Krieg - zwischen Wahnsinn und Moral

Politisches Gedicht zum Thema Moral

von  modernwoman

der krieg hat viele gesichter
das ernsteste ist der tod
schaust du in die bombentrichter
siehst du sie liegen in ihrem rot

verrenkte puppen im zerfetzten kleid
gedärme, die zwischen händen quellen
in der bevölkerung viel leid
und kinder, die unbequeme fragen stellen

ein taumelnder mensch mitten im weg
geschwärzte knochen aus fleischloser hand
sein ganzer körper verbrannt wie ein steak
so fällt er seitlich, stützt sich an der wand

den mund aufgerissen zu lautlosem schrei
so steht er ein weilchen
die zunge zerbissen, gesicht ist ein brei
von der stützenden hand fallen knochen in teilchen

nun bricht er zusammen zu sitzender hocke
der kopf, der verbrannte, zur seite ihm fällt
aus all diesem horror bizarr eine locke
vom winde gedreht, sich aufrichtend stellt

da hört man ein brausen, ein grausliges zischen
dann plötzlich ein knall, ein furchtbares licht
konturen und farben sich deckend verwischen
der tod kommt zum menschen, verschonet ihn nicht

©Cornelia Warnke 12.03.2003

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Kommentare zu diesem Text


 JohndeGraph (17.09.06)
Uh ah, ist zwar richtig aber auch heftig geschrieben ... nun Krieg ist und bleibt im höchsten Grade unmoralisch und damit menschlich. Wir verdienen uns selbst. Grüße J.d.G.

 modernwoman meinte dazu am 17.09.06:
lieber john,
zuerst einmal danke ich dir für deinen kommentar.
heftig schreibst du - ich hätte gern heftiger geschrieben.
ich frage mich grade, ob der mensch, der versucht, seine eingeweide in den offenen bauch zurück zu schieben, es nicht auch heftig findet, dass irgendwo menschen darüber lesen und sauer sind, weil ihnen plötzlich kotzübel vom lesen wurde.
ich weiss, dass du das nicht gemeint hast mit deiinen worten, aber es gibt ne menge menschen, die wollen mord und totschlag und auf dem boden verteilte eingeweide lieber steril verpackt und süss vorgetragen von einer kommentatorin, die ihnen das mit süsslichem lächeln vorträgt, als verkaufe sie edelmarzipan.
wir verdienen uns selbst - dieser satz gefällt mir ausnehmend gut. ja, aber manche verdienen sich mehr als andere.
ganz lieber gruss an dich
conny
clownfrancesco† (59)
(19.07.07)
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 modernwoman antwortete darauf am 21.07.07:
lieber francesco,

kämpfen wir nicht alle bei kritischen texten gegen eine ästhetisierung? natürlich wollen wir einen möglichst perfekten text (perfekt in wort und reim) abliefern. gleichzeitig soll er aber auch nicht verharmlosend wirken. ein sonett beispielsweise käme für mich nie in frage, wenn es um kritische
texte geht. diese form finde ich - trotz ihrer strengen regelung - zu verspielt.

gerade bei kritischen texten ist die gradwanderung zwischen "nah beim thema", "zu schön und ästhetisch" und "pathetisch" sehr schmal. nicht immer gelingt es mir, die betroffenheit realnah an die leserschaft zu bringen. aus diesem grunde versuche ich schon seit einiger zeit meine texte audiovisuell zu gestalten.

in "die horrorvision des krieges", "schwarz, schwärzer, nazi", "under friendly fire" um nur einige zu nennen, versuche ich mit hörspielartigen szenen den inhalt meiner texte zu verstärken und die leserschaft mehr zu sensibilisieren. insgesamt gesehen habe ich an der basis - nämlich in meinem kiez - auch erfolg damit.

andererseits finde ich selbst einige texte von mir nicht so stark - eher schwach - obwohl ich die themenwahl für gut befinde, weiss allerdings nicht so genau, wie ich diese txte so umsetzen kann, dass sie wirklich stark rüberkommen. und natürlich spielen meine emotionen dabei auch eine sehr grosse rolle...

ich trinke übrigens kaffee ))

liebe grüsse zu euch und ein schönes wochenende
conny
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