Er war an so vielen Orten, aber nirgends zu Haus. Er hatte alle Länder besucht und suchte Land. Er suchte Land in seinem Innern. Das Ruhelose zwang ihn zu reisen. Aber er war müde, so müde. Er hatte fast jeden Winkel gesehn, und doch wurde er nicht fündig. Sein Gehirn war ein einziges Fotoarchiv. Hier tummelten sich Sonnenuntergänge und Morgentau, Wüstensand und Bergseen, selbst vom ewigen Eis trug er ein Bild. Alles, was das Leben zu bieten hatte, fand darin Platz. Er fühlte sich zum Bersten gefüllt mit Eindrücken in seinem Kopf, und doch so unsagbar leer im Herzen. Es schien einem Sieb ähnlich, es blieb nichts hängen, was es füllen könnte. Alles lief durch, wie in einer Sanduhr.
Nur war es nicht der Sand der lief, sondern Zeit. SEINE ZEIT!
Wenn er nur wüsste, wonach er suchte. Was ihn immer wieder auf's Neue fortzog, von dem Ort, wo er ausruhen wollte. Nur etwas verschnaufen. Er fühlte sich wie an einem Band durchs Leben gezogen. Und alles was ihm blieb, waren die Bilder jener Orte, die an ihm vorbeizogen, wie eine Landschaft, während man in einem Zug saß und aus dem Fenster schaute. So zog er von Herbst zu Frühling und von Jahr zu Jahr. Und mit jedem Winter wurde ihm kälter, und mit jedem Sommer vertrocknete mehr seine Kraft. Mittlerweile war er alt, nicht so alt wie er sich fühlte, aber doch zu alt um ohne Beschwerden weiter zu reisen. Die Beine wurden ihm schwer, und die Luft blieb ihm weg. Nur dieser verdammte Trieb zu suchen, schien in den besten Jahren zu sein, und er bezweifelte, dass so solange er leben würde, es eine Zeit gäbe, der es gelang ihm Einhalt zu gebieten. Bei Gott, wie sehr wünschte er sich endlich am Ziel zu sein, und vor allem zu wissen, was ihn wie ein Irrer durch sein ganzes Leben trieb. Müde stand er auf , hielt sich zittrig und unsicher an seinen Gehwagen fest und machte sich wieder auf den Weg...