Erfüllung

Kurzgeschichte zum Thema Liebe und Sehnsucht

von  Ganna

Die sonne legt sich auf die berge, beugt sich weit, hinunter. Berge hinter berge bergen, blau verschleiert schwinden sie einer sich hinter dem anderen deckend.
Rot sinkt.

Schwere stille senkt sich hernieder, undurchdringlich dickicht verdüstert sich und ein vogel nach dem anderen verstummt, so dass das murmeln des baches den berg heraufkriecht, höher, langsam, bis es die hütte erreicht, die schwelle überschreitet und in ihre ohren tropft. Unaufhörlich sprechen blasen im wasser, knallen wie kleine zerplatzende kaugummis in ihr hirn. Nichts regt sich. Ganz dem dunkel hingegeben lauscht sie dem klang der einsamkeit, verweilt darin, wo kein entrinnen. Spinnen knistern die wand entlang, dehnen feine seile. Staub rieselt behutsam, häuft sich unbemerkt und graut haare.

Zitternd sitzt sie. Alles wählen hob sich nun auf. Reste kümmern in den ecken. Angst nicht hinschauen lassen. Blicke streichen in mauern hinein, suchen überlebte stunden, finden wege zwischen zeiten und eilen nicht gehalten vorbei. Vorbei. Nun, endlich, ist sie alt geworden. Unvorstellbar vergangen die vielen zeitenräume, abgelebt wie abgestorben. Allein gelassen.

Einsamkeit atmet auf mauerwände gehaucht. Sie lässt hände bebend in fugen greifen, finger auf und ab gleiten durch magere ritzen, kuppen feuchtigkeit bemerken, nahrung nach gestrichner zärtlichkeit suchend sich dem körnigen drängen darbieten. Nägel brechen.
Splittern. Frakturen bleiben peinvoll stechen rinnt hinab in des seele tiefe bohrend ein ins fleisch wachsen sich zum grauen und machen unbehagen.
Auf ihrem dünnen hals hängt ein wacklig magerer kopf, wankelt fein in leichten stößen unverlässlich, weiß nicht was er morgen tut, auch heute ist vergangen. Pupillen liegen in schlammigen teichen, die einmal weiß gewesen, blicken an welt vorbei in finsternis, umgeben von knittrigen tälern, winzige vielecke flecken braun. Runzeln furchen das gesicht, machen junge haut vergessen wie nie da gewesen. Alt.

Haare schüttern fahrig hinunter, schüttern immer voll klebrig dicker soße läuft die nase, wasserreiche bäche nässen augen tränenreich. Ganze ozeane blinden eine sicht.
Falten halten nicht, haften den hals krumm. Lassen unsicher vermuten, verletzliche wunden klaffen offen bis ins tiefe herz hinab, nicht verwachsen, nicht verkrustet, schmerzhaft zu sehen. Zeugen wie familienfotos. Glaubhaft nicht, wo stille dröhnt, leben noch bewohnt sich äußern will. Alles sich vergebens denkt. Haltlos verlassen wo früher gesammen war und ohne hoffen.
Dass sie ihn verloren hat bekümmert ihr durch eingeweide. Gefühl kriecht ihr aus dem bauch durch die rippen drängt nach oben durch die brust. Klagen weben dunst herauf zur kehle, verkrampft sich hart im wehren. Schmerzen mehren ungewünscht immerfort aus tiefem grund, dichten sich zu klumpen, schweren höhlen im gedärm, ziehen durch das blut, machen erstarren, werden steif und ungebrechlich, krallen sich in adern fest, reißen ein und blauen. Einsamkeit ohne dämmerschein.
Ihr sehnen bis zum himmel dehnt sich hoffnungslos verloren. Sammelt ihre hirne um das herz presse sie zusammen zwänge sich dazwischen.
Dass sie ihn verloren hat, unwandelbares ging, festgeglaubtes wich, qual zurück ließ und sie nicht entrinnen kann. Herz lähmt schauderhaft im erinnern seines körpers scham, will sich ducken dumpf, zucken im erschauern, kann nicht fort entfliehen. Zurückgelassen im begreifen entsetzt sich seiner furcht. Glieder zucken sich hin. Gedanken häufen worte, satzgefüge engen sich im geiste. Entsinnen wie küsse sich auf worte legen, hauchend sie berühren und die lippen schwängern. Fruchtbarkeit entflogen fort.
Nach unten zerrt ins uferlose seine haut sie ab, fetzen kleben streicheln fort, lassen sich nicht lösen fesseln sie nun ewiglich. Wiederholungen wiederholen sich unaufhörlich zeitlos immerdar. Bestehen.
Ohne ton kreist sein sprechen in zwischen zeiten. Drehe kreischen immerschnell spiralen um die ohren seiner stimme springen hell durch ihre zellen bringen singen sonderbar und klingen fort bis morgen, hallen echomelodien.
Innen seine wärme spüren bis sie längst vergangen. Fortgegangen. Ohne trost. Schreie steigen in die luft, kratzen himmel auf und lassen ihn dann bluten. Leeren langsam alles aus setzen sich zum sterben. Leere zieht sich in die ferne hin, will nicht mehr gesehen, starrt dort in das eigne grab und hat sich schon vergessen. Weiter sucht erinnerung, sehnt empor zum himmel. Sterne klaren um den mond und stillen nicht die ruhe. Kalt.


Wie schall klimmt das morgenlicht über bergenkämme sticht und bricht der sonnenstrahl in tränenträume, reißt sie auf merksam. Sonnen spielen unterm firmament, lassen sterne greifen nach der nacht ein letztes mal. Durch milchige stille flüstern vögel allmählich herauf steigen hoch zu hellem klang empor. Lichtungen füllen sich golden atmen warmen blumenduft. Blütenknospen wippen, öffnen herzen bieten sich dem alltag.
Langsam leichtern sich gedanken, heben sich gemüt verströmen sanft und zögerlich im nebel. Zellen lösen sich, dünnen luft, schuppen trocknen und fallen einander fort. Ihr körper welkt lässt haut zurück wie weiße asche fallen.
Sein aus hauchen endlich hin wo er weilet. Seele fallen lassen gesogen vom sein gelöst hingegeben sich mit seiner eint. Sterbend sich vom leben lösen in die einigkeit. Verschmelzend himmelwärts vereint.
Weiter schwingen flügelschlag liebliches geläute leise durch die lüfte schwebt, zarter fäden liebe webt. Immerfort.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram