Vom Lustprinzip des Seelenschmerzes

Innerer Monolog zum Thema Ausbrechen

von  Mondsichel

Wenn Du wüsstest wie sehr ich es genieße Dich leiden zu sehen, Mensch, der Du einst Teil dieser Welten warst und nun nur noch Schatten der Worte bist, welche ständig sich brennend auf die gespaltene Zunge Deiner armseligen Selbst legen und den Boden begierig lecken, auf dem ich des Einsten gegangen bin. Bist nicht mehr König, doch bin ich noch immer Deine anbetungswürdige Göttin, obwohl mein Segen für Dich nur noch aus einem von Leere erfülltem Angesichte besteht. So bin ich unsichtbar für Dich auf Pilgerschaft mit der Zeit, um zu finden, wonach mein innerstes Seelenkind schon seit Äonen bestrebt existierte, doch an Deinen Thron gekettet sich niemals gewagt hatte.

Du nennst mich bei jenen Namen die ich schon längst vergessen habe, ach wie sehr genieß ich doch Dein verzweifeltes Jaulen gleich einem Kojoten. Einem tollwütigen Tiere gleich, welches in stiller Flur nach den schwachen Leibern der willigen Diener des Lebens giert, welche da tragen des Unwissens weißes Kleid. Du gedenkst mit Deinem Geifer die Reinheit zu beschmutzen und die treuen Seelen, offenbar zu Deiner Leibspeise erkoren, sich nur mühsam windend aus Deinen Pranken schlängeln. Sie können nicht mehr ertragen Deine Wolfstränen, oh Hirte, Dein Stab zerbrochen am Boden liegt. Egal wie dumm und willenlos der Seelen Schafsfell Dir auch erscheinen mag, es ist der Schakal der aus ihren Augen zu Dir spricht.

Ruhend wie ein Wanderer, der in freier Natur sein Abendmahle zu sich nimmt, nähre ich mich langsam und doch beständig von dem Untergang Deiner Sonne. Die Kraft, die Du im stetigen Rennen um Deinen Schatten verschwendest, spür’ ich auf nackter Haut, gleich lustvoll prickelndem Schaume des Weines. Würd’ mit Dir anstoßen, doch viel zu schade auch nur einen Tropfen Energie zu verschwenden. So offenbare ich Dir nur ein ruhiges Meere aus stillem Akzeptieren und beobachte Dich. Oh Mensch, ich tanze mit Dir, doch viel zu rasch als Dein Aug’ mich erblicken könnt’. Und ich erkenne, dass Deine Worte noch immer schneller sind, als ein Funke der Vernunft Dein Denkzentrum erreichen könnte.

Verblendet hast Du Deine Sicht am gar grellen Sternenhimmel Deiner eigenen Lügen, jede Einzelne von ihnen ist mir ein Schwerthieb auf ungeschütztem Leibe gewesen. Doch ich lernte mit der Zeit den Schmerz zu genießen, die Flügel im ewigen Fallen zu entfachen, welche mich auf sicherem Pfade zum bleichen Monde hinauf getragen haben. Und seine Strahlen webten mir den Panzer, der mich für Dich und Deine Predigten ungreifbar werden ließ. So warst Du Dir selbst nur noch ein Gläubiger Deiner steten Messen aus Illusionen. Und als dieser fanatische Priester wurdest ungewollt Du Messias meiner sinnlichen Lüste. Du entfachtest die Feuer aus Leidenschaft, doch ich sage Dir, oh Prophet vor der Leere, Du triebst mich erst zum Höhepunkt, als ich das Antlitz Deines tiefsten Seelenschmerzes sah.

Wie bei einer Entziehungskur brüllt Dein innerer Trieb in Wollust des Fleisches auf, oh Mensch, dessen Märchen der Seelenverwandtschaft kein Happy End gefunden hat. Der einzig’ Krieg den Du noch imstande zu führen bist, ist jener gegen Dich Selbst. Doch auch in diesem Kampfe kannst Du Dein Schwerte nicht wahrhaftig führen. Du kniest vor Dir selbst und ertränkst im Rausche das Schweigen welches Du selbst heraufbeschworen hast. Ja, Du leidest immer mehr, während ich im Schmelztiegel meiner Gelüste entflamme. Ich bade mich mit feuchtem Leibe im elektrisierenden Nervenzucken Deiner unendlichen Verzweiflung, bis meine erregte Seele sich zurücklehnt und entspannt im Flusse der Befriedigung dahintreibt.

Wie eine Harpyie kreischt Du Deine selbst geschaffene Einsamkeit in die windlose Nacht, und so wird Dein Ruf nicht weitergetragen, bleibt als Echo in Deinem Kopfe bestehen. So trifft Dein eigen Wortlaut Dich wieder und wieder, Du sinkst in Dir zusammen vor den Feldern Deines leeren Lebens. Mensch, ein schwächelnd’ Leib nur noch Träger Deiner kreisrunden Gedanken ist! Auch wenn Du mich nicht siehst, mich nicht greifen kannst, bin ich doch nah bei Dir, in Deinem Denken, in Deinem Leid, im Schweigen das von mir geblieben ist. Es gibt keinen neuen Anfang für Dich, aber auch kein Ende für die grenzenlose Pein. Du lässt mich sogar willig vom Safte Deines Seelenschmerzes trinken, bis ich benebelt von der Energie Deiner Qualen bin, die ich wie ein blutgieriger Vampir in mich aufgenommen habe.

Du könntest beenden Deine Leiden, doch im Grunde scheinst Du es zu genießen, kannst nicht scheiden vom Schmerze, den Du mir als Opfer zum Altare trägst. Verzweifelt suchst Du nach einem Zeichen, nach einer eindeutigen Offenbarung, an Dich kettend die Vergangenheit, die niemals wieder Gegenwart werden wird. Doch spricht endlos die Hoffnung als leises Gebet in Deinem Verlangen, auf das der Morgen erneut käme um Dir den Nebel von den Augen zu wischen. So werd’ ich wohl ewig an Deiner Seite weilen, wenn auch nur als Schatten verblassender Erinnerungen. Doch ich sage Dir Mensch, am anderen Ende der Dimension, werd’ tapfer ich meinen Kampf für die Freiheit schlagen und wahrhaft leben. Werde mit Freuden Dich teilhaben sehen an meinem selbst geschmiedeten Glücke, denn Du wirst niemals auch nur ein winziges Staubkorn mehr davon erhaschen.

Oh Mensch, wenn Du wüsstest wie sehr ich dieses Leiden genieße...

(c)by Arcana Moon


Anmerkung von Mondsichel:

... Ohne Worte ...

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Kommentare zu diesem Text


 franky (23.04.08)
Hey liebe Arcy

"und wahrhaft leben. Werde mit Freuden Dich teilhaben sehen an selbst geschmiedeten Glücke, denn
Du wirst niemals auch nur ein winziges Staubkorn mehr davon erhaschen."
Das ist eine eindeutige Abrechnung mit jemand der dir großes Leid zugefügt hat. Wortgewaltig und beeindruckend geschrieben, geht unter die Haut!

Wünsche dir einen schönen neuen Tag
Franky

 Mondsichel meinte dazu am 14.05.08:
Hallo Franky, ja ick war wahrlich lang nicht mehr da... und das aus gutem Grund. Ich hatte einfach die Freude verloren und als ich sie wiederfand, da wollte ich sie auskosten, habe jedes Glücksgefühl aufgesaugt, als es an mein Herze klopfte. Zu viele Tage im selbst geschaffenem Dunkel verbracht und jetzt wieder das Funkeln der Hoffnung in mir, die seit ewigen Zeiten geschlafen hat.
Meine Worte, die ich schrieb in vergangenen Tagen: zu persönliche Bilder einer tiefen Verletzlichkeit, die ich nicht präsentieren wollte, um noch mehr Angriffsfläche zu bieten. Doch jetzt bin ich zurückgekehrt, bin reifer geworden, habe mich besonnen, und beginne zu begreifen, was es bedeutet den Fuß vor den anderen Fuß zu stellen und nicht zögerlich im Schatten zu warten. Ein langer Reifeprozeß beginnt, dass ich auch tue, was ich nicht nur denke...

Dieser Text, er ist das letze Abbild dessen was von Verletzlichkeit und Schmerz noch geblieben ist. Eine Abrechnung, wahrlich, da sprichst Du recht, aber auch die Beendigung eines ewigen Kreislaufdenkens, das mich hinderte den wahren Weg zu sehen. Ich schrieb die Last mir von der Seele und blicke mit neuer Motivation und neu entfachtem Kampfgeist auf die Zukunft, die ich mir schmieden werde :)

Liebe Grüße Dir,
Deine Arcy
(Antwort korrigiert am 14.05.2008)
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