Belle-Alliance

Gedankengedicht zum Thema Absurdes

von  Pameelen

Illustration zum Text
(von Pameelen)
Ich habe Benn entdeckt,
habe frische Astern und
den neuen Nietzsche im Gepäck;
stehe nun vor seiner Türe
und rühre mich nicht vom Fleck.

Ich habe Benn besucht,
zu seiner blauen Stunde,
sein Name war fort,
doch ich war da.
Ich habe Benn besucht,
er war nicht da.


Anmerkung von Pameelen:

Dr. Gottfried Benn, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten, praktizierte ab November 1917 in der Praxis auf der Belle-Alliance-Str. 12, heute Mehringdamm 38, Ecke Yorkstr.

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Kommentare zu diesem Text

Caty (71)
(05.08.08)
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 Pameelen meinte dazu am 05.08.08:
Herzlichen Dank für den Kommentar,

sicherlich gut-brüskiert gemeint, sachlich jedoch leider falsch. Es ist in der von dir angenommenen und ausgeführten Form eindeutig widerlegt.

Benn paktierte zu keinem Zeitpunkt mit den Nationalsozialismus, ebenso gab es niemals einen Parteibeitritt. Er kokettierte auch nicht mit dem Nationalsozialismus, sondern wenn, kokettierte er mit der Wehrmacht, mit anderen Worten, seine Zuneigung mit den hiesigen staatlichen Verhältnissen war ebenso anrüchig oder unanrüchig, ethisch richtig oder ethisch falsch wie unsere Verbundenheit zu unserem gesellschaftlichen System, dessen Hintergründe wir nicht wirklich wissen wollen. Nicht zu vergessen, dass Benn unter dem Nationalsozialismus verschiedenster Repression ausgesetzt war.


Beste Grüße

Ralf
Caty (71) antwortete darauf am 05.08.08:
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 Pameelen schrieb daraufhin am 05.08.08:
Ich gebe dir recht insofern, als das man genau hinsehen sollte bei denjenigen, die in dieser Zeit nicht emigriert sind und hier verblieben.

Aber nun kurz zur Erinnerung: Benn wurde 1933 von der Liste derjenigen Ärzte gestrichen, die Atteste ausstellen durften. Nachdem die Praxis unter o.g. Adresse nicht mehr lief, kam es 1935 zur Versetzung nach Hannover in den Versorgungsbereich der Armee in den sogenannten E-Offizierskorps („E“ bedeutete Ersatz, gemeint waren Reaktivierte); das Tätigkeitsfeld umfasste wissenschaftliche Begutachtung von Wehrdienstbeschädigungen und Einsatzbeschädigungen, Prüfung von Rentenansprüchen, Prüfung der Heilfürsorge.

Öffentliche Angriffe gegen eine schriftstellerische Tätigkeit; im „Schwarzen Korps“ (7.5.1936) und im „Völkischen Beobachter“ mit dem Vorwurf, er leiste widernatürliche Schweinereien, Stigmatisierung als entartete Kunst. Eben weil dies öffentlich gemacht worden war, sah sich Benn gezwungen seinen Kommandeur davon in Kenntnis zu setzen. Ein Entfernen aus der Armee kam für diesen nicht in Frage.

1937, gerade in Berlin, nächste Auseinandersetzung mit dem Verlag J.F.Lehmann, der das Blatt „Münchener Medizinische Wochenschrift“ verlegte, aber auch die Rassenbücher von Günther. In dem neu verlegten Buch „Säuberung des Kunsttempels“ wurde Benn angegriffen als Kulturbolschewist und Rassenschänder; der Heeressanitätsinspekteur zwang Benn, dass diese Sätze über ihn hinausgenommen werden.

Ein halbes Jahr später Brief (18.3.1938) vom Präsidenten der Reichsschriftumskammer mit der Mitteilung sein Amtsausschlusses aus der Reichsschriftumskammer und ein Schreibverbot mit sofortiger Wirksamkeit, obwohl Benn seit 1936 nichts mehr veröffentlicht hatte. Auch in dieser Auseinandersetzung hielt die Wehrmacht zu Benn; er wurde aber von der höheren Laufbahn ausgeschlossen und durfte keine Personalfragen bearbeiten.

Gruß Ralf
Caty (71) äußerte darauf am 05.08.08:
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