Munka

Kurzgeschichte zum Thema Neuanfang/ -orientierung

von  rebell91

Als ich heute morgen aufwachte, saßt du auf meiner Deckenlampe und fandest es unheimlich lustig, darauf hin und her zu schaukeln.
Dass ich es nicht sehr lustig fand, merktest du spätestens als ich eines meiner Kissen nach dir warf und dich somit zum Rückzug zwang.
Ich fiel zurück auf mein Bett und lauschte auf dein Flügelschlagen, dass sich von der Küche nun wieder ins Schlafzimmer bewegte, weil du beeidigt heraus geflogen warst.
“Munka!”, rief ich schlaftrunken in Richtung Tür. “Sei nicht eingeschnappt. Komm her.”
Durch die Tür kam ein helles Licht und flog Kreise unter der Decke. Es landete auf meinem Bauch und fing an mich zu kitzeln.
“Munka, lass das.” ,befahl ich grinsend.
Der Engel, oder das was ich vorziehe: Die Engelin, war sehr plötzlich in mein Leben gekommen.
Es war ein Tag wie jeder andere, als ich beschloss mein Leben zu beenden. Ich stand auf dem weißen Geländer, als sich plötzlich die Sonne bewegte und mich mit gleißendem Licht blendete. Deswegen fiel ich rückwärts wieder zurück auf die Dachterrasse. Anfangs war ich darüber nicht sehr begeistert.
“Zu blöd zum sterben!”, fauchte ich mich an. Dann sah ich wie über mir immer noch das helle Licht schwebte und sich schließlich in meiner ausgestreckten Hand niederließ. Ich kann nicht genau definieren was es war. Ich beschloss es zu einem Engel zu machen und steckte es in eine meiner Taschen.
Zu Hause flogst du erst einmal wild durch meine Wohnung und ich musste lachen als du gegen den Spiegel knalltest.
Ich suchte nach einem Namen für meinen Engel. Da ich so gut wie tot gewesen wäre, taufte ich es Munkar. Weil es aber bei mir war, Tag und Nacht, beschloss ich es weiblich sein zu lassen, Munka zu nennen. Munka hatte nichts dagegen. Namen waren ihr egal. Mir war die Vorstellung, dass mich eine Engelin beim Duschen sah, wesentlich angenehmer, als die, in welcher deren männlichen Artgenossen auftauchten.
Ich hatte sehr viel Spaß mit Munka. Die Leute nahmen sie nicht wahr, für sie war Munka die Spiegelung von Licht, die sie in den Augen blendete.
Munka aß nicht, Munka trank nicht. Sie war einfach da.
Manchmal pustete ich sie an und ein glänzender Staub fiel auf den Boden, der bald darauf verschwand.
Manchmal las ich ihr aus Büchern vor, manchmal gingen wir ins Kino.
Ich weiß nicht, ob Munka jemals schlief. Manchmal war ihr Licht nicht ganz so hell. Vielleicht war sie traurig. Ich wusste nicht woher sie kam, vielleicht hatte sie Heimweh. Dann löschte ich das Licht und zündete ein paar Kerzen an, die so leuchteten wie sie. Sie flog um die Flammen und nahm sie mit in die Luft, sie spielte mit ihnen, bis sie erloschen und Munka das einzige Licht im Raum war. Dann leuchtete sie ganz hell und ich glaubte, sie leise kichern zu hören.
Meine Wenigkeit betrachtete dieses Schauspiel sehr gerne und interessiert.
Ich fing an Munka zu lieben. Ich sorgte mich um sie und spielte mit ihr. Ich las ihr noch mehr Geschichten vor und erzählte ihr irgendwelche Dinge, die mir gerade so im Kopf umherspukten.
Munka erzählte auch. Und ich verstand.

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Kommentare zu diesem Text


 SimpleSteffi (29.12.07)
Eine wirklich gelungene, märchenhafte Geschichte! Nur ganz am Anfang fehlt mir die Erklärung, warum Munkas Schaukeln für die Protagonistin nicht so lustig ist. Quietscht´s? Nervt´s auf andere Weise? Eine schöne Vorstellung, wie sich ein kicherndes Munka am Kerzenschein labt ...

liebe Grüße,
Steffi

 rebell91 meinte dazu am 29.12.07:
es quietscht und nervt. es macht sie wahnsinnig so geweckt zu werden ;)
dankeschön :)
lg,rebellin
The_black_Death (31)
(17.01.08)
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 rebell91 antwortete darauf am 17.01.08:
danke :) das freut mich sehr.
liebe grüße, rebellin.
Darius_Kurfenstein (29)
(04.02.08)
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 rebell91 schrieb daraufhin am 04.02.08:
ja. :) danke, dass du dich drauf eingelassen hast ;)
ganz liebe grüße zurück :)
susi
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