17. Oktober : ¿Quieres una habitación?

Tagebuch

von  Raggiodisole

Um 6:45 Uhr raus aus den Federn, den Rucksack gepackt und eine Bar suchen. Die Aussicht auf drei Stunden Busfahrt ohne Frühstück lässt nicht nur Gitti erschaudern. Vis a Vis der Bushaltestelle hat schon eine Bar auf und es sind schon andere Pilger da. Der Wirt spricht Deutsch und sagt uns, dass um 8 Uhr auch schon ein Bus nach Santiago fährt, zwar mit Umsteigen in Muros so wie gestern, aber er sei schneller. Also beeilen wir uns, sprinten zur Bushaltestelle, aber der Busfahrer sagt uns dann, wir sollen den späteren Bus nehmen. Wir sind in Spanien!!!
Ach ja, es regnet und die Luftfeuchtigkeit ist irre hoch – Gift für meine Bronchien.
Um 11:45 Uhr erreichen wir Santiago. Die Herberge am Standrand, in der wir heute eigentlich übernachten wollten, öffnet erst um 16 Uhr. Also überschlagen wir kurz unsere Finanzen und fahren in die Stadt. Die Zimmersuche ist nicht einfacher als vor zwei Tagen, es kommen immer noch viele Pilger in Santiago an.
Wir marschieren zur Kathedrale und versuchen ein „Caminowunder“ herbei zu wünschen: eine Frau auf dem Platz vor der Kathedrale, die uns ein Privatzimmer anbietet. Natürlich  wissen wir aus unserem Pilgerführer, dass es Frauen gibt, die den Pilgern vor der Kathedrale solche privaten Unterkünfte anbieten. Aber da Wunder besteht ja darin, dass solche Frauen im richtigen Moment auftauchen. Und es ist auch so. Keine zwei Minuten stehen wir auf der Plaza do Obradoiro spricht uns schon eine Frau an.“ ¿Queres una habitación?“
fragt sie, „brauchen sie ein Zimmer? „ Der Preis ist ok, die Lage auch recht zentral, also schaun wir uns das Zimmer an – und sind begeistert. Nett eingerichtet und sauber. Wir möchten aber noch einmal zur Kathedrale, Pilgerbekannte suchen. Ich wünsch mir sehr, Ernst aus Regensburg noch einmal zu sehen. Und wer steht vor der Kathedrale? Richtig, wieder ein Caminowunsch in Erfüllung gegangen. Ernst ist gerade eingetroffen. Wir umarmen uns und drücken uns ganz fest. Ich gratulier ihm auch zum Geburtstag. Er macht sich auf die Suche nach einem Schlafplatz und wir schlendern noch ein wenig durch die Stadt. Dann machen wir Siesta, ganz wie die Spanier. Gitti macht Rucksackinventur, ich schlafe ein wenig. Dieses Bummeln ist fast anstrengender als ein täglicher Marsch von 6 bis 7 Stunden.
Wieder zieht es uns hinaus, diesmal aber zur „Casa Manolo“, das ist ein Insidertipp unter Pilgern. Bei Manolo gibt es das beste Pilgermenü in ganz Spanien. Aber genau das ist das Problem. In Spanien gibt es vor 20 Uhr kein Abendessen und wir müssen unverrichteter Dinge und vor allen hungrig weiter. Was soll’s, wir werden schon was finden. Wen wir finden, das sind die Waldviertler, die gestern in Santiago angekommen sind. Umarmungen und ein kleiner Plausch müssen einfach sein.
Das Abendessen wird schließlich wieder ein Kebab und dann gehen wir zurück zu unserem Zimmer. Wir packen den Rucksack reisefertig, denn morgen geht es Richtung Heimat. Bevor wir um 14:10 Uhr zum Flughafen fahren, wollen wir noch zur Pilgermesse in die Kathedrale.
Unsere Señora sagt, es sei zu Fuß ca. eine Viertelstunde zum Busbahnhof, also werden wir laufen. Ist ja ein Klacks im Vergleich zu 20 bis 25 km durchschnittlicher Tagesleistung, oder???

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