"Eissturm" oder "Ich bin schon wieder Jacks..."

Text zum Thema Melancholie

von  bluedotexec

Brennend wie ein Eissturm bohrt sich eine herrlich schmerzende Erkenntnis in meinen Kopf. Ich habe gerade die schönste Frau der Welt gefickt. Von vorne, von hinten, mal oben, mal unten. Während wir in einem bunten Wirbel aus Farben miteinander vögelten, verliebte ich mich in einen Engel. In den Engel. Den Engel, der mich gerade ritt.
Wer ich bin?
Ich bin Jacks zu schnell getroffene Entscheidung. Ich bin Jacks von blanker Gier vernebelter Verstand.
Aber wenn ich zwischen Spätnachmittag und Nacht vor mich hin vegetiere, bin ich der misslungene Versuch eines Psychiaters. Studium versaut. Ich leite Selbsthilfegruppen. Im Moment - um das leidige Thema (und diesen Text) zu beschneiden und mich verbaler Frigidität zu bedienen - eine AIDS-Truppe. Ulrike. Albert. Isabelle. Heinz. Und Mireila. Im Moment nur diese fünf. Ulrike ist eine feministische Schlampe, die dieses und das Attribut "männerfeindlich" nur missbraucht. Kein Schwanz in dieser Stadt kennt Ulrike nicht. Frauenrechte, pah! Sie ist 29. Albert ist homosexuell, das erklärt eigentlich alles. Isabelle hat den Virus von Papi. Seit sie 13 ist, also 7 Jahre, wird sie von allen Männern in ihrer Sippe in den Arsch gefickt und muss es grinsend ertragen. Ihr einziger bissiger Trost ist, dass alle ihrer verdammten Brüder elendig verrecken werden. Möge deren Agonie ewig währen. Heinz wurde fälschlicherweise eine infizierte BLutkonserve gegeben. Ganz besondere Ärzte. Mireila ist eine Ex-Prostituierte, nur Gott allein kennt ihren Henker.

Ich war heute in der Kneipe. Tequila und Bier gegen vier Stunden rhetorisches AIDS. Und dann mein Engel. Vom Alkohol verschleiert aufs Zimmer, zum ersten Mal seit vier Monaten Sex. Nach einer ganzen Nacht voll Liebe muss ich erkennen, dass es schon nach 15 Minuten wirklich Liebe war.
Und jetzt rolle ich von meinem gottgleichen Wesen herunter.
Ihnen sollte die Moral dieses Textes klar sein. Seit dem Wechsel von Liebesnacht zu AIDS und wieder zurück.
Ihnen sollte der Grund für meinen Zynismus klar sein. Für den Spott in meiner Stimme gegenüber meinen Patienten. So überdeckt der schlechte Verlierer die schmerzende Wahrheit, damit niemand seine Einsicht sieht.
Ich habe meine eigene Nemesis gelehrt, mit ihrem Richtschwert zu leben.
Angst nicht.
Ich klettere wieder auf. Point of no return ist erreicht.
Weiter gehts. Jetzt wird meinesgleichen gefickt!
Ihr Name ist Mireila.
Und jetzt Engel. Lösch den Albtraum in uns ein für alle Mal aus. Abzug.


Anmerkung von bluedotexec:

So schnell kann's gehen.

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Kommentare zu diesem Text

Grufti.Ente (28)
(29.10.07)
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 bluedotexec meinte dazu am 31.10.07:
hmm... zu dem anfang inspirierte mich der erzählstil der klassischen "film noir"... so wie sin city. aber das ende... ist von einem freund bei der feuerwehr... ein altes ehepaar hatte sich vor einen güterzug gestellt, um im tode vereint zu sein... ist ein interessantes gefühl, darüber nachzudenken.
liebe grüße,
patrick
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