Schnee
Kurzgeschichte zum Thema Katastrophen
von Ganna
Langsam wird sie wach. Nach und nach taucht das Bewusstsein aus unergründlichen Tiefen auf, während bizarre Träume sich aus ihrem Kopf lösen und ins Vergessen sinken. Sie dehnt ihre Glieder bis die Sehnen sich zerren und fast schmerzen, streckt den linken Arm unter der Bettdecke hervor, dann den rechten.
Mit einem plötzlichen Ruck wirft sie sich herum aus dem Bett heraus und steht vor dem Fenster. Ihr lang gestreckter Zeigefinger schiebt sich zwischen die Vorhänge und zieht diese vorsichtig auseinander. Sie blickt durch den Spalt auf eine weiße Landschaft.
Bis zum Horizont erstreckt sich Weiß, ergeht sich zuerst über sanfte Ebenen, steigt dann mäßig die Hügel hinauf, um dann steiler sich an Berge zu heften, auch den Wald einzuhüllen bis zum Schneehimmel nach oben, aus dem unablässig Schnee in Flocken fällt.
Eigentlich war Sonne angesagt, denkt sie, eigentlich war gestern schon Sonne angesagt und blauer Himmel, eigentlich schon vorgestern Tauwetter und Frühlingstemperaturen. Nichts von alledem. Auch für morgen sagten sie Sonne an und für Übermorgen auch und nächste Woche wollte sie Zwiebeln pflanzen und Möhren säen.
Die Meteorologen wissen sich nicht anders zu helfen, denkt sie, sie tun es, um nicht der Hoffnungslosigkeit zu verfallen. Dann zieht sie sich, wie schon seit Monaten, die Winterwäsche an, steigt in die Schneeschutzklamotten und Schneeschuhe. Langsam geht sie die Treppe hinunter, greift zum Scheeschieber und beginnt, das weiße Zeugs auf Haufen zu schieben. Links nebenan der Nachbar hat ein Schneeräumgerät, mit welchem er seine Straßenfläche schon genauestens bis zur Grundtsücksgrenze vom Schnee räumte und alles auf Haufen pustete. Allerdings deckten neue Flocken sofort den Asphalt wieder zu, so dass sein Gehsteig nur über eine weniger starke Schneebedeckung verfügt, wie der Weg vor ihrem Haus.
Sie schiebt neuen Schnee zu alten Haufen, türmt ihn auf hoch und höher und es hat doch keinen Zweck, die Straße ist nicht frei zu bekommen.
Nach einer Weile hat sie das Gefühl, sie hat ihre Pflicht nun gut erfüllt und kann die Straße und den Schnee und die Leute,die sich noch vor die Tür wagen, sich selbst überlassen. Sie begibt sich wieder ins Warme. Wenn es weiter so schneit, geht ihr Petroleum zur Neige, noch bevor der Frühling beginnt. Dann kommt sie doch nicht mit ihren Vorräten hin. Im Supermarkt ging es längst aus, an der Tankstelle war Petroleum schon seit Weihnachten nicht mehr zu haben. Aber irgendwann muss es doch einmal aufhören mit der Kälte.
Seit gestern gibt es keinen Strom mehr, auch das Wasser läuft nun nicht mehr. Natürlich öffnet nun auch der Supermarkt nicht mehr und die Tankstelle, Post und Bank. Zum Kochen nimmt sie Schnee und taut ihn für die Toilette im Eimer. Nur gut, dass sie Kerzenlicht liebt und einen Vorrat von Zierkerzen zu Hause hat. Sie konnte schon dem Nachbarn damit helfen. Nur gut, dass sie gesund ist, denkt sie und weder schwanger noch zuckerkrank.
Seit Wochen schon versprechen sie den Frühling, nähren Hoffnung auf Narzissen. Vor einigen Tagen brach ihr Gewächshaus unter der Schneelast zusammen. Sie wollte noch hinaus, mit dem alten Rechen es vom Weiß befreien, doch es war zu spät, zu lange zögerte sie. Nun gibt es keinen Grund mehr, den Weg in den Garten freizuhalten. Nicht mehr sichtbar liegt er unter der weißen Masse. Im Nachbarort begrub der einstürzende Schafstall viele Tiere unter sich. Futter hatten sie sowieso schon nicht mehr. Die erfrierenden Obdachlosen werden nicht mehr gezählt.
Auch ihr Haus ächzt bedenklich, das Dach ist nicht für solche Last gerüstet, aber welches Dach ist das schon. Die Mauer zum Garten nach hinten zeigt schon Risse und Feuchtigkeit dringt ein, ins Gästezimmer traut sie sich nicht mehr. Weiter unten in der Straße zogen zwei Familien in die öffentliche Notunterkunft, die die Sadt einrichtete. Doch niemand weiß, wie lange diese sich halten können, auch dort fehlt der Strom und die Lebensmittellieferungen kommen nicht durch den Schnee.
Weil ihr nichts anderes einfällt, setzt sie sich hin zu beten...fest an eine Sonne denken...eine warme...heiße strahlende Sonne...
Mit einem plötzlichen Ruck wirft sie sich herum aus dem Bett heraus und steht vor dem Fenster. Ihr lang gestreckter Zeigefinger schiebt sich zwischen die Vorhänge und zieht diese vorsichtig auseinander. Sie blickt durch den Spalt auf eine weiße Landschaft.
Bis zum Horizont erstreckt sich Weiß, ergeht sich zuerst über sanfte Ebenen, steigt dann mäßig die Hügel hinauf, um dann steiler sich an Berge zu heften, auch den Wald einzuhüllen bis zum Schneehimmel nach oben, aus dem unablässig Schnee in Flocken fällt.
Eigentlich war Sonne angesagt, denkt sie, eigentlich war gestern schon Sonne angesagt und blauer Himmel, eigentlich schon vorgestern Tauwetter und Frühlingstemperaturen. Nichts von alledem. Auch für morgen sagten sie Sonne an und für Übermorgen auch und nächste Woche wollte sie Zwiebeln pflanzen und Möhren säen.
Die Meteorologen wissen sich nicht anders zu helfen, denkt sie, sie tun es, um nicht der Hoffnungslosigkeit zu verfallen. Dann zieht sie sich, wie schon seit Monaten, die Winterwäsche an, steigt in die Schneeschutzklamotten und Schneeschuhe. Langsam geht sie die Treppe hinunter, greift zum Scheeschieber und beginnt, das weiße Zeugs auf Haufen zu schieben. Links nebenan der Nachbar hat ein Schneeräumgerät, mit welchem er seine Straßenfläche schon genauestens bis zur Grundtsücksgrenze vom Schnee räumte und alles auf Haufen pustete. Allerdings deckten neue Flocken sofort den Asphalt wieder zu, so dass sein Gehsteig nur über eine weniger starke Schneebedeckung verfügt, wie der Weg vor ihrem Haus.
Sie schiebt neuen Schnee zu alten Haufen, türmt ihn auf hoch und höher und es hat doch keinen Zweck, die Straße ist nicht frei zu bekommen.
Nach einer Weile hat sie das Gefühl, sie hat ihre Pflicht nun gut erfüllt und kann die Straße und den Schnee und die Leute,die sich noch vor die Tür wagen, sich selbst überlassen. Sie begibt sich wieder ins Warme. Wenn es weiter so schneit, geht ihr Petroleum zur Neige, noch bevor der Frühling beginnt. Dann kommt sie doch nicht mit ihren Vorräten hin. Im Supermarkt ging es längst aus, an der Tankstelle war Petroleum schon seit Weihnachten nicht mehr zu haben. Aber irgendwann muss es doch einmal aufhören mit der Kälte.
Seit gestern gibt es keinen Strom mehr, auch das Wasser läuft nun nicht mehr. Natürlich öffnet nun auch der Supermarkt nicht mehr und die Tankstelle, Post und Bank. Zum Kochen nimmt sie Schnee und taut ihn für die Toilette im Eimer. Nur gut, dass sie Kerzenlicht liebt und einen Vorrat von Zierkerzen zu Hause hat. Sie konnte schon dem Nachbarn damit helfen. Nur gut, dass sie gesund ist, denkt sie und weder schwanger noch zuckerkrank.
Seit Wochen schon versprechen sie den Frühling, nähren Hoffnung auf Narzissen. Vor einigen Tagen brach ihr Gewächshaus unter der Schneelast zusammen. Sie wollte noch hinaus, mit dem alten Rechen es vom Weiß befreien, doch es war zu spät, zu lange zögerte sie. Nun gibt es keinen Grund mehr, den Weg in den Garten freizuhalten. Nicht mehr sichtbar liegt er unter der weißen Masse. Im Nachbarort begrub der einstürzende Schafstall viele Tiere unter sich. Futter hatten sie sowieso schon nicht mehr. Die erfrierenden Obdachlosen werden nicht mehr gezählt.
Auch ihr Haus ächzt bedenklich, das Dach ist nicht für solche Last gerüstet, aber welches Dach ist das schon. Die Mauer zum Garten nach hinten zeigt schon Risse und Feuchtigkeit dringt ein, ins Gästezimmer traut sie sich nicht mehr. Weiter unten in der Straße zogen zwei Familien in die öffentliche Notunterkunft, die die Sadt einrichtete. Doch niemand weiß, wie lange diese sich halten können, auch dort fehlt der Strom und die Lebensmittellieferungen kommen nicht durch den Schnee.
Weil ihr nichts anderes einfällt, setzt sie sich hin zu beten...fest an eine Sonne denken...eine warme...heiße strahlende Sonne...