Katastrophenfilme

Satire zum Thema Katastrophen

von  JoBo72

Das Genre des Katastrophenfilms erfreut sich ungebrochener Beliebtheit. Wir alle kennen Katastrophenfilme à la Hollywood, deren Handlungsverlauf in etwa so ist:

1. Etwas (i.d.R. Außerirdisches) droht, die Erde zu zerstören. 2. Eine junge, hübsche Journalistin, die privat Probleme mit ihrem heroinsüchtigen Großneffen hat, kommt dahinter und informiert die Öffentlichkeit (Keiner glaubt ihr - Frau!). 3. Die Bedrohung nimmt zu. 4. „Oh, mein Gott, rufen sie den Präsidenten!“ 5. Die US-Streitkräfte retten den Planeten. 6. Bei der Rettungsaktion kommen extrem teure Computeranimationen zum Einsatz, die pickelige Praktikanten in Nachtarbeit bei Dosenbier und „Pizza mista“ (nimm zwei, zahl eine) programmiert haben. 7. Bei der Rettungsaktion opfert sich einer der Soldaten (Tom Cruise). 8. Die Frau des sich opfernden Soldaten steht mit dem 2jährigen Kind im Arm umgeben von ranghohen Militärs auf der Kommandobrücke und weint. 9. Einer der Militärs legt ihr väterlich die Hand auf die Schulter und sagt: „Sie können stolz sein auf ihren Mann.“ 10. Die Frau sagt nicht etwa: „Leck mich am Arsch!“, sondern dreht ihm langsam den Kopf zu und nickt bedächtig. 11. Der Präsident heiratet die Journalistin. 12. Der Kinobesucher verlässt –zielgerichtet konditioniert - den Saal mit dem Gedanken: „Wozu brauchen wir die UNO? Bei diesem Präsidenten!“

Wie gesagt, das kennen wir. Was wir vielleicht noch nicht kennen, sind Katastrophenfilme, die in aufstrebenden lateinamerikanischen Produktionsfirmen entstanden sind. Zugegeben: Es gibt sie nicht. Aber wenn es sie gäbe, sähen sie wohl so aus:

1. Etwas (i.d.R. Außerirdisches) droht, die Erde zu zerstören. 2. Eine junge, hübsche Journalistin kann leider nicht dahinter kommen, weil sie bei ihren fünf Nebenjobs als Kellnerin, Rezeptionistin, Englisch-Lehrerin, Bar-Frau und Verfassungsrichterin keine Zeit für Recherchen hat. Sie geht mit einem Bericht über die Luftverschmutzung in Lima an die Öffentlichkeit (Keiner glaubt ihr - Frau!). 3. Die Bedrohung nimmt zu. 4. „Oh, mein Gott, rufen sie den Präsidenten!“ 5. Der Präsident ist nicht da, die Streitkräfte auch nicht. Die Soldaten, die nicht im Urlaub sind, bereiten gerade einen Putsch vor oder kämpfen gegen die Soldaten eines anderen Landes um ein paar Quadratkilometer Regenwald. 6. Für die Rettungsaktion werden Guerilleros (Kolumbien) vorbereitet, die sich aber nicht auf einen Anführer (Commandante) einigen können. 7. Die Außerirdischen landen auf der Erde zerstören Nordamerika, Europa und Japan. 8. In Lateinamerika bleiben die Touristen aus. 9. Die Jounalistin hat endlich Zeit, ihrer Arbeit nachzugehen. 10. Anstelle der Touristen kommen die Außerirdischen nach Lateinamerika, was aufgrund der Verhaltenskongruenz zunächst nicht weiter auffällt („You want a Dollar? Show me your tits and I give you ten!“). 11. Die Journalistin muss wieder an die Bar und stellt sich die Sinnfrage („Dafür hab’ ich Habermas gelesen!? Auf deutsch!“), während die Außerirdischen das Chaos in dem jüngst eroberten Gebiet zunehmend problematisieren („Noch nicht mal Klopapier!“ – „Und dann die Luft – meine Güte!“). Sie schnappen sich ein paar Frauen und Salsa-CDs und verschwinden wieder. Der Planet ist gerettet. 12. Der Kinobesucher verlässt – zwar nicht zielgerichtet, aber dennoch konditioniert - den Saal mit dem Gedanken: „Wozu brauchen wir die UNO? Bei diesen Außerirdischen!“

Na dann, viel Spaß im Kino Ihrer Wahl!

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Kommentare zu diesem Text

Beasty (42)
(16.03.08)
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