchs ein Groll, den niemand mehr zu stoppen vermochte. Sie war nun zu allem bereit. Sie erhob entschlossen ihren Kosmoskristall, der nun grell zu leuchten schien. Alle blickten verstört nach oben und auch der düstere Krieger ließ kurz von seinem Opfer ab...
„Macht des Orionkosmoskristalls, mach auf!“ rief das Mädchen fast kreischend durch die dunkle Nacht. In einer riesigen Lichtwelle schien die Atmosphäre in einer Art Suppe zu pulsieren. Bunte Farben umhüllten den glühenden Körper und ließen den Blick auf die Seele frei. In der Mitte der leuchtenden Seele, erschien die altbekannte und gefährliche Brosche des Orion. Sie leuchtete blutrot auf und hüllte das Mädchen in eine lila-schwarze Aura. Dann zog diese schwarze Aura wie Sand, der vom Wind weggefegt wird, fort. Das Mädchen sah nun vollkommen verändert aus und sie hatte eine sehr düstere Ausstrahlung. Auf der Stirn trug sie ein kunstvoll verziertes Diadem, dessen schwarz-roter Stein die selbe Form hatte, wie das Zeichen, welches sie immer auf der Stirn getragen hatte. Sie war in eine Art Sailoruniform gehüllt, die allerdings vollkommen schwarz war und nur am Kragen einen silbernen und einen goldenen Streifen hatte. Um ihren Hals trug sie eine kristallene Kette, deren Sternensymbol wie ein Diamant in vielen Regenbogenfarben glänzte. Um ihre Hüften trug sie ebenfalls eine kunstvolle Kristallkette, die mit dem Symbol ihrer Herkunft in der Mitte verbunden war. Ihre Stiefel waren rabenschwarz und hatten einen silbernen Streifen am oberen Rand. Und an den Stiefeln, direkt unter den Knien, war ebenfalls ihr Mondsymbol zu finden. Die Schleife, die ihre Uniform hinten zierte, war ebenfalls schwarz mit einem silbernen Rand und sie war mit vielen kleinen Kristallen verziert. Die Schleife, die ihre Uniform an der Brust zierte, war silbern und in der Mitte glänzte die sternenförmige Brosche, in der das Zeichen des Sternbildes Orion leuchtete. Ihr Haar war lang und feuerrot, verziert mit silbernen und schwarzen Edelsteinspangen. Ihr blutroter Mund lächelte, als die Verwandlung abgeschlossen war...
„Es ist aus!“ rief sie von oben herab. Die Angel nutzten die Gelegenheit und zogen den schwer verletzten Wing aus der Kampfzone. Das seltsame Mädchen schwebte auf den Boden zu und musterte den völlig verstörten Nefertos eindringlich. „Wer... wer bist Du?“ stammelte er ihr entgegen. „Ich bin Sailor Orion! Und ich werde nicht zulassen das Du die Angel tötest, die zu meinem Fleisch und Blut gehören!“ Mit einem verächtlichen Lächeln blickte sie ihn an. „Du bist ein Angel of the Dark, nicht wahr?“ Nefertos musste schlucken. Er hatte nicht damit gerechnet, das man ihn erkennen würde. „Syrtia hat mir sehr viel von Dir erzählt.“ In seinen Augen war Überraschung zu sehen. „Syrtia? Das kann nicht sein! Sie ist tot!“ Orion blickte ihn verächtlich an. „Syrtia ist lebendiger als der frühe Morgen.“ Nefertos ließ sein Schwert fallen...
(c)by Arcana Moon
Anmerkung von Mondsichel:
Teil 16 meiner Fanficiton "Orion".