Mein Hund

Erzählung zum Thema Mensch und Tier

von  Secretgardener

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Ich habe einen Hund.
„Nicht außergewöhnliches“ werden sie denken. Doch mein Hund hat eine Macke; eine, die mir ziemlich zusetzt. Mein Hund zieht nach links. Er zieht beim Laufen ein Stück nach links.

Es ist ein kleiner, schwarzer Terrier. Fragen sie mich nicht, welche Rasse genau, ich weiß es nicht. Was hätte ich auch davon, wüsste ich es?
Jedenfalls bringt mich dieser Hund, Herr Schneider, manchmal zum Verzweifeln.
Wenn ich mit ihm Gassi gehe, muss ich immer weit rechts laufen, damit er nicht aus Versehen auf die Straße läuft. Und ich muß ihn immer mal nach rechts ziehen, damit er halbwegs gerade läuft.
Am Anfang dachte ich noch, daß das wieder weggeht, wenn er größer ist. Doch mittlerweile ist er kaum größer geworden, und sein Linksdrall hat sich noch verstärkt.

Herr Schneider ist eigentlich ein lieber Hund, das macht es noch schwerer. Nicht mal richtig sauer kann man auf ihn sein dadurch. Doch einmal war ich richtig sauer auf ihn.
Es gibt da einen Freund von mir. Ich versuche es zu verstecken, doch ich habe mich wohl verliebt in ihn. Eines Tages war ich bei ihm und hatte mir vorgenommen es ihm zu sagen, denn ich war mir sicher, daß auch er mich zumindest anziehend findet.
Ich hatte mir allen Mut in diese eine Minute gepackt, mir schon die Worte in meinem Mund zurechtgelegt und wollte loslegen. Doch da fing er an wieder über Herr Schneider zu lachen, zu fragen, wo er eigentlich sei. „Bei meinem Nachbarn“ sagte ich und fügte in meinem Kopf hinzu „…der auf ihn aufpasst, weil ich Dir heute meine Liebe gestehen wollte, aber Du musstest es ja versauen. Dummer Köter“.
Ich habe mir natürlich nichts anmerken lassen, doch war tief getroffen, und ging auch recht schnell wieder los, holte Schneider beim Nachbarn ab und schlug ihn zuhause voller Wut in den Hinterleib. Seitdem humpelt er auch noch etwas. Es tat mir wirklich leid, daß ich das gemacht habe, doch ich musste es irgendwo rauslassen.
Wie er so da stand...ganz zittrig. Es tat mir wirklich leid und ich wollte ihn streicheln, es wieder gut machen, doch er ging mir nur ängstlich aus dem Weg. Mittlerweile geht es wieder, doch unser Verhältnis ist nicht mehr dasselbe. Auch allerlei Leckereien können da nichts mehr ändern.

Ich hörte einmal von einer Frau mit einem Hund, der nach rechts zog. Ich überlegte mir...wenn sich unsere Hunde kreuzen, also ob die Nachkommen wieder geradeaus laufen können.
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Anmerkung von Secretgardener:

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Achtung Baby/ Penny Lane

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Kommentare zu diesem Text


 BrigitteG (01.03.07)
Ach, schade, dass den keiner kommentiert hat (der Titel ist nicht reißerisch genug *g*). Und dabei braucht man keine Hundebesitzerin wie ich zu sein, um ihm zu mögen. Er ist gleichzeitig rührend und sachlich, so etwas mag ich. Und eigentlich will man auch lachen, aber man traut sich nicht - vielleicht passiert ja noch etwas. Gut geschrieben, finde ich. Liebe Grüße, Brigitte.

 Secretgardener meinte dazu am 02.03.07:
Ja, reißerisch ist er nicht, der Titel, aber zum "rührend-sachlichen" Stil (an dem ich mich jetzt etwas versuche) passt er bestens finde ich.
Ich bin auch keine Hundebesitzerin wie die Hauptperson ;) , so richtig geht es wohl auch nicht nur um Hunde. Mein Vater hatte damals ein, zwei Hunde. Sein Letzter wurde etwas um 15 Jahre alt, der Bennie, so ein Simulant und Schauspieler :)
Ich finde es interessant, daß man sich nicht traut zu lachen, weil etwas passieren könnte; dieses bewußte Wissen, daß plötzlich eine Wendung kommen könnte...und man hat auch etwas Mitleid mit diesem "schiefen" Tier, aber gleichzeitig stellt man es sich bildlich vor, wie er so schief läuft, und findet das schon komisch. :)
Ist Dir mal aufgefallen, daß manche (besonders kleinere) Hunde beim Rennen etwas schräg zur Rennrichtung stehen, aber trotzdem gerade laufen? (war aber nicht der Auslöser für den Text.)
Hab´ Dank für das Lob und die Empfehlung, Angelo.
(Antwort korrigiert am 02.03.2007)

 BrigitteG antwortete darauf am 02.03.07:
Manchmal könnte man sich auch denken, dass Einkaufswagen ein paar Hundegene in sich haben - ich erwische oft einen, der einen Rechts- oder Linksdrall hat - aber nie bellt er...

 Secretgardener schrieb daraufhin am 02.03.07:
Manche Menschengruppen stehen immer im Weg. Denen muß man immer ausweichen, dieses ständige Verhalten überträgt sich auf die Einkaufswagen-DNS. ganz einfach. :)
Neonschwarz (20)
(02.03.07)
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 Secretgardener äußerte darauf am 02.03.07:
Hmm, also der letzte Absatz ist vom Inhalt nebensächlich. Wichtiger ist, warum das lyrische Ich das sagte.
Herr Schneider wurde in den Zeilen vorher viel mehr fertig gemacht, das arme Tierchen. ;)
Liebe Grüße.
zackenbarsch† (74)
(02.03.07)
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 Secretgardener ergänzte dazu am 03.03.07:
Erzähler-Ich ist hier eine Frau, bei ein paar meiner Stücke ist es eine Frau, ist nur nicht immer so gut sichtbar wie hier. Kein Erzähler-Ich im Epischen, was es alles gibt. Weil es zu viele Personen dort gibt?
Das mit dem Titel sehe ich genau so, und die Erzählung selbst ist ja auch nicht aufregend oder spektakulär, das konnte ich dem Tierchen nicht zumuten. ;)
Hab´ Dank für das Lob und die Empfehlung.
Viele Grüße, Angelo.

 Janoschkus (04.03.07)
armer herr schneider...
das ende find ich witzig - es gibt immer einen gegenpart. :)
gruß Janosch

 Secretgardener meinte dazu am 04.03.07:
Genau, und wer weiß, was der durchgemacht hat ;)
Danke für´s Lesen und Grüße, Angelo.
The_black_Death (31)
(04.03.07)
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 Secretgardener meinte dazu am 04.03.07:
Sie ist zwar weniger bunt ausgefallen, als sie geplant war, aber ich mag sie auch.
Viele Grüße.
Traumfängerin (23)
(04.03.07)
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 Secretgardener meinte dazu am 04.03.07:
Hoppsala, ist mir da ein trockener Unterton reingerutscht? Das ist diese Erzählerin gewesen, alleine was sie sonst noch mit dem Hund macht, das wollt ihr gar nicht wissen, glaubt mir, Frauen... ;)
Lieben Dank für das Kompliment und die Empfehlungen.
Viele Grüße, Angelo.
Werefrog (22)
(08.03.07)
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 Secretgardener meinte dazu am 08.03.07:
Erstmal vielen Dank für die Empfehlung und das Lob.
Kritik wird schon genommen, "sandburgenbauend" ist jedoch komplett verschenkt, von daher darf ich da nicht mehr ran ;)
Und ansonsten bin ich mit größeren Überarbeitungen etwas faul und schließe auch schnell mit einem Text ab. Text geschrieben, Rechtschreib- und Flüchtigkeitsfehler entfernt und dann hat sich die Sache mit dem dran-arbeiten. Sonst müßte man wohl auch ewig daran arbeiten und so ein Text ist auch Ausdruck einer Zeit und Situation/Stimmung, das würde verlorengehen.
Ich zeige auch Texte niemals vor Fertigstellung. Ich lasse mir einfach ungerne reinreden, auch, wenn manchmal das Ergebnis etwas drunter leidet. Aber hin und wieder kam es vor, daß ich Kritik annahm; damals... ;)
Danke und viele Grüße, Angelo.
Werefrog (22) meinte dazu am 08.03.07:
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 Manitas (10.03.07)
witzige Geschichte irgendwie, aber gemein isses....der arme Hund!

 Secretgardener meinte dazu am 10.03.07:
Ja, der Hund kann einem schon leid tun, er hat auch immer mehr Macken. Aber Beschwerden bitte der Besitzerin abgeben! ;)
Graeculus (69)
(26.11.17)
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 Secretgardener meinte dazu am 26.11.17:
Habe ich.
Es ist schon so gedacht, wie es da steht. Die "sie"s setze ich so, wie es die Beziehung verlangt...
Aber groß geschrieben gehört auseinander. ;)
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