Das wusstest du doch immer

Gedicht zum Thema Hoffnung/Hoffnungslosigkeit

von  Erebus

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Du bist, das wusstest du doch immer,
zuletzt das unbestimmte Wesen,
das sich erträgt und hellt am Schimmer
der Hoffnung: endlich zu genesen.

Es buhlt der Tod und freit das Leben,
in deinen Räumen weicht die Zeit.
Der Schierling mischt sich zu den Reben,
da steht der Kelch für dich bereit.

Doch dieser Trank berauscht dich nimmer.
Du sinkst allein, das alte Lied.
Und du verschließt das letzte Zimmer,
wo Lichtes sich von Dunklem schied.

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Kommentare zu diesem Text

Caterina (46)
(25.08.08)
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 Erebus meinte dazu am 26.08.08:
Hallo Caterina,

welcher Schierlingsbecher?
Das ist ein Kelch mit einem Gemisch von Reb- und Schierlingssaft - die Assoziation spielt dir hier einen Streich, denn es ist nicht das Bild für den Tod allein, als vielmehr für das Gemisch aus Leben und Tod. Vielleicht kommt das dann mit der Erwartung und dem Ausbleiben eines Rausches besser hin?
Na ja: das "hellt" hm, finde ich suboptimal.
echt?
Wenn du's gesprochen hörst, wird es dir nicht auffallen. Und gelesen passt es zusätzlich doch ganz ausgezeichnet zum Schimmer und zum nachfolgenden Hell/Dunkel-Spiel ?
Dies und das "sinkst" in S3 sind doch die letzten kleinen Freuden, die blieben ...

danke für's Nachvollziehen und Kommentieren!
Liebe Grüße,

Uli
chichi† (80)
(25.08.08)
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 Erebus antwortete darauf am 26.08.08:
Hallo Chichi -

ich freue mich sehr über dein Lob und den Zuspruch!

Ganz herzlichen Dank und liebe Grüße
Uli

 tulpenrot (26.08.08)
Ein bisschen Spielerei - bei aller Tragik des Inhalts - ist ja doch dabei.
Wenn ich mir die von Caterina bemängelte Stelle anschaue , so finde ich darin eben gerade dieses spielerische Element: Ich lese "erträgt" und erwarte dann auch folgerichtig "erhellt", die Vorsilbe ist weggelassen - das macht es interessant.
Ebenso beim laut Lesen: Das Auge liest "hellt", das Ohr kennt das Wort nicht und hört "hält".
Ähnlich ergeht es mir bei "Du sinkst allein, das alte Lied". Ich höre "du sinkst allein" (hinunter, hin, hinüber), durch den Nachsatz aber "das alte Lied" bekommt das Gehörte wieder einen zweiten Sinn: "Du singst allein das alte Lied."
Das "unbestimmte Wesen" kommt hier inhaltlich und gerade an diesen Stellen auch formal gut zum Ausdruck.
Ich kenne solche Zustände nur zu gut!
Angelika

 Erebus schrieb daraufhin am 28.08.08:
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Liebe Angelika,

zunächst meinen ganz herzlichen Dank für deinen Kommentar!
Du siehst das ganz richtig, diese Spielerei, dieses Ostereierfärben, dass war ein bisschen Würze für mich.
Jetzt, wenn du von Zuständen sprichst, frage ich mich, ob Zustand das richtige Wort ist? Ich wollte eigentlich weniger Seelenlage als vielmehr ein Filtrat daherbringen. Sozusagen über den Bodensatz schreiben.
Aber sicherlich, ja, dieser Gedanke kann bedrohliche Ausmaße annehmen, wenn man meint, die Welt habe sich darin zum schlechten verkehrt. Die Welt, so glaube ich, bleibt davon ungerührt. Die Sonne scheint genauso wie auch gestern, und auch morgen hört man noch Kinderstimmen. Jedoch, der innerliche Zwang zum Positiven, den wollte ich ausfegen. Das alles nur lebenswert sei, wenn ein Rausch geschieht, wenn Erleben dionysisch ist wie das Saugen an der Mutterbrust.

liebe Grüße an dich

Uli
Graeculus (69)
(28.09.14)
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