* ROTES HAAR *

Kurzgeschichte zum Thema Begegnung

von  Borek

Die Sonne schien und ein leichter Wind berührte die Menschen die sich auf dem Fußweg bewegten. Der Lärm der Autos gehörte ebenso dazu, wie die Geräusche der Fußgänger die aneinander vorbeiglitten. Schaufenster riefen den vorübergehenden Menschen zu; schaut uns an.
Langsam schlenderte ich auf die entgegenkommenden Passanten zu, bis sie rechts oder links an mir vorbeistreiften. Hetzend, plaudernd, elegant jeder in seine Ziel vertieft. Nur ich träumte. Und dann sah ich es aufblitzen in der Sonne, das schönste Rot was ich je gesehen hatte. Die Locken flatterten leicht im Wind und die Sonnenstrahlen durchleuchteten ihr prächtiges Haar. Sie kam mir entgegen, ging langsam auf mich zu. Ein schmales graziles Gesicht schaute unter dem Rot ihrer Haare hervor. Elegant ihr Schreiten. Eine samtweiche schwarze Lederjacke umhüllte ihre schmalen Schultern und dies unterstrich noch die Farbe ihrer Haare. Ein kurzer Rock, hohe Absätze und wunderschöne Beine. Meine Schritte stockten, ich mußte einfach den Moment unserer Begegnung verzögern, genießen,  bevor ich meinem Traum gegenüber stehe. Ein vielsagendes Lächeln liegt in ihren Augen, als ob sie wüßte, die Begegnung ihres Lebens steht ihr kurz bevor. Ich möchte die Arme heben um sie zu umfangen, sie sind gebannt, erstarrt, ich stehe wie unter Hypnose. Es sind nur noch drei, nein zwei Schritte. Ich stehe wie angewurzelt, noch ein Schritt und noch ein Schritt und sie gleitet an mir vorbei. Ein Beben geht durch meinen Körper der Traum schreitet an mir vorüber. Ich falle in die Wirklichkeit.
Ich hatte es einfach vergessen, verdrängt, mein Alter.
 
Hier wäre die Geschichte eigentlich zu Ende gewesen, hätte ich mich nicht nochmals umgedreht. Wieder, wie erstarrt bemerkte ich die Kehrtwende der rothaarigen Schönheit und sah sie mit eilenden Schritten auf mich zukommen. Verdammt immer diese Fehleinbildungen, ging es mir schnell durch den Kopf. Schon stand sie vor mir, strahlend. „Herbert, bist du es?“ Ja, kam es nur stotternd aus mir heraus und schon hatte sie mich in den Arm genommen und ihre weichen Lippen streichelten meine Wange. Die Menschen auf den Fußweg verlangsamten ihre Schritte und schauten neidvoll auf mich. Der ältere Herr hat aber eine hübsche Tochter, sagten ihre Blicke.
„Ich habe kein schwarzes Haar mehr, ich habe es gefärbt“ und ein herzlich schelmenhaftes Lachen erklang aus ihr. Und da vielen mir das einzigartige Lachen, was ich je gehört hatte, wieder ein.
Sabrina.
 
 
 
 
 
Ich verbrachte vor vielen Jahren einen wunderschönen Urlaub in meinem Lieblingshotel, der Sonnenalp, im Allgäu. Wir wanderten, saßen am Schwimmbad, fuhren Rad und immer war Sabrina dabei. Jede Tour, ob Bergwanderung mit Christoph oder Wildwasserfahrt mit Werner. Bei jedem gemeinsamen Ausflug begegnete ich Sabrina. Wir saßen gemeinsam zusammen an einem Tisch zur Brotzeit mit Obstler auf den Berghütten, unterhielten uns angeregt und hatten wie alle Gruppenteilnehmer viel Spaß. Sie sah mich immer strahlend an. Abends saßen wir gemütlich in der Bar und tanzten miteinander. Sie war nett,  aber viel zu jung für mich. Wir waren Urlaubsfreunde, nicht mehr.
In einer mondhellen Nacht klopfte es heftig an meiner Tür. Ich stand auf und ging sie zu öffnen.  Vor mir stand Sabrina. Bevor ich reagieren konnte, war sie bereits unter meinen Armen durchgeschlüpft und kuschelte sich unter meine Bettdecke und sagte zu mir; „schließe nun endlich die Tür und komm zu mir.“
Es war eine Nacht die auch zu den Sternenstunden meines Lebens gehört. Ich war ihr erster Mann und Lehrmeister. Ich hatte oft an sie gedacht. Nun stand sie vor mir mit ihren unverkennbaren Lachen.
Wir hatten so ziemlich immer den gleichen Geschmack. Ambiente war wichtig. Wie konnte es anders sein,  als daß wir in dem gleichen Hotel wohnten?
Sabrina sagte nur, verdammt warum warst du gestern nicht in der Bar. Du hast mir eine Nacht gestohlen!
  Das schnellste Taxi brachte uns nicht schnell genug ins Hotel. „Warte ein paar Minuten ich mache mich schnell etwas frisch. Meine Champagnermarke Mohe Chadon hat sich immer noch nicht geändert. Da bist du schuld daran. Wer hat mir das Genießen beigebracht? Also, bestelle den Zimmerkellner bevor ich komme. Etwas Lachs oder Kaviar könnte es auch sein.
Entschuldige, ich hatte vergessen daß Du der aufmerksamste Mann in meinem Leben warst, und wahrscheinlich noch immer bist. Dabei warf sie mir einen Blick zu, der traurig wirkte, so ungefähr, Junge was hast du mit mir nur falsch gemacht.
Der Zimmerkellner rollte mit geleerten Servierwagen wieder auf den Gang, wünschte mir eine schöne Nacht, obwohl es noch Nachmittag war.
Sie kam leise.
Ein knieumspielender  schwarzer Pelzmantel unterstrich ihrer Figur, und lange schwarze Stiefel verhüllten ihre schönen Beine. Beides stand im Kontrast zu ihrem roten Haar. Hinreißend. Mit leicht, vor Erregung zitternden  Knien, stand ich in meinem Morgenmantel vor ihr und schaute sie verzaubert an. Eine verzehrende Sehnsucht überfiel mich. An daß, was nachher geschah konnte ich mich am nächsten Tag nur noch schemenhaft erinnern. Ihr Mantel viel auf den Boden. Weißes Elfenbein, samtweiches schwarzes Leder und ein roter Venushügel.  Wilde, aufbäumende Pferde stürmten über die Erde, die aufbrach und heiße Lavaströme aus ihren Lenden vergoß bis der Morgen der Zärtlichkeit erwachte.
Der Zimmerkellner der am Morgen das Frühstück brachte sah ganz erstaunt und fragte;
„sie haben doch von ihrem Kaviar und Champagner gar nichts angerührt? Haben sie keinen Besuch bekommen?“ „ Nein, ich war zu müde und bin eingeschlafen, räumen sie das Zeug ab.
Sabrina war in den frühen Morgenstunden nach Rom geflogen und ich mußte wieder nach Osten. Ein Komet ist diese Nacht vom Himmel herabgestiegen und hat meine Sehnsucht angezündet. Traurigkeit ist die Asche des Feuers die zurück blieb.

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Kommentare zu diesem Text

Amada (38)
(24.01.07)
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 Borek meinte dazu am 27.01.07:
Hallo Amada!
Die Wirklichkeit weckt dich am Morgen auf
entfliehen kannst du nicht dem Tageslauf.
Gehst du am Abend zur Ruh,
decke dich mit deinen Träumen zu.
Solange ich noch Träume von Sabrina habe,liebe Amada,habe ich auch noch Wünsche und auf diese möchte ich nicht verzichten.
Danke für Deine gedanklich anregende Stllungnahme.vlG Herbert
The_black_Death (31)
(13.02.07)
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 Borek antwortete darauf am 14.02.07:
Hallo The black Death, danke für deine gute Meinung. Meine Familie glaubt mir nicht, daß diese Geschichte von mir erfunden ist. Es stimmt nur das Hotel.Da schreibt man nun und hat hinterher Erklärungsschwierigkeiten. Schönen Gruß Borek

 Rayoluna (22.02.07)
Eine spannende Geschichte, egal, ob Wirklichkeit oder Phantasie ... du hast sie bildhaft herübergebracht! Außerdem sollte man noch träumen dürfen ... vielleicht kennst du auch den Spruch: "Wer aufhört zu träumen, hat aufgehört zu leben"!
Liebe Grüße,
Franci

 Borek schrieb daraufhin am 22.02.07:
Ja liebe Franci. Frauen haben immer Recht, und so träume ich vom rotem Haar, von verpassten Lebenssitiuationen und ich freue mich, daß es Frauen gibt wie dich. Gefühlvoll in ihren Aussagen, Probleme nicht verdrängend. und eienen klaren Menschenverstand Es ist schön, daß ich dich hier gefunden habe. Liebe Grüße Herbert
seelenliebe (52)
(24.02.07)
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 Borek äußerte darauf am 27.02.07:
Liebe Anne, du machst mich verlegen. ich danke dir für diesen wunderschönen Kommentar. Ich lade dich gern zu meiner nächsten Reise zu Vater Mond ein. Du als Prinzessin Laura und ich als Mondstrahl Tim. Ich zeige dir alle Geheimnisse des Mondes bis du wieder zur Mutter Erde zurück möchtest. Ganz liebe Grüße Herbert
Esmeralda (45)
(05.03.07)
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 Borek ergänzte dazu am 12.03.07:
Danke für deinen Kommentar, liebe Raxona.Gern habe ich dich mit meinen Flügeln in das reich der Phantasie mitgenommen. Ich hoffe es gelingt mir noch oft. Ganz liebe Grüße Herbert
Melli (36)
(07.04.07)
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 Borek meinte dazu am 08.04.07:
Danke für Deine wohltuende Meinung. Deinen letzten Satz kann ich nur voll unterstreichen. Liebe Grüße Herbert
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