Sarah

Satire zum Thema Medien

von  JoBo72

Zugegeben: Sarah Brandner ist hübsch. Sehr hübsch. Und sie ist die Lebensgefährtin einer Person des öffentlichen Interesses. Insoweit ist sie selbst eine Person des öffentlichen Interesses. Logik der Medien.

Weiterhin zugegeben: Ich kannte die „Freundin von Bastian Schweinsteiger“ (Delling et al.) nicht, ehe das Turnier begann. Das kann man ignorant nennen. Meinetwegen. Allerdings wird es nunmehr kaum jemanden in Deutschland geben, der sich in die Geborgenheit der Ignoranz zurückziehen kann. Sarah Brandners Bekanntheitsgrad liegt Ende Juni 2008 bei 107 Prozent.

Wo, wann und warum auch immer über die Deutsche Nationalmannschaft berichtet wurde, wurde sie gezeigt. Mit Schweini. Ohne Schweini. Sarah Brandner durfte sich äußern. Über Schweini. Für Schweini. Zum Österreich-Spiel, zum Türkei-Spiel, zum Klimawandel. Was sie sagt, ist egal – wie, nicht. Ihr Lächeln wiegt schwerer als ihre Meinung, selbst wenn sie plausibel erklären könnte, wie man CO2 zu Gold verwandelt. Wenn man hübsch ist, wird man schnell zur Expertin, die keiner ernst nimmt. Zumal, wenn die Stellungnahmen mit Einblendungen von Fotos untermalt werden. Mit Schweini. Ohne Schweini. Mit Schuhen, ohne Schuhe. Mit Bekleidung. Sarah, tu’s nicht!

Das fehlende Motiv, Frau Brandner zu den abwegigsten Dingen zu befragen, ist so greifbar, dass es ehrlicher wäre, würde man ihr sagen: „Lächeln Sie bitte einfach fünf Sekunden in die Kamera. Deutschland sagt Danke!“

„Mit dabei auch Sarah Brandner, die Freundin von Bastian Schweinsteiger.“ könnte irgendwann zur feststehenden Wendung werden, wie „Aus Frankfurt die Wettervorhersage für morgen...“ oder „Hier an der Kasse bitte nicht mehr!“ Irgendwann wird Sarah Brandner zur Referenzgröße des Koordinatensystems im Fußballsport („Neben Sarah Brandner Sepp Blatter, der FIFA-Präsident, hinter Brandner: Beckenbauer.“). Und es wird nicht beim Fußball bleiben. „Kurssturz bei General Motors. Aus New York – Sarah Brandner.“ Ich habe mir heute Vormittag die neue Ausgabe von Gadamers Interpretation des Begriffs der hermeneutischen Fundamentalontologie im Spätwerk Martin Heideggers ausgeliehen. Vorwort: „Dr. h.c. S. Brandner“. Fotos im Anhang.

Die Spieler haben jetzt Urlaub. Und die „Spielerfrauen“ ihre Ruhe. Ich hoffe, das gilt auch für Sarah Brandner. Es wäre ihr zu wünschen.


Anmerkung von JoBo72:

Über keine andere deutsche „Spielerfrau“ ist so viel geschrieben worden wie über Sarah Brandner, Freundin von Bastian Schweinsteiger. Das ergab eine Medienanalyse von 235 meinungsführenden deutschen Zeitungen und Zeitschriften über die vergangenen vier Wochen durch das Unternehmen „Landau Media“.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

Caterina (46)
(30.06.08)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
sievim (47)
(30.06.08)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Judas meinte dazu am 15.09.08:
Ich wusste bis eben weder das eine noch das andere, aber ich habe ein Materazzi-Trikot.
Es gibt Dinge, von denen ich nichts wissen will. Dazu gehören die Frau vom Schweinsteiger und auch die neue Ehe von Bumm-Bumm-Boris. Deswegen habe ich Zeitschriften (außer der Geo!), Zeitungen und Fernseher schon lange nicht mehr. Und meine konsequente Weise bezahlt sich: offenbar habe ich nicht viel verpasst!
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram