10. Juni: Casanova und Pulpo, Mister Wang und Mister Wong
Tagebuch
von Raggiodisole
Von Fonfría nach Sarria
Nachtrag zu gestern Abend, weil das darf einfach nicht unerwähnt bleiben.
Das Abendessen in der Meson unten an der Straße war der Hammer. Lentojas als ersten Gang und dann ein wunderbares Geselchtes, das genau so gut schmeckte, wie das G’selchte vom Gretsch Pepi, dem Fleischer meines Vertrauens und Jagdkollegen meines Mannes.
Der Hauptgang war ein undefinierbarer Fleischeintopf, von dem doch ein deutscher Pilger meinte, das sei Gulyasch. Das Fleisch war weich, aber völlig geschmacklos. Und von welchem Teil des Rindes es Stammte, war auch nicht zu eruieren, meinte mein Chefkoch.
Dafür war die Tarta de Santiago als postre dann wieder hervorragend. Die Bedienung war extrem unfreundlich, dafür war der Rotwein gut. Und dem haben auch unsere „Vis a vis“ zur Genüge zugesprochen, zwei deutsche Burschen und eine englisch sprechende Pilgerin. Es war köstlich zu beobachten, wie der eine seiner Tischnachbarin immer wieder nachgeschenkt hat, ohne auf ihren Protest zu achten. Zugegeben, der war auch immer ziemlich schwach und nach einiger Zeit war sie schon sehr lustig. Lukas meinte, dass der Mann sie fachgerecht abfüllt und überlegte leise, was er denn noch mit ihr vorhabe. Das brachte ihm dann auch den Spitznamen „Casanova“ ein.
‚Die Nacht im Doppelzimmer war ein Traum, keine Schnarcher störten unseren Schlaf. Wir schlafen bis halb 8 und packen in aller Ruhe unsere mochilas. Dann gibt es Frühstück in der Herberge und dann geht es ab auf die Piste. Es ist kalt und Nebelschwaden ziehen über das galicische Hügelland.
Triacastela bedeutet einen caffè con leche und weiter geht es Richtung San Xil. Der Nebel lichtet sich und es wird heiß. Aufi und owi geht es. Die Wege sind teilweise matschig oder es rinnt überhaupt das Wasser.
Ein paar Mal komm ich aus dem Tritt, rutsche auf dem matschigen Untergrund aus und das gefällt meinem Knie gar nicht. Ich nehme mir den Knieschutz, aber ein paar Kilometer vor Sarria ist erst mal Endstation. Außerdem beginnt es zu regnen und wir flüchten in eine Bar.
Das viele Bergauf und Bergab hat meinen Meniskus beleidigt und es brennt höllisch.
Wir beratschlagen kurz und Lukas schlägt vor, dass wir uns ein Taxi rufen und nach Sarría bringen lassen. Eine Frau aus Bayern hört von seinem Vorschlag uns schließt sich uns an. Ich bitte also den Wirt, uns ein Taxi zu rufen und genehmige mir in der Wartezeit noch einen Kaffee. Aber aus den angekündigten 15 Minuten wird fast eine Stunde, aber wir sind in Spanien und da ist alles anders. Der „Taxifahrer“ ist eine Frau und sie bringt uns in die Nähe der Herberge Don Alvaro, wo Gitti und ich am 10. Oktober des vorigen Jahres auch schon geschlafen haben.
Es folgt das übliche Procedere und Lukas, dessen Kopfhörer für den MP3-Player kaputt gegangen sind, kann direkt bei der Herbergsmutter neue zu kaufen. Also sparen wir uns die Suche nach eine entsprechenden Geschäft und gehen nur in den supermercado, um unsere Vorräte aufzufüllen und für ein Abendessen zu sorgen.
Auf dem Weg dorthin begegnen wir Ingrid und Uwe wieder. Ist das ein Hallo, Gebussle und Schulterklopfen. Wir plaudern ein wenig und machen Fotos, die Adressen müssen auch noch ausgetauscht werden. Wir sind schon wieder auf dem Rückweg in das Albergue als wir die Tiroler, die wir in La Faba kennengelernt haben, in einer Bar sitzen sehen. Auch hier großes Hallo und wir setzen und ein wenig zu ihnen und plaudern. Sie haben einen Spanier in ihrer Runde und wir bekommen eine Gratisvortrag über die Zubereitung von Pulpo und anderen galicischen Spezialitäten. Einer der Tiroler ist ein absoluter Pulpfan und Lukas verpasst ihm sofort den entsprechenden Spitznamen. Klar, Pulpo. Aus dem „nur kurz“ wird dann doch mehr als eine Stunde, aber wir sind in Spanien, da hat Zeit einen anderen Stellenwert.
Zurück in der Herberge bereitet Lukas uns ein leckeres Abendessen und ich geh dann noch ins Kaminzimmer. Die Hospitaleros haben zur Likörverkostung eingeladen. Hier lerne ich zwei Südkoreaner kennen, die von St. Jean de Pied Port losgelaufen sind. Sie machen eifrig Fotos vor dem offenen Kaminfeuer und erzählen mir, dass sie schon fast durch die halbe Welt gereist sind. Ihre Namen sind schwer zu merken also tauft Lukas sie kurzerhand Mister Wang und Mister Wong.
Das Likörchen ist gut und verleiht die nötige Bettschwere.
Morgen wollen wir bis Portomarin.
Mein heutiger Spruch lautet:
Cuando estés particularmente enfadado y furioso,
recuerda que la vida humana
no dura mas que un momento.
Wenn du besonders ärgerlich oder wütend bist,
erinnere dich, dass das menschliche Leben
nur einen Augenblick währt.
Ich werde mich daran erinnern, wenn unsere französischen Zimmergenossen morgen früh laut und rücksichtslos sind.
Nachtrag zu gestern Abend, weil das darf einfach nicht unerwähnt bleiben.
Das Abendessen in der Meson unten an der Straße war der Hammer. Lentojas als ersten Gang und dann ein wunderbares Geselchtes, das genau so gut schmeckte, wie das G’selchte vom Gretsch Pepi, dem Fleischer meines Vertrauens und Jagdkollegen meines Mannes.
Der Hauptgang war ein undefinierbarer Fleischeintopf, von dem doch ein deutscher Pilger meinte, das sei Gulyasch. Das Fleisch war weich, aber völlig geschmacklos. Und von welchem Teil des Rindes es Stammte, war auch nicht zu eruieren, meinte mein Chefkoch.
Dafür war die Tarta de Santiago als postre dann wieder hervorragend. Die Bedienung war extrem unfreundlich, dafür war der Rotwein gut. Und dem haben auch unsere „Vis a vis“ zur Genüge zugesprochen, zwei deutsche Burschen und eine englisch sprechende Pilgerin. Es war köstlich zu beobachten, wie der eine seiner Tischnachbarin immer wieder nachgeschenkt hat, ohne auf ihren Protest zu achten. Zugegeben, der war auch immer ziemlich schwach und nach einiger Zeit war sie schon sehr lustig. Lukas meinte, dass der Mann sie fachgerecht abfüllt und überlegte leise, was er denn noch mit ihr vorhabe. Das brachte ihm dann auch den Spitznamen „Casanova“ ein.
‚Die Nacht im Doppelzimmer war ein Traum, keine Schnarcher störten unseren Schlaf. Wir schlafen bis halb 8 und packen in aller Ruhe unsere mochilas. Dann gibt es Frühstück in der Herberge und dann geht es ab auf die Piste. Es ist kalt und Nebelschwaden ziehen über das galicische Hügelland.
Triacastela bedeutet einen caffè con leche und weiter geht es Richtung San Xil. Der Nebel lichtet sich und es wird heiß. Aufi und owi geht es. Die Wege sind teilweise matschig oder es rinnt überhaupt das Wasser.
Ein paar Mal komm ich aus dem Tritt, rutsche auf dem matschigen Untergrund aus und das gefällt meinem Knie gar nicht. Ich nehme mir den Knieschutz, aber ein paar Kilometer vor Sarria ist erst mal Endstation. Außerdem beginnt es zu regnen und wir flüchten in eine Bar.
Das viele Bergauf und Bergab hat meinen Meniskus beleidigt und es brennt höllisch.
Wir beratschlagen kurz und Lukas schlägt vor, dass wir uns ein Taxi rufen und nach Sarría bringen lassen. Eine Frau aus Bayern hört von seinem Vorschlag uns schließt sich uns an. Ich bitte also den Wirt, uns ein Taxi zu rufen und genehmige mir in der Wartezeit noch einen Kaffee. Aber aus den angekündigten 15 Minuten wird fast eine Stunde, aber wir sind in Spanien und da ist alles anders. Der „Taxifahrer“ ist eine Frau und sie bringt uns in die Nähe der Herberge Don Alvaro, wo Gitti und ich am 10. Oktober des vorigen Jahres auch schon geschlafen haben.
Es folgt das übliche Procedere und Lukas, dessen Kopfhörer für den MP3-Player kaputt gegangen sind, kann direkt bei der Herbergsmutter neue zu kaufen. Also sparen wir uns die Suche nach eine entsprechenden Geschäft und gehen nur in den supermercado, um unsere Vorräte aufzufüllen und für ein Abendessen zu sorgen.
Auf dem Weg dorthin begegnen wir Ingrid und Uwe wieder. Ist das ein Hallo, Gebussle und Schulterklopfen. Wir plaudern ein wenig und machen Fotos, die Adressen müssen auch noch ausgetauscht werden. Wir sind schon wieder auf dem Rückweg in das Albergue als wir die Tiroler, die wir in La Faba kennengelernt haben, in einer Bar sitzen sehen. Auch hier großes Hallo und wir setzen und ein wenig zu ihnen und plaudern. Sie haben einen Spanier in ihrer Runde und wir bekommen eine Gratisvortrag über die Zubereitung von Pulpo und anderen galicischen Spezialitäten. Einer der Tiroler ist ein absoluter Pulpfan und Lukas verpasst ihm sofort den entsprechenden Spitznamen. Klar, Pulpo. Aus dem „nur kurz“ wird dann doch mehr als eine Stunde, aber wir sind in Spanien, da hat Zeit einen anderen Stellenwert.
Zurück in der Herberge bereitet Lukas uns ein leckeres Abendessen und ich geh dann noch ins Kaminzimmer. Die Hospitaleros haben zur Likörverkostung eingeladen. Hier lerne ich zwei Südkoreaner kennen, die von St. Jean de Pied Port losgelaufen sind. Sie machen eifrig Fotos vor dem offenen Kaminfeuer und erzählen mir, dass sie schon fast durch die halbe Welt gereist sind. Ihre Namen sind schwer zu merken also tauft Lukas sie kurzerhand Mister Wang und Mister Wong.
Das Likörchen ist gut und verleiht die nötige Bettschwere.
Morgen wollen wir bis Portomarin.
Mein heutiger Spruch lautet:
Cuando estés particularmente enfadado y furioso,
recuerda que la vida humana
no dura mas que un momento.
Wenn du besonders ärgerlich oder wütend bist,
erinnere dich, dass das menschliche Leben
nur einen Augenblick währt.
Ich werde mich daran erinnern, wenn unsere französischen Zimmergenossen morgen früh laut und rücksichtslos sind.